Erneut hat der Terror Europa erreicht.

Diesmal war Brüssel Schauplatz mehrerer Bombenanschläge mit über 30 Toten und 200 Verletzten (die genaue Zahl steht noch nicht fest). Vier Monate nach den Parisattentaten, wenige Tage nach dem letzten Anschlag in der Türkei müssen wir uns erneut mit dieser feigen und grausamen Art der Kriegführung auseinandersetzen. Erneut dürfte es sich bei den Attentäter um IS-Jünger handeln. Soweit so schlecht.

In einer Welt, in der unsere Generation relativ behütet ihren täglichen Geschäften nachgeht ist dies ein nachhaltiger Schock für die Menschen die sich bisher sicher wähnten. In Europa ist diese Art der Kriegsführung (und ja, Terror ist Krieg!) seit den 80er Jahren nicht mehr vorgekommen. Vielleicht erinnert sich die eine oder der andere noch an die Anschläge der RAF, der ETA, IRA und den Roten Brigaden, sagen Namen wie Bologna, wo am 2. August 1980 beim Anschlag auf den Bahnhof 85 Menscen starben oder der ETA-Bombenanschlag an ein Kaufhaus in Barcelona am 21. Juli 1987 (damals starben 21 Menschen) oder der Ort Omagh noch etwas wo IRA-Terroristen am 15. August 1998 29 Menschen töteten. Auch die Entführung einer Lufthansa-Maschine nach Mogadischu durch die RAF im Jahre 1977 ist sicher noch in Erinnerung. Ebenso ein gewisser Anders Breivik der in Norwegen 77 Menschen ermordete.

Diese Aufzählung soll zeigen, dass der Terror in Europa durchaus kein rein „islamisches“ Gesicht hat, wie uns viele Politiker und Sicherheits­experten weismachen wollen. Wenn jemand einen derartigen Anschlag vorbereitet dann kann kein Sicherheitssystem der Welt ihn oder sie daran hindern. Was ich sagen will ist, dass keine Gesellschaft der Welt Terroranschläge verhindern kann. Bestenfalls kann man die Gesellschaft so ausrichten, dass die Möglichkeit derartiger Taten gegen Null tendieren. Das geht allerdings nur in einer weltoffenen, aufgeklärten Wertegemeinschaft die sich täglich miteinander (und nicht gegeneinander) auseinandersetzt und weiterentwickelt.

Zäune, Mauern, Überwachungskameras sind da sicher nicht das richtige Mittel auch wenn sie vordergründig dem subjektiven Sicherheitsgefühl des Einzelnen entgegenkommt. Nur – wenn wir uns den letzten Anschlag am Brüsseler Flughafen ansehen dann merken wir schnell, dass die Attentäter zwar in kurzer Zeit identifizieren waren weil sie von Dutzenden von Kameras erfasst wurden, diese Kameras allerdings den Anschlag selber genausowenig verhindern konnten wie Kontrollen und Sicherheitsschleusen. Immerhin ist Brüssel die EU Hauptstadt und damit sicherheitstechnisch kein „weiches Ziel“!

Genausowenig – und damit kommen wir zu meiner Überlegung – wird Terror damit vermieden, dass man pauschal gegen Ethnien oder Flüchtlinge hetzt. Denn auch diese Hetze ist schon eine Form von Terror, auch wenn sie von den Hetzenden nicht als solcher empfunden wird. Weil – und da sage ich jetzt bewusst WIR – weil wir uns nicht in deren Lage hineinversetzen können oder wollen. Irgendwer ist halt immer schuld, am Besten jene, die sich nicht wehren können. Flüchtlinge oder praktischerweise Selbstmordattentäter. Hauptsache man kann die Verantwortung auf andere abwälzen. Obwohl – das Öl der Schurkenstaaten (der IS finanziert sich vorwiegend aus dem Verkauf von Erdöl) – nehmen wir wiederum gerne, es ist ja toll wenn der Benzinpreis niedrig ist. Ebenso ist es für uns ganz normal, Waffen in diese Regionen zu schicken, manchmal sogar gleich mit den sie bedienenden Menschen. Das heisst dann „Koalition der Willigen“ oder „EU Kampfeinsatz“ bzw. „Unterstützung vor Ort“.

Andererseits wundern wir uns dann, wenn wir in diesen Ländern dann nicht allzuviele Fans haben, auch wenn es uns die Politiker und Medien immer anders einzureden versuchen.

Für mich ist es wichtig, dass die Angst vor einem Terroranschlag nicht überhand nimmt, die Menschen nicht noch ängstlicher und damit isolationistischer werden und jene Kräfte, die zwar angeblich „für die eigenen Leut“ da sind, in Wirklichkeit nur ihre beinharten wirtschafts­politischen Ziele, eines davon die Ausschaltung einer kritischen Opposition erreichen wollen überhand nehmen. Oder gar an die Macht kommen.

Wir müssen weiterhin offen für Andere bleiben, dürfen unsere Mensch­lichkeit nicht zugunsten eines nicht herstellbaren Sicherheitsempfinden verlieren und schon gar nicht dürfen wir uns gegeneinander aufhetzen lassen. So etwas führt immer zum Krieg. Vor hundert Jahren war es bereits der Fall, vielleicht erinnern wir uns daran und lernen daraus. Wenn nicht ist unsere Wertgemeinschaft – ganz unabhängig von diesen Terroranschlägen – in Gefahr. Oder um es anders zu formulieren: „Wenn der Esel übermütig wird, geht er aufs Eis tanzen!“

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