Internationale Ausstellung in Steyr, Oberösterreich.

Nach den Stationen Berlin, Dortmund, Hamburg, Moskau, Prag und Warschau wird nun die internationale Ausstellung „Zwangsarbeit im Nationalsozialismus“ in Österreich gezeigt. In Steyr, einem ehemaligen Zentrum der NS-Zwangsarbeit.

Was hat der Ort Steyr in Oberösterreich mit dem Nationalsozialismus zu tun? Bei einem Besuch wirkt die Kleinstadt zunächst verträumt und beschaulich, und lässt keineswegs erahnen, dass dieses Städtchen auch andere Zeiten erlebt hat.

Im Museum Arbeitswelt Steyr, einem ehemaligen Betriebsgebäude der Steyr-Daimler-Puch AG (bis 1934 Steyr-Werke) wurde während des Dritten Reiches Geschichte geschrieben, die Geschichte eines expandierenden Rüstungskonzernes. 1944 hatte er zirka fünfzig­tausend Beschäftigte an verschiedenen Standorten im Reich und in den besetzten Ländern.

Zwangsarbeiter­Innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge mussten an diesem Ort Panzer, Gewehre und andere Kriegsgüter produzieren. In Steyr-Münichholz entstand auf Initiative des Generaldirektors und SS-Standartenführers Georg Meindl 1942 das erste Außenlager des KZ Mauthausen.

Wer die im Erdgeschoss des ­Museums angesiedelte Ausstellung betritt, ahnt zunächst wenig von ihrem Ausmaß.

In fünf Abteilungen wie

  1. Gewöhnung, Gewalt und Ausgrenzung vor dem Krieg (1933–1939);
  2. Radikalisierung, Zwangsarbeit im besetzten Europa (ab 1939);
  3. Massenphänomen. Zwangsarbeit im Deutschen Reich (1942 bis 1945);
  4. Befreiung, Aufarbeitung und Folgen der Zwangsarbeit und
  5. Gerechtigkeit

nähert sich die BesucherIn Schritt für Schritt dem Thema Zwangsarbeit.

Exponate, Schaubilder und Hörprotokolle ehemaliger Zwangsarbeiter­Innen geben Auskunft über Erfahrungen während der Zeit des National­sozialismus. „Die Ausstellung verdeutlicht, wie stark die Gesellschaft in Deutschland und Österreich nationalsozialistisch durchdrungen war“, hebt Prof. Dr. Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung „Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora“ hervor. Sie beleuchtet das rassistisch definierte Verhältnis zwischen der sogenannten „Volksgemeinschaft“ und den Zwangsarbeiter­Innen.

Das Besondere der Schau liegt in der Aufarbeitung der europäischen Dimension der Zwangsarbeit. 1938, durch den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und die Machtübernahme der National­sozialisten, etablierte sich Zwangsarbeit auch in Österreich.

Der im Wallstein-Verlag Göttingen herausgegebene Katalog zur Ausstellung, mit einem Extrakapitel ­“Zwangsarbeit in Österreich zwischen 1938—1945″, ergänzt den Museums­besuch idealerweise (Termine und Filme unter museum-steyr.at).

Die Autorin bedankt sich bei Stephan Rosinger, Museum Arbeitswelt Steyr, für die Bereitstellung des Rezensions­exemplares „Zwangsarbeit im Nationalsozialismus“, Göttingen:Wallstein, 2016.

Öffnungszeiten

der Ausstellung „Zwangsarbeit im Nationalsozialismus“:
bis 18. Dezember 2016
Dienstag bis Sonntag, 9 bis 17 Uhr,
Wehrgrabengasse 7, 4400 Steyr,
Telefon (07252) 773 51-0

Geschrieben von Cornelia Stahl, Redakteurin Literaturfenster Österreich, Radio Orange.

Quelle: Die Alternative

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