Pro

Wir leben in einer Welt, die ständig komplexer und schnelllebiger wird. Starre Systeme, die versuchen, diese Komplexität trotz hoher Geschwindigkeit im Vorfeld beschreiben zu wollen, sind überholt. Alte Gehaltssysteme haben aus dieser Sicht ausgedient. Um auf die sich andauernd verändernden Leistungen in der Kommune umstellen zu können, soll künftig Tätigkeit über Ausbildung bewertet und bezahlt werden. Gute als auch schlechte Leistung soll Konsequenzen haben. „Positiv“ mit möglichst hürdenfreiem Vorankommen und nicht jahrelangem Hochdienen und „negativ“ mit  einer Reduktion des Einkommens bis hin zur Beendigung des Dienstverhältnisses.

Die Stadt will mit höheren Einstiegsgehältern junge ArbeitnehmerInnen einstellen, um Rücksicht auf Lebensinfrastruktur, Freizeit und Familienplanung zu ermöglichen. Der Zulagen- und Nebengebührendschungel soll ein Ende haben und die Leistung einen transparenten Wert haben. Durch die begleitende Veränderung Dienstbeurteilungen nur noch mit „entspricht“ oder „entspricht nicht“ zu versehen, könnte bei sehr guter Führungskräfteauswahl Kommunikation auf Augenhöhe im Arbeitsleben ermöglichen. Dies wiederum begünstigt offene angstfreie Kommunikation im Sinne eines internen Qualitätsmanagement.

Denn ganz ehrlich – das Buckeln und Kuschen aus Angst vor einer schlechten Beurteilung und den einhergehenden Verlust von Zulagen bzw. einer Beförderung wird die Stadt und ihre Dienstleistungen nicht erfolgreicher machen.

 

Contra

Haben wir ein neues „diskriminierungsfreies, faires, transparentes usw.“ Dienst- und Besoldungsrecht mit der Neuverteilung der Lebensverdienstsumme mit höheren Einstiegsgehältern wirklich gebraucht? Ich bin nicht überzeugt!

Schauen wir uns die Sache mit den höheren Einstiegsgehältern an. Kaum jemand kommt völlig ohne Berufserfahrung zur Stadt. In den letzten Jahren hat die Stadt als Gesetzgeberin so ziemlich alles getan, um Erfahrungszeiten aus der Privatwirtschaft immer weniger bis gar nicht für die Entlohnung anzurechnen. Die Folge waren niedrige Einstiegsgehälter. Hier wird uns nunmehr die Besoldungsreform als Heilung für die selbstverursachte Krankheit verkauft. Ich würde auch gerne die angeblich gleichbleibende Lebensverdienstsumme von externen Experten nachrechnen lassen. Experten die weder der Stadt noch der Gewerkschaft nahestehen, würde ich bevorzugen und gespannt auf das Ergebnis warten.

Nehmen wir an, die Lebensverdienstsumme bleibt tatsächlich gleich. Warum müssen dann andere rechtliche Bestimmungen verschlechtert werden (Urlaubsregelung, Karenz, etc.)? Ist das dann fair und diskriminierungsfrei?

Zu guter Letzt stellt sich die Frage, was das jene überhaupt angeht, die schon bei der Stadt arbeiten. Alle Kolleginnen und Kollegen werden dazu gezwungen diese Reform zu finanzieren. Ja ihr habt richtig gelesen. Es verlangt jetzt akut niemand ein paar Euro von euch. Dafür „dürft“ ihr aber mehr arbeiten und so mithelfen die Arbeit zu verdichten und Dienstposten einzusparen.

Hier die Zahlen:

  • ab sofort 6 Monate keine Aufnahmen bis März 2018 (1750 Dienstposten)
  • jeder 2. freiwerdende Dienstposten wird bis 2020 mit 6 Monaten Verzögerung nachbesetzt (875 DP)
  • bis 2022 werden 450 Dienstposten komplett gestrichen.

Offensichtlich ist unsere Dienstgeberin noch immer der Meinung, sie könne überall noch was einsparen. Vielleicht sollte sie bei den Inseraten, Frankenkrediten, Spitalsneubauten usw. anfangen und nicht bei den Angestellten, die vielfach schon „am Zahnfleisch gehen“.

Download: KIV Magazin September 2017

Illustration von www.freepik.com

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