Diese abenteuerlichen Schweden: Mehr Pausen, mehr Freizeit, mehr Energie.

Während hierzulande auch im Gesundheitsbereich weiterhin eifrig Personal eingespart wird, wagt Göteborg in Schweden derzeit ein Arbeitszeitexperiment: Seit dem 1. Feber gibt es unter anderem im Altersheim in Göteborg den 6-Stunden-Tag bei gleichbleibendem Gehalt. Mit diesem Versuch erhofft sich die Stadt Einsparungen durch geringere Krankenstandstage und gesündere MitarbeiterInnen, die auch tatsächlich bis 65 arbeiten können, ohne daran „einzugehen“.

Durch die geringeren Sozialausgaben und die gesenkte Anzahl an Krankenstandstagen soll sich das Projekt langfristig sozusagen selbst finanzieren, KritikerInnen warnen aber vor Steuererhöhungen und zweifeln, ob das Gehalt tatsächlich längerfristig gleich hoch bleibt, oder langsam nach unten gesenkt werden und Teilzeitgehältern angepasst werden soll.

Während es zu früh für Analysen über das Gelingen oder Scheitern des Projekts ist, zeigten sich die MitarbeiterInnen bereits nach einer Woche von den neuen Arbeitsbedingungen begeistert.

Mehr Pausen, mehr Freizeit, mehr Energie

Kafiye Taspinarm, die seit mehr als zehn Jahren in der Altenpflege arbeitet und momentan auf der Demenzstation des Altenheims tätig ist,meint dazu: „Seit Montag arbeite ich nur noch sechs Stunden am Tag – und es fühlt sich unwahrscheinlich gut an. Ich hab nicht mehr einen so langen Tag und komme finanziell immer noch über die Runden. Gestern bin ich eine Stunde vor meinem achtjährigen Sohn zuhause gewesen, konnte mich erholen und hab nachher leicht die Energie gehabt, noch mit ihm Rodeln zu gehen. Es ist wunderbar.“

Auch ihre Kollegin, Kazal Shmohammad, hat bereits Auswirkungen der kürzeren Arbeitszeit bemerkt. „Ich habe mehr Energie, sowohl in der Freizeit, als auch hier auf der Station. Wir mögen unsere Arbeit, aber sie ist psychisch und physisch anstrengend. Wir haben viele Aufgaben, wie das Waschen unserer BewohnerInnen, Kochen und auch Putzen. Aber besonders wichtig ist es, die Zeit und Energie zu haben, die BewohnerInnen zu aktivieren.“

Beide Krankenschwestern sind sich einig, dass eine Reduktion der Arbeitszeit sich nicht nur positiv auf die Mitarbeiter, sondern auch auf die BewohnerInnen auswirkt. „Am Ende einer 12-Stunden-Schicht hat man nicht mehr die nötige Energie, auf die BewohnerInnen so einzugehen, wie sie es verdient haben“, meinen sie.

„Es wird besser“

Beide Frauen sind sich sicher, dass bei einer 40-Stunden-Woche die Fehlzeiten deutlich höher sind, als bei dem neuen Modell mit geringerer Arbeitszeit. „Einerseits, weil die Leute von der Arbeit erschöpft sind, andrerseits, weil sie keine Zeit haben, sich um ihre eigene Gesundheit zu kümmern. Aber jetzt wird es besser werden. Ich werde nächste Woche mit Zumba beginnen – jetzt hab ich die Zeit und die Kraft dazu, auch nach der Arbeit,“ meint Zafiye. „Und ich habe gerade eine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio gekauft!“, lacht Kazal.

Hört sich ja paradiesisch an.

Schade, dass unsere PolitikerInnen derweilen lieber schweigen, als Probleme anzusprechen und ein bisschen Mut zu zukunftsweisenden Lösungen zu zeigen.

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