Die Einkommens­schere klafft weiter­hin auseinander.

Dieser Slogan ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, klingt jedoch in den Ohren vieler Frauen noch immer wie Hohn, arbeiten sie doch – statistisch gesehen – seit gestern, Sonntag, dem 11. Oktober 2015 bis zum Jahresende gratis. Das sind immerhin elf Wochen und vier Tage. In Wien ist der Equal Pay Day am 26. Oktober erreicht, das sind dann auch noch neun Wochen und vier Tage. Während Männer im Durchschnitt 47.985 Euro Jahreseinkommen haben, ist dieser Wert bei den Frauen über 10.000 Euro niedriger und liegt bei 37.219 Euro. Das ist ein Einkommensunterschied von 22,7% österreichweit, wobei dieser Wert von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ist. So ist die Einkommensschere in Vorarlberg mit 30.9% am größten, in Wien mit 18,1% am geringsten, aber immer noch viel zu hoch.

Das liegt vor allem daran, dass viele Frauen weniger Versicherungszeiten haben oder ein Leben lang nur teilzeitbeschäftigt sind. Darüber hinaus sind auch oft die Einstiegsgehälter der Frauen – vor allem in sogenannten frauentypischen Berufen – niedriger als jene der Männer, Gründe lassen sich hier einige finden, zu akzeptieren ist eine solche Praxis jedoch nicht.

Zwar gibt es in der Privatwirtschaft mit den Kollektivverträgen grundsätzlich Chancengleichheit, wird in der Praxis jedoch kaum ein Mann einen Beruf ergreifen, in dem er von Anfang an weniger verdient – vom gesellschaftlichen Druck, nur ja keinen „Mädchenberuf“ auszuüben, ganz zu schweigen. Umgekehrt ist es für Frauen, die „Männerberufe“ ergreifen oftmals schon in der Ausbildung schwer, sich gegen ihre männlichen Kollegen durchzusetzen. Das traditionelle Rollenbild wird hier noch immer stark gepflegt, Mobbing und/oder sexuelle Belästigungen sind leider immer noch an der Tagesordnung und ist quasi ein Bollwerk der Männer gegen ein „Eindringen“ von Frauen in ihre Domäne – und das obwohl es statistisch belegt ist, dass es arbeitstechnisch kaum Unterschiede bei den Geschlechtern gibt, im Gegenteil. Dort wo Geduld, handwerkliches Geschick und Genauigkeit gefordert ist sind sie oftmals besser als ihre männlichen Kollegen.

Ein anderer Punkt ist die Besetzung von Führungspositionen mit Frauen. Hier herrscht quasi noch eine Männerdiktatur, ist nur einer von zehn Führungsposten österreichweit mit Frauen besetzt und haben diese im Falle eines direkten Vergleiches mit ihren männlichen Konkurrenten um den Posten kaum Chancen. Einerseits, weil sie meist gar nicht in die Position für eine erfolgreiche Bewerbung fallen und andererseits weil ihnen schlichtweg nicht zugetraut wird, die angestrebte Position dauerhaft besetzen zu können. Das „Und was ist wenn sie schwanger wird?„-Totschlagargument zieht hier noch immer. Darüber hinaus werden Frauen in Führungspositionen oftmals als „karrieregeil“ und schlimmeres bezeichnet – alles um sie im Vorhinein zu diskreditieren und auszuschließen. Chefsessel sind Männersache!

Nun was kann man dagegen tun?

Zunächst einmal den Lippenbekenntnissen Taten folgen lassen, Frauen von Anfang an gleich zu bezahlen, ihre Karenzzeiten nicht negativ bewerten und endlich den „Machoismus“ in den Führungsebenen beenden. Die dafür geschaffenen dienstrechtlichen Instrumente gibt es bereits. Auch sollten sich die Frauen endlich einmal bewusst werden, dass sie besoldungstechnisch weder Menschen zweiter Klasse noch Lückenbüßer sind.

Ich weiß schon, Mut und Selbstbewusstsein kann man nicht kaufen – aber lernen.

Der (nächste) Equal Pay Day. 2016 soll – wenn man von den derzeitigen Berechnungen ausgeht – am 10. Oktober 2016 stattfinden. Die GdG-KMSfB hat für heuer eine Kampagne unter dem Titel „Transparenz“ gestartet um den Frauen klarzumachen, dass sie bei der Stadt Wien die Mehrzahl, nämlich 53% der Beschäftigten ausmachen. Mit anderen Worten ausgedrückt: wenn sie nicht wollen, steht das Werkl still. Und genau das soll mit dieser Kampagne bewusster gemacht werden.

Zwar gibt es Zielvorgaben seitens der Stadt Wien, auch das Wiener Gleichbehandlungsgesetz hat hier klare Definitionen, nur – es ist solange totes Recht solange es niemand einfordert und nötigenfalls auch dafür kämpft. So verlangen die Frauen in der GdG-KMSfB eine transparente Offenlegung aller Zulagen und Nebengebühren bei neuen Dienstposten sowie eine faktische Angabe von „Mehrdienstleistungen“ und der damit verbundenen Realentlohnung. Auch bei der zweiten Wiener Landesfrauenkonferenz am 9. Oktober 2014 waren diese Forderungen zum wiederholten Mal erhoben worden.

Bisher allerdings ohne Erfolg.

Weiterführende Links:

Berechnung

Personal im öffentlichen Dienst – Statistiken

APA: Equal Pay Day: GdG-KMSfB-Frauen fordern mehr Einkommenstransparenz

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