Als Generation Y wird die Generation bezeichnet, die im Zeitraum von etwa 1980 bis 1999 geboren wurde.

Je nach Quelle wird diese Generation auch als Millennials (zu deutsch etwa die Jahrtausender) bezeichnet. Daneben ist die Generation die erste der „Digital Natives“, also jene derer, die in der digitalen Welt aufgewachsen sind.

„Technikaffin, freizeitgeil, im Selbstverwirklichungswahn, moderne Nomaden am Arbeitsplatz, Spaß statt großes Geld“ –  all das hört man über die sogenannte „Generation Y“, die jungen Menschen, die etwa zwischen 1980 und 1999 geboren sind. Ja, die Generation Y ist in aller Munde. Es wird viel über sie geredet und noch mehr darüber geschrieben.
Publiziert  wird allerdings hauptsächlich von Menschen, die nicht dieser Generation angehören. Es wird beobachtet, interpretiert, im besten Fall sind wir Eltern dieser Generation – aber wie sieht sich diese Generation selbst? Was wollen die „Ypsiloner“ und welchen Platz hat ihnen die so genannte Gesellschaft zugeordnet? Und was bedeutet das für die Arbeitswelt?
Was macht die Jungen anders? Sind sie anders?

„Wir sind eine andere Generation – eine Generation, die sich selbst verwirklichen will. Eine Generation, die stets nach dem Sinn sucht hinter dem, was sie tut. Die ‚Sicherheit‘, nach der unsere Eltern suchten, gibt es längst nicht mehr. Ich denke, es ist Zeit, uns zu emanzipieren“

– das sagt Blogger Ben Paul über seine eigene Generation. Er definiert die gemeinsamen Merkmale seiner AltersgenossInnen unter anderem zu diesen Hauptpunkten:

  • Wir suchen nach dem Sinn. In allem. Und überall. Wir reflektieren und hinterfragen.
  • Wir verzichten auf das „große Geld“, denn wir erkennen, dass Geld wirklich nicht alles ist.
  • Wir sind eigenständig und individuell; wir suchen nach uns selbst – und wollen wir selbst sein.
  • Wir suchen und suchen – und wollen uns nicht festlegen, wollen keine Entscheidungen treffen.
  • Wir wollen eigene Projekte starten; we dream big, doch manchmal reden wir mehr als wir machen.
  • Wir und das Internet. Wir wollen so viel wie möglich mit unseren Freunden (auch im Ausland) connected sein, doch Social Media bleibt Social Media– und keine reale Kommunikation im echten Leben.
  • Wir wollen die Welt sehen, reisen und ortsunabhängig sein. Wir wissen was wir wollen – so grob zumindest. Und Reisen gehört für einige von uns dazu.

Eine Generation der Krise

Gültige Aussagen lassen sich grundsätzlich nicht für gesamte Generationen treffen, es lassen sich höchstens allgemeine Trends feststellen. Was Generation Y laut dem deutschen Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann jedoch eint, ist, dass sie eine Generation der Krise ist, aufgewachsen in einer Zeit zwischen Terroranschlägen und einer schlechten wirtschaftlichen Situation. Das habe die „Ypsiloner“ geformt, für sie ist nichts mehr planbar, nichts mehr vorhersehbar, nichts mehr gewiss.Der klinische Psychologe und Psychotherapeut Franz Oberlehner fügt an, dass die heute 18- bis 35-Jährigen anders erzogen wurden und eine andere Position in ihren Familien haben: Während früher Kinder weniger im Mittelpunkt standen und sich mit ihren Bedürfnissen hintanstellen mussten, seien sie heute häufig „eine Art Lebensinhalt“ für ihre Eltern. Das erzeuge Selbstvertrauen.
Trotz alledem lässt sich nur schwer Allgemeingültiges über eine ganze, heterogene Generation sagen, weder von außen, noch von innen. Hinzu kommt, dass sich Werte mit dem Alter ändern. „Wenn heute 20-Jährige in Umfragen sagen, ein vielfältiges Aufgabenfeld, Sinnhaftigkeit oder Familie seien ihnen wichtiger als ein gutes Gehalt oder Aufstiegsmöglichkeiten, hat das zunächst nicht viel zu bedeuten“, meint Markus Reitzig, Managementprofessor an der Universität Wien. Die „Notwendigkeit der schnöden Dinge“ hat diese Generation noch vor sich. Werden die Kinder größer, müssen die Wohnung und das Auto mitwachsen und  die Endlichkeit der eigenen Arbeitskraft wird ebenfalls fühlbar – wie bei allen Generationen davor. Also können wir heute nicht ausschließen: Steigt der Wunsch nach Sicherheit, würden auch für die Generation Y „altbackene“ Werte wieder an Wichtigkeit gewinnen.
Denn so wie die Baby-Boomer (etwa 1945 bis 1965 Geborene) habe auch die Generation X (etwa 1965 bis 1980 Geborene) irgendwann ihren Lebensstil geändert. „Das wird jetzt genauso sein.“  Möglicherweise seien die Vertreter der Generation Y als 50-Jährige also auch „unproduktive Sesselkleber“, so Nicole Alexy, Kritikerin des Mythos um die Generation Y und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität der Bundeswehr München.

Sicherheit gibt es nicht mehr: Die Arbeitswelt der Generation Y

Die Arbeitsrealität der Generation Y ist anders, als die von früheren Generationen. Allein der Berufseinstieg für junge Menschen ist heute schwieriger: Fair bezahlte und hochwertige Jobs, sagt die OECD, seien insbesondere für junge ArbeitnehmerInnen seltener geworden. Immer mehr EinsteigerInnen erhalten nur noch befristete Verträge oder unterbezahlte Jobs. Das führt zu einer gewissen Unsicherheit und verlangt Flexibilität und Mobilität. Und wie in jeder Generation ist nicht nur die Bildungselite am Arbeitsmarkt unterwegs, sondern auch jene mit einem einfachen oder mittleren Schulabschluss bzw. im schlimmsten Fall mit gar keinem. Einfach ist das alles nicht. Die Generation Y hat deswegen auch ihre Haltung zur Arbeit geändert, und hier könnte man sich einiges abschauen:Offenes, selbstbewusstes Ansprechen, statt ertragen und in sich hineinfressen: Verhaltensmuster wie Hineininterpretieren und hinter dem Rücken Anderer reden, bringen uns nicht weiter, nicht als Menschen und schon gar nicht als Gesellschaft. Was nicht gesagt wird, kann nicht gehört werden.  Und so kann auch nichts verändert werden. Der offene Austausch ist möglicherweise nicht immer angenehm – macht aber nach längerer Übung weniger Angst. Alte Modelle, wie die beispielsweise bei der Stadt Wien üblichen Dienstbeurteilungen, hätten einen anderen Stellenwert. MitarbeiterInnengespräche sind eindeutig verträglicher und ganz ehrlich – reflektierte „Chefs und Chefinnen“ wissen um die tatsächliche Leistung ihrer MitarbeiterInnen. Bestrafung hat am Ende des Tages noch nie dauerhaft mehr Leistung und Loyalität gebracht.
Work-Life-Balance und Mobilität: Ich muss nicht bis ans Lebensende an einer Dienststelle versauern – und schon gar nicht kann „Müssen“ das Lebensdogma in der Arbeitswelt sein. Die Ausgewogenheit zwischen Job und Freizeit, das bewusste „NEIN“ zur permanenten Überlastung sind Dinge, die wir der Generation Y beigebracht haben. Was hält uns aber ab, diese „Weisheit“ selbst zu befolgen? Unser Fleiß bringt uns nicht immer dorthin, wo wir gerne sein wollen – oftmals eher wo anders hin. Die anhaltende Reduzierung der Arbeitsplätze, die steigende Anzahl von Burn-out-Erkrankungen und das voranschreitende Lohndumping sind sicher keine von uns gewünschten Entwicklungen. Auch nicht die Annahme, dass nur gesunde und junge  ArbeitnehmerInnen ausgezeichnete ArbeitnehmerInnen sind.

Braucht Generation Y eine Interessenvertretung in der Arbeitswelt?

Ja, ganz sicher. Allerdings eine zukunftsorientierte und nicht im vorigen Jahrhundert angesiedelte, dem alten sozialpartnerschaftlichen System nachweinende. Gefragt ist Wendigkeit, Voraussicht auf Entwicklungen und Professionalität – nicht als Schlagworte, sondern wirklich und wahrhaftig. Die gewerkschaftliche Qualität von heute ist nicht unbedingt die Serviceschiene für Mitglieder vom verbilligten Einkauf bis zum Ferienaufenthalt. Es geht um Mitbestimmung am Arbeitsplatz, dienstrechtlich abgesicherte Flexibilisierung hinsichtlich Beruf und Familie, aber auch um besoldungsrechtliche Perspektiven. Fachlicher Support bei Krisensituationen und nachhaltige Begleitung und Beratung sind mehr denn je gefragt. Mit dem Wissen um die Prioritäten der „Gen Y“ ist das neu angekündigte Besoldungssystem bei der Stadt Wien mehr als diskussions- bzw. fragwürdig. Und ob der Run auf die Mitgliedschaft bei der Gewerkschaft mit bestehenden Mechanismen des Vertretungssystems bei den „Ypsilonern“  zukünftig ausbrechen wird – bleibt aus heutiger Sicht die Gretchenfrage.

 

Download: KIV Magazin Sommer 2017

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