Die Wien-Wahl 2015 ist vorbei und FPÖ-Chef Strache ist nicht Bürgermeister. Oktoberwunder statt Oktoberrevolution?

Die Gemeinderatswahlen in Wien 2015 sind vorbei und die FPÖ ist trotz Mandatsgewinn im Gemeinderat (+7 Mandate) noch einmal auf Platz zwei verbannt. Und diesmal hatte frau das Gefühl, ganz Wien hat zusammengeholfen, um das zu erreichen und Strache noch einmal zu verhindern.

Kleineres Übel

Herrn Häupl kam das gehypte „Duell um Wien“ dabei nicht wirklich ungelegen, zumal auch Menschen, die sonst nicht SPÖ – oder auch gar nicht – gewählt hätten, das diesmal sicherheitshalber taten, aus Angst vor einem blauen Wien.

Und wer braucht sich schon wirkliche Inhalte und geeignete Strategien gegen den blauen Populismus überlegen, wenn er davon leben kann, das kleinere Übel zu sein?

Aber was bitte ist das für ein politisches Programm?

Wo sind die Inhalte, wer geht auf die Menschen ein, die sich von der ehemaligen Arbeiterpartei nicht mehr vertreten fühlen, obwohl sie früher zu ihrer Kernwählerschaft zählten?

Überheblich und falsch

Dabei den Erfolg der FPÖ auf die angebliche Dummheit und den Prolo-Status ihrer WählerInnen zu schieben, ist nicht nur überheblich, sondern auch falsch.

Denn einerseits treffen die Blauen auf lethargische, verstaubte (Stadt)Politik, die, verloren in romantisch-verklärten Erinnerungen an das Rote Wien, darauf vertraut, brav weiterhin gewählt zu werden, der aber gleichzeitig die Traditions­wählerInnen wegsterben.

Da tut sich ein Strache recht leicht, mit großmäuligen Parolen zu punkten – es kommt ja sonst von niemandem Etwas.

Sorgen, Unzufriedenheit

Andrerseits schaffen es die Blauen, Menschen anzusprechen, die der Zukunft mit weit größerer Sorge entgegenblicken, als die WählerInnen anderer Parteien – und es gibt sehr viele Leute, die mit den gesellschaftlichen Verhältnissen und ihren eigenen Chancen darin unzufrieden sind.

Dabei ist die FPÖ alles andere als „die Partei des kleinen Mannes“: Sie tritt für Kürzungen im Sozialbereich und bei öffentlicher Infrastruktur und gegen eine Besteuerung der Reichen ein. Trotzdem gelingt es ihr, einen Strache als Heilsbringer für all jene darzustellen, die Angst vor ihrer Zukunft haben.

Was tun dagegen?

Moralische Entrüstung und Arroganz sind hier der falsche Weg.

Es bräuchte eine umfangreiche Gegenerzählung und andere, alternative Formen der Gemeinschaft, in der reale Erfahrungen des Kontrollverlusts – des unheimlichen Gefühls, dass die Weltgeschehnisse über einen hinwegrollen – auf solidarische Weise eingefangen und überwunden werden können,

schreibt Benjamin Opratko im Augustin (Nummer 398).

Bleibt zu hoffen, dass sich die stimmenstärkste Partei dem annimmt. Denn die nächste Wahl kommt. Bestimmt.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen