Eine Handlungs­anleitung zum alterna­tiven Wirt­schaften und einem gemein­wohl­orientierten Umgang mit Geld.

Nach seinem Buch Gemeinwohlökonomie greift Felber in seinem neuen Buch erneut das Thema Geld auf: Er eruiert neue Möglichkeiten der demokratischen Kontrolle von Geld. Es geht ihm um Transparenz und Neugestaltung des Geld- und Finanzsystems, aber nicht im Sinne eines funktionierenden kapitalistischen Wirtschaftssystems wie bisher. Felbers Buch erinnert an ein Theaterstück von Brecht: In „Vom Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ werden die Zuschauer daran erinnert, dass Gier irgendwann an ihre Grenzen stösst.

Diese Grenze scheint überfällig. Sie ist nach der Finanzkrise von 2008 längst erreicht. Felber, der selbst als Aktivist bei ATTAC begonnen hat, fühlt sich als Dompteur im Zirkus und schiebt die Frage nach: Wer bändigt das globale Geld- und Finanzsystem?

Der Autor plädiert für den Ausbau einer Demokratie, die auf drei Säulen aufgebaut ist: die repräsentative, die direkte und die partizipative Demokratie. Er zeigt den Weg dahin auf, hin zu einem Geldkonvent, der das Ziel verfolgt, eine Sensibilität für die Geldsystem-Problematik bei den ­Menschen zu entwickeln. Felber stützt sein Wissen auf funktionierende Gemeinwohl-Banken, die in Spanien und Südtirol 2013 entstanden sind, bereits zwei Jahre nach dem Start des Gesamtprozesses Gemeinwohl-­Ökonomie.

In einem abschließenden, siebenundvierzig Fragen umfassenden Katalog geht der Autor detailliert auf die Planung und Umsetzung eines Geldkonvents ein. Die LeserInnen werden herausgefordert, sich mit den Themen der Finanzaufsicht, Geldschöpfung, Kreditwesen, Währungsfonds und Weltbank auseinanderzusetzen.

Christian Felber stellt laut die ­Fragen, die uns alle angehen: Wie kann es nach der Krise weiter gehen? Was muss anders werden? Was muss sich ändern, damit Gelder gerechter verteilt werden?

Mit seiner Handlungsanleitung ­versucht er, das gewohnte Denken aufzubrechen: Weg vom Profitstreben- hin zu einer Gemeinwohlorientierung. Das klingt zunächst utopisch. Felber nennt Beispiele von funktionierenden gemeinwohlorientierten Banken und Unternehmen in Deutschland und Österreich, zum Beispiel der Sparda-Banken als Gegenpol zu ­zinsorientierten Banken. Unternehmen wie GEA, gugler und Zotter in Österreich stehen stellvertretend dafür, dass nachhaltiges Wirtschaften funktionieren kann.

Felber, geboren 1972, studierte Romanische Sprachen, Soziologie, Politikwissenschaft und Psychologie. Berufliche Tätigkeit als Dozent an Universitäten in Spanien und der Wirtschaftsuniversität Wien. Beim Lesen schwingen die Werte Gerechtigkeit, Gemeinwohl und Solidarität mit. Die Auseinandersetzung mit seiner Handlungsanleitung ist sperrig, lohnt aber unbedingt. Eine ausführ­liche Literaturliste gibt Hinweis auf seine sorgfältig recherchierte Analyse. Sich auf das Thema einzulassen ist unbedingt empfehlenswert!

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