Eine Thüringer Autorin bearbeitet ein wenig beachtetes Stück DDR-Geschichte literarisch und füllt weiße Landkarten mit Leben.

Tagebucheinträge beenden Jahre des Schweigens

Jule, ein Teenager im besten Alter, freut sich auf die bevorstehende Reise mit den Großeltern nach New York. Unerwartet muss ihr Großvater ins Krankenhaus. Unzählige Stunden verbringt sie an seinem Krankenbett. Der gut aussehende Praktikant Andri aus dem Kosovo, der sich humorvoll um PatientInnen und Gäste kümmert, nähert sich ihr auf sympathische Weise. Die Sommerstimmung kippt plötzlich ins Gegenteil, als Jule das Tagebuch ihres Großvaters im Wäscheschrank findet.

In Tagebüchern Großvaters Geschichte entdeckt

In den darauf folgenden Tagen und Nächten liest sie darin und taucht ein in eine ihr unbekannte Welt. Von der Zeit des Kalten Krieges, in der ihr Opa aufwuchs, erfährt sie aus den Aufzeichnungen, vom Bau der Berliner Mauer 1961 und der Zwangsumsiedlung seiner Familie, aus dem grenznahen Thüringen ins entfernte Leipzig. Das Misstrauen, dem er damals ausgesetzt war, in der Schule und im Wohnort, spürt sie in jeder Zeile, die sie liest. Der Großvater, heute ein berühmter Opernsänger, vertraut sich nach vielen Jahren des Schweigens seiner Enkelin an. Die Protagonistin Jule, Symbolfigur einer neuen Generation, rebelliert gegen die fremdenfeindlichen Äußerungen des Vaters in Bezug auf ihren neuen Freund Andri. Sympathisch und selbstbewusst schreibt sie sich in die Herzen der LeserInnen. Gesellschaftlicher Realität geht sie nicht aus dem Weg, sondern handelt aktiv und engagiert. Sie durchbricht das Schweigen der Großelterngeneration.

Weiße Flecken der Zeitgeschichte

Verena Zeltner, in Thüringen zu Hause, hat bisher Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. In ihrem neuen Buch hat sie sich mit dem Thema Zwangsumsiedlung 1961 in der DDR, einem weitgehend unbekannten Stück Zeitgeschichte, auseinander gesetzt. Gekonnt verbindet sie Zeitgeschichte und spannende Unterhaltung. Die Autorin erhielt zwischen 2009 und 2015 Stipendien des Thüringer Kultusministeriums und der Kulturstiftung Thüringen.

Unbedingte Leseempfehlung!

Berlin, Klak-Verlag, 2015, 217 Seiten, ISBN: 978-3-943767-55-1

Bezugsquelle: Fachbuchhandlung des ÖGB-Verlags, Rathausstraße 21, 1010 Wien.

geschrieben von Cornelia Stahl.

Quelle: Die Alternative

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen