Die wahren Gründe für Flucht und Terror. Buch von Slavoj Zizek.

Die einen verehren ihn als linken Starphilosophen und füllen weltweit Säle, wenn er referiert; für viele andere ist er nicht mehr als ein selbstverliebter intellektueller Clown, der selbst auf der Welle des globalisierten Kapitalismus surft, den er so gerne kritisiert.

In seinem aktuellen Essay „Der neue Klassenkampf“ – das Cover der gedruckten Ausgabe in neo-pink und ansprechender und verkaufsförderlicher Pop-Art Grafik gehalten – beschäftigt sich Slavoj Zizek mit Grund und Ursache von Flucht und Migration und deren Auswirkungen auf eine globalisierte Welt. In seinem für ihn typisch rasanten Erzähltempo springt der Autor geistig zwischen den Kontinenten und Jahrhunderten hin und her, sodass dem/der ungeübten Zizek-LeserIn, ob der Geschwindigkeit beim Studium der Lektüre, schwindelt und mensch dazu geneigt ist, das Lesetempo anzupassen.

Auf rund 90, in neun Kapitel unterteilten Seiten, versucht der Autor Antworten auf die Fragen einer, scheinbar aus den Fugen geratenen Welt zu finden. Das Grundübel sieht Zizek in einem unkontrollierten Kapitalismus, dem eine entideologisierte Linke, die sich rein über ein naives Gutmenschentum definiert und durch eine ständige Angst, des Eurozentrismus bezichtigt zu werden, die notwendige kulturelle Kritikfähigkeit verloren hat, gegenübersteht.

Das Zizek nicht nur Philosoph und Kulturkritiker sondern auch Theoretiker der Psychoanalyse ist, schlägt sich auch in seiner methodischen Denkweise und seinen Schriften nieder. Seine Thesen sind zwar nicht unbedingt immer schlüssig, regen jedoch durchaus zu alternativen Betrachtungsweisen an. Der globale Kapitalismus und die damit verbundene Ausbeutung der Menschen, so der Grundtenor der Schrift, sei der Verursacher der Flüchtlingsströme. Sowohl die Flüchtenden, als auch die Anhänger fundamentalistischer Strömungen aller Couleurs seien im Grunde Opfer desselben Systems. Um die Menschheit vor noch schlimmeren zu bewahren, ruft Zizek einen neuen Klassenkampf aus und fordert einen zeitgemäßen und überarbeiteten Kommunismus. „Der neue Klassenkampf“ ist als Lektüre sicher keine leichte Kost und eignet sich auch wenig zum Schmökern in der Straßenbahn. Wer sich mit Flucht und Migration jedoch tiefergehend beschäftigt, dem wird das Essay zwar keine Lösungen bieten, aber mit Sicherheit den eigenen Blickwinkel erheblich erweitern.

Quelle: Die Alternative

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