Annahme: „Wir haben ja schon alles erreicht. Wozu brauchen wir den Feminismus?“ Gleichberechtigung per Gesetz bedeutet noch lange keine Gleichstellung in der Praxis.

Wenn wir uns ansehen, wie viele Frauen in Teilzeit arbeiten, welche enormen Einkommensunterschiede es gibt, dass die Familienarbeit noch immer zu einem großen Teil an den Frauen hängenbleibt, wird klar: Bis zur tatsächlichen Gleichstellung ist es noch ein weiter Weg.

Und jede Generation muss sich diese neu erkämpfen.

Gerade erleben wir einen konservativen Backlash in Sachen Frauenpolitik. Dieser hat schon in den 80er-Jahren begonnen, aufgrund des Neoliberalismus. Die wirtschaftliche Schere zwischen Frauen und Männern ist größer geworden, die Rollenbilder und Klischees sind noch immer in den Köpfen präsent.

EU und frauenpolitische Anliegen:

Die Europäische Union ist leider keine Sozialunion, sondern eine Wirtschaftsunion. Der Neoliberalismus hat zu starken Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern geführt. Frauen sind zum Beispiel übermäßig stark von Armut betroffen. Maßnahmen wie Mindestlöhne werden aber nicht gesetzt. Die EU achtet nur darauf, dass sie die Arbeitslosenzahlen in der Statistik niedrig hält – und verdeckt damit, dass viele Frauen zwar beschäftigt sind, aber leider prekär und schlecht bezahlt. Zwei Drittel aller neu geschaffenen Jobs sind Teilzeitstellen. Österreich hat sogar die zweithöchste Teilzeitquote in der EU. Und wer macht diese Jobs hauptsächlich? Richtig: Frauen. Teilzeit ist eine Falle und führt dazu, dass Frauen sich in Abhängigkeiten begeben, dass sie später eine niedrige Pension haben, um hier nur zwei Beispiele zu nennen.

Welche frauenpolitischen Anliegen werden von der EU wieder in die Schublade verbannt?

Es ist besorgniserregend, dass die EU von ihren selbstgesteckten Zielen in Sachen Frauenpolitik abgeht. Wie etwa die Mutterschutz-Richtlinie zum Schutz schwangerer Arbeitnehmerinnen, aber auch der Väter (Stichwort: Papamonat), die leider zurückgezogen wurde. Und auch die geplante Frauenquote für Aufsichtsräte steht vor dem Aus. Länder wie Deutschland, die immer dafür waren, ziehen sich auf einmal zurück. Wenn das Ziel fällt, 40 Prozent Frauen in Aufsichtsräte zu bekommen, dann wäre das ein herber Rückschlag. Dabei haben wir ohnehin schon eine „softe Variante“ vorgelegt, bei der sich die Mitgliedsstaaten selbst um die Sanktionen kümmern können.

Monika Vana ist Grüne Europaabgeordnete und Mitglied im frauenpolitischen Ausschuss des Europäischen Parlaments.

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