Hohes Burnout-Risiko, Überstunden, Unterbezahlung: Die Arbeitsbedingungen von Pflegepersonal sind prekär. Darunter leiden PatientInnen und das gesamte Gesundheitssystem.

Zahlreiche Belastungsfaktoren wie Arbeitstempo, Zeitdruck, eine angespannte Personalsituation, zwischen Morgen und Abend aufgeteilte Dienste, Gehälter, die oft nicht im Entferntesten der Ausbildung und Leistung entsprechen: Das sind laut einer veröffentlichten Studie die zentralen Belastungsfaktoren in den Pflegeberufen. Dazu kommen körperliche, verbale und sexuelle Übergriffe, denen gerade mobile Pflegerinnen – der Männeranteil ist verschwindend – ausgeliefert sind.

Ein zermürbender, oft unbedankter Job.

Die physischen und vor allem die psychischen Belastungen haben gravierende Folgen, wie eine Studie zur Arbeitszufriedenheit und -belastung in Gesundheitsberufen aufzeigt. Demnach weisen 41Prozent der rund 2500 befragten Fachkräfte eine Burnoutsymptomatik auf, 4Prozent seien bereits dem klinisch auffälligen Bereich zuzuordnen, heißt es. Übergriffe, emotionale Erschöpfung und sogenannte Depersonalisation, „die sich in Zynismus oder abwertenden Bemerkungen in Bezug auf Patienten äußern kann“, sind weit verbreitet. Angesichts von Einsparungen, immer mehr Überstunden und Bürokratie ist eine Verbesserung nicht in Sicht.

Im Auftrag der AK wurden 80.000 Beschäftigte aus Wien und NÖ in Gesundheitsberufen befragt. Dabei zeigten sich besonders in der Bundeshauptstadt enorme Probleme. Etwa ein Viertel der Befragten leidet unter verbalen Über­griffen, ein Drittel unter kulturellen Differenzen und als „lästig“ empfundene PatientInnen. In NÖ lagen die Zahlen deutlich niedriger.

Internationale Studien haben längst belegt, dass das Wohlbefinden der Pflegepersonen mit der Zufriedenheit der PatientInnen korreliert und nicht nur zu einer niedrigeren Burnoutrate, sondern auch zu weniger Komplikationen und Mortalitätsraten bei den Gepflegten führt. Ist ein großer Teil der PflegerInnen aber ausgebrannt oder hat innerlich bereits gekündigt, liegt es nahe, dass PatientInnen nicht mehr die entsprechende Fürsorge zuteilwird oder sie schlicht vernachlässigt werden. Dabei ist es gerade diese Berufsgruppe, die schon jetzt höchst gefragt ist und in einer vergreisenden Gesellschaft eine noch viel tragendere Rolle spielen wird.

Hilfsorganisationen beklagen bereits einen eklatanten Mangel an qualifizierten Pflegekräften. Der Begriff „Pflegenotstand“ hat wieder Konjunktur. Große Nachfrage besteht laut AMS-Qualifikationsbarometer in der Altenpflege, in der Langzeitbetreuung und im stationären Bereich. Derzeit gibt es etwa 100.000 professionelle PflegerInnen in Österreich, viele davon gehen in den nächsten 15 Jahren in Pension. Im Jahr 2020 werden 30.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt – doch unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen ist ein rasanter Zuwachs davon wohl illusorisch.

„Gute Pflege spart dem Gesundheits­system viel“ – allerdings dürfte dies der Politik nicht so wichtig sein. Oder?

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