Der Druck auf unsere KollegInnen erreicht gefährliche Ausmaße.

Externe oder äußere Bedingungen, die auf unser berufliches Umfeld Auswirkungen haben, sind zahlreich. Über die letzten 20 Jahre gab es viele Veränderungen in den Berufsfeldern und der Organisation der Rettung. Leider nicht immer zum Wohle der PatientInnen und in den seltensten Fällen zum Wohle, zur Motivation oder zum wertschätzenden Umgang mit uns MitarbeiterInnen.

Die Erfahrung und Meinung der MitarbeiterInnen, welche täglich die Versorgung der BürgerInnen in Notfallsituationen übernehmen, wollen nicht gehört werden oder werden sogar gegen sie verwendet. Als nörglerisch oder ewig Unzufriedene werden wir gerne hingestellt. Lieber wird auf beratende politische Stimmen gehört, als dass endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden – also ausreichendes Personal und an die Wirklichkeit des Rettungsgeschehens angepasste Arbeitsbedingungen. Und dazu gehören Regenerationszeiten, verlässliche Dienstpläne, flächendeckender Zugang zu Schulungen und ein wertschätzendes Gehalt.

Zu den aus unserer Sicht wesentlichen Baustellen der MA 70 hat die KIV/UG schon länger Positionen entwickelt und veröffentlicht:

Schwerpunkt Gewalt am Arbeitsplatz:

Es ist Aufgabe des Rettungsdienstes für, mit und am Menschen unter besonderen Bedingungen zu arbeiten. Keine Notfallsituation gleicht der anderen und jede Patientin, jeder Patient verdient bestmögliche, individuelle Betreuung. Genauso individuell wie die konkrete Notfallsituation ist der sich darin befindende Mensch.

Es ist aber leider Fakt, dass es im Zuge von rettungsdienstlichen

Aufgaben immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen auf Rettungsdienstpersonal kommt. Sowohl PatientInnen als auch Angehörige bzw. Dritte kommen als potentielle „Täter“ in Frage. Prinzipiell ist es eine großartige Idee, derartige Vorfälle zu dokumentieren, wenn man konkrete Schlüsse daraus ziehen und durch interne Vorgaben bzw. Ausbildungsmaßnahmen für die Zukunft Abhilfe schaffen kann. Die Möglichkeit für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, an einem Deeskalationstraining teilnehmen zu können, ist der erste richtige und wichtige Schritt in diese Richtung. Jedoch wird diese Fortbildungsmaßnahme aus unserer Sicht von Seite der Dienststelle viel zu wenig unterstützt bzw. gefördert.

Schwerpunkt Medien:

Noch nie war es so einfach, so schnell und leider auch oft so wenig ausreichend recherchiert „Medienberichte“ zu verfassen und zu kommunizieren. Schnell mal wird ein Mitarbeiter an den Pranger gestellt und erleidet die Auswirkungen einer Vorverurteilung. Die interne Pressestelle sollte auf solch mediale Hetzen nicht reagieren. Schuld oder Unschuld wird durch das Gericht geklärt. Eine Krisenintervention für den Beschuldigten wäre als Sofortmaßnahme eher angesagt. Die Stadt – und damit die MA 70 – dürfen grundsätzlich uns MitarbeiterInnen vertrauen.

Schwerpunkt Politik:

Obwohl es uns als aufrichtige Demokraten schwerfällt die Politik als „extern“ zu betrachten („…das Recht geht vom Volk aus…“), so sind die Entwicklungen, gerade auch in unserem Bereich des Gesundheitswesens, für „uns“ oft nicht mehr nachvollziehbar und in der Praxis nicht beeinflussbar. Der Druck der seit einigen Jahren durch Einsparungen im Gesundheitssystem auf uns lastet, erreicht eine gefährliche Grenze der Überforderung unserer Kolleginnen und Kollegen. Nun ist es aber nicht so als hätten verantwortungsvolle Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter nicht seit Längerem auf diese „Notsituation des Gesundheitssystems“ und dessen Gefahren für die Zukunft hingewiesen, ob im extra- oder intramuralen Bereich. Seit vielen Jahren werden immer wieder von untereinander unabhängigen Expertinnen und Experten die gleichen Missstände festgestellt und auf die Gefahren für die Zukunft unseres noch vorbildhaften Gesundheitssystems hingewiesen. Leider mit relativ wenig Resonanz der dafür zuständigen Politiker.

Schwerpunkt Miteinander in der MA 70:

Wertschätzender Umgang mit Kolleginnen und Kollegen beginnt immer auch mit der entsprechenden Kommunikation. Wir wollen nicht, dass via Medien über uns, sondern intern und zeitgerecht mit uns geredet wird. Die vielversprechende Ankündigung einer „Kommunikation auf Augenhöhe“ verkehrt sich dieser Tage immer mehr auf das Erteilen von Weisungen. Berechtigte Kritik und Verbesserungsvorschläge werden als Denunziantentum abgetan. Das Ergebnis einer internen Umfrage über die Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterzufriedenheit wurde anscheinend archiviert.

Die „Gerüchteküche“ existiert weiterhin, vielleicht sogar mehr als je zuvor. All das und noch viel mehr dient nicht gerade dazu, das Arbeitsumfeld als „sozial und wertschätzend“ zu bezeichnen und kann daher auch zur Verunsicherung unserer Kolleginnen und Kollegen führen. Miteinander sollten wir dieser Gefahr entgegenwirken um weiteren Vorkommnissen wie in den letzten Tagen von Vornherein die Grundlage zu entziehen. Furcht darf kein täglicher Begleiter im Rettungsdienst werden. Vorschläge zu einer wertschätzenden und neuen Art der internen Kommunikation liegen nicht zuletzt auch in Form mehrerer Masterarbeiten von Mitarbeitern bereits vor. Zahlreiche weitere Anregungen, die dienstlichen Abläufe effizienter zu gestalten und auf den Faktor Mensch bezogen, wurden in den letzten Jahren immer wieder auch durch uns eingebracht. Deren Umsetzung bedarf keiner großen finanzieller Mittel, jedoch Mut und Entschlossenheit, andere Wege zu beschreiten.

Wir haben ein sehr gut funktionierendes Gesundheitssystem von unseren Vorgängergenerationen übernommen und zum Teil auch weiterentwickelt, um zu Recht stolz darauf sein zu können. Lasst uns jetzt nicht dabei mitwirken, diese Errungenschaften für uns und nachkommende Generationen zu zerstören.

Die KIV/UG hält die Forderung nach menschwürdigen Arbeits- und Rahmenbedingungen aufrecht und hegt die Erwartung, dass die neu zuständige Stadträtin sich dafür auch einsetzen wird.

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