Inkonsequente Haltungen.

Die unwürdige Diskussion über die Aufnahme von Flüchtlingen erreicht täglich neue, abscheuliche Dimensionen. Da wird gegen die Ärmsten der Armen, die vor Krieg und Verfolgung flüchten, von Staat zu Staat „verschoben“ werden, Schleppern und anderen Kriminellen ausgeliefert sind gehetzt, wird empfohlen, dass diese Menschen wieder zurückgehen sollen weil es in ihren Ländern „eh keinen Krieg“ gibt und sie „ohnehin nur Wirtschaftsflüchtlinge“ sind, gleichzeitig wird aber über die tollen Leistungen der österreichischen Nationalmannschaft gejubelt, deren Stars wie Alaba, Arnautovic, Harnik oder Junuzovic auch migrantische Wurzeln haben. Im Falle von Zlatko Junuzovic sogar als Kriegsflüchtling im Zuge des Bosnienkrieges. Aber vielleicht sind Menschen, die „etwas für Österreich“ leisten, sogenannte gute Wirtschaftsflüchtlinge – oder diejenigen, die einerseits gegen Flüchtlinge sind und andererseits deren Leistungen im Rahmen von Sportereignissen jubeln, auch ein wenig – wie soll ich das sagen – inkonsequent.

Ähnlich verhält es sich mit der Weigerung vieler ehemaliger Oststaaten, Flüchtlinge aufzunehmen.

Einerseits ist es ja verständlich, dass man Unbehagen zeigt wo die eigene Wirtschaft und die Zivilgesellschaft noch nicht so sattelfest wie im erfolgsverwöhnten Westen ist, andererseits vergisst man, dass man selber tausende „Wirtschaftsflüchtlinge“ in den Westen geschickt hat. Alleine in Österreich leben und arbeiten 60.000 Menschen aus Ex-Jugoslawien (damit sind die Zahlen nach dem Balkankrieg gemeint), ebenfalls rund 60.000 Polen leben bei uns, dazu noch je rund 30.000 Slowaken und Ungarn. Letztere sind bei politischen Hilfsdiensten der Blauen im Wahlkampf offenbar gerne gesehen. Als größte Gruppe zeichnen die Deutschen verantwortlich, von denen es rund 200.000 sind. Gut, Deutsche sind ja quasi Einheimische wenn man die gemeinsame Geschichte hernimmt, nichts destotrotz sind sie bei uns rechtlich gesehen Ausländer. Sie alle verdienen hier weit besser als in ihren Heimatstaaten und verwenden das bei uns verdiente Geld um die Wirtschaft in ihren Heimatländern anzukurbeln.

All jenen, die immer gegen „Wirtschaftsflüchtlinge“ hetzen, sei daher ins Stammbuch geschrieben, dass sie – wenn sie schon so konsequent sind – auch diese Menschen in ihre Rechnung mit einbeziehen. Einfach übersetzt: wenn man die rund 400.000 Ausländer dieser Gruppen den ebenfalls rund 400.000 Arbeitslosen gegenüberstellt hätte man ein Nullsummenspiel. Frei nach dem Milchmädchen gerechnet versteht sich.

Andererseits sagt das Milchmädchen auch, dass wir – wenn wir die ganzen „Ost-Wirtschaftsflüchtlinge“ wieder nach Hause schicken würden – genügend Flüchtlinge aufnehmen könnten um das derzeitige Chaos aufzulösen. Gleiches gälte natürlich auch für Deutschland.

Was ich eigentlich damit sagen will ist folgendes:

Erst Denken, dann das preisgeben, was man für seine Meinung hält. Gilt für den einfachen Menschen genauso wie für Spitzenpolitiker a la Strache, Vilimsky oder Gudenus. Alle drei haben migrantische Wurzeln und deren Vorfahren sind seinerzeit als „Wirtschaftsflüchtlinge“ nach Österreich gekommen.

Daher sind wir alle – jeder einzelne Mensch in Österreich – dazu aufgerufen uns unserer Wurzeln zu besinnen und nicht zu vergessen, wem wir unseren derzeitigen Wohlstand verdanken. Unsere Gesellschaft und unser Land verträgt es, Flüchtlinge willkommen zu heißen. Immerhin haben wir darin jahrzehntelange gute Erfahrung, denn mit vielen dieser Menschen hat die Erfolgsgeschichte namens „Zweite Republik“ verwirklicht werden können.

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