Die Vorwahlzeit ist bei uns immer eine ganz interessante.

Einerseits weil es da auf einmal wirklich gute Ideen gibt, die auch – als Wahlempfehlung – umgesetzt werden und andererseits weil man den politischen Mitkonkurrenten (manchmal auch Gegner genannt) so richtig eines auswischen will. Schliesslich ist jede Organisation – und eine Partei ist eine solche – ja nur so stark wie ihr schwächstes Glied.

Darüber hinaus gibt es dann auch die vielen tollen bunten Wahlplakate, die man entweder großformatig auf den GEWISTA Plakatwänden oder kleiner in Form von Zeitungswerbungen, Foldern oder Standbildern bewundern kann. Da offenbart sich recht schnell die Ausrichtung einer Partei, vor allem dann, wenn sie „das Volk“ erreichen will. Die FPÖ ist da sehr kreativ in ihrer Wortwahl, ihr Mastermind Herbert Kickl – er ist übrigens mit der Grünenchefin Glawischnig im Gymnasium Spittal an der Drau in eine Klasse gegangen – hat in seiner Jungend wohl gerne Rüttelreime gelesen und verfasst. Heute hilft ihm dieses Wissen, seiner Partei den richtigen Schliff zu geben. Wer liest denn nicht gerne seine kurzen prägnanten Slogans oder erinnert sich noch an den Schenkelklopfer über Ariel Muzicant.

Und da wird viel verlangt:

„Raus aus der EU“ (der Herr Vilimsky sitzt dort dick und fett und bastelt an einer rechten Fraktion im EU-Parlament), „Daham statt Islam“ (was vollkommen irre ist solange es für Christen eine Kirchensteuer gibt), „Deutschkurse für Ausländer“ (viele F Wähler sowie Funktionäre beherrschen die Sprache leider auch nicht richtig) oder den „Einwanderungsstopp“, sprich keine Wirtschaftsflüchtlinge mehr aufzunehmen.

Diese Forderung ist ja für mich eine der lustigsten, ist doch der Bundesparteiobmann bzw. dessen Familie väterlicherseits als Wirtschaftsflüchtling aus der CSSR gekommen. Gut, damals hat die Stadt Liberec noch Reichenberg geheißen, dies ist aber nur eine der lustigen Fußnoten in dieser Posse. Auch der zweite Hardliner, Harald Vilimsky, wie Strache ein uneheliches Kind migrantischen Hintergrunds, fällt da gleich einmal auf. Ebenso die Familie von Johann Gudenus, eine ehemalige Adelsfamilie, kommt ursprünglich aus Hessen. Der nächste Migrant, der dieser Partei ihren Schliff gibt. Der Vater von Johann Gudenus ist übrigens wegen Holocaustleugnung strafrechtlich belangt und verurteilt worden. Johann Gudenus selber wurde wegen Übler Nachrede auch erst kürzlich rechtskräftig verurteilt!

Gudenus ist einer jener FPÖ Politiker, der „für den kleinen Mann“ steht, wobei mir da nicht ganz klar ist, wer bei ihm der kleine Mann ist. Meint er damit die Körpergröße, die geistige Aufnahmefähigkeit oder die Herkunft. Bei letzterer bin ich mir sicher, dass dem nicht so ist. Andererseits braucht auch die Randgruppe des niederen Adels einen Fürsprecher. Gelebtes Minderheitenverständnis sozusagen.

Dies ist aber nur die Spitze des Eisbergs, man könnte hier noch weiter fortfahren.

Einen will ich aber noch nennen, nämlich Werner Cermak, seines Zeichens Gemeinderat in Deutsch Wagram. Er ist dort für einige Ressorts zuständig, zum Beispiel Jugend und Bildung, Kultur und Umwelt oder auch Wirtschaft und Marketing.

Letzteres dürfte er – im eigenen Interesse – recht intensiv betreiben, hat er doch Medienberichten zufolge (und das sind die Medien, die sein Bundesparteiobmann gerne zitiert) in Wien-Floridsdorf eine Gemeindewohnung, die er untervermietet. Gut, man könnte jetzt sagen er hat eine soziale Ader, dass er eine Wohnung, die er nicht immer nutzt, an Bedürftige weitergibt – NUR: Er tut dies aus eigenem wirtschaftlichen Interesse. Cermak zahlt für die Wohnung schlanke 188 EURO und vermietet sie um satte 500 EURO weiter. Bumm!

Erstens ist die Untervermietung einer Gemeindewohnung nicht erlaubt (wissen wir Gemeindebaubewohner ja alle) und zweitens ist das – lässt man den erwähnten Punkt mal außer Acht – eine satte Mietpreiserhöhung von 265,96%  – die soziale Heimatpartei lässt grüßen!

Lustigerweise hat ein FPÖ-Internetportal, welches so ähnlich wie das deutsche Wort „unzensiert“ klingt (Beitrag ist vorhanden wird hier aber nicht verlinkt), im November 2013 einen großen Artikel – spannenderweise ist der Floridsdorfer FPÖ Politiker Schimanek der Urheber – gegen illegale Untervermietung gewettert. In diesem Fall zu Recht. Dass ein eigener Parteifreund (oder heißt das Kamerad? Ich kenn mich da nicht so aus) im eigenen Bezirk genau dasselbe macht, ist schon befremdlich für die „Saubermannpartei“.

Vielleicht sieht der eine oder die andere ein, dass man mit einer Partei, die Wasser predigt aber (zu viel?) Wein säuft, keine Politik machen kann und ihr deswegen auch keine Stimme geben darf. Weil die Vergangenheit gelehrt hat, dass unter ihrer Mitregierung der „kleine Mann“ nur geschröpft wird. Siehe Hypo, siehe Eurofighter, siehe BUWOG – die Liste ist erweiterbar. Ebenso wie jene Liste von (Ex)PolitikerInnen, die mit dem Strafgesetz in Konflikt getreten sind.

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