Die Arbeiter­kammer hat für das Krisen­jahr 2013 die Produktivitäts­entwicklung, den Personal­aufwand, die Gewinn­entwicklung sowie das Investitions­verhalten führender österrei­chischer Unter­nehmen erhoben.

Neunhundertzwanzig Mittel- und Großbetriebe mit insgesamt fast 422.000 Beschäftigten (rund 12,1 Prozent der ArbeitnehmerInnen) wurden dabei analysiert. Das Ergebnis: Die Krise macht sich inzwischen auch in Österreich bei der Produktivitäts- und Gewinnentwicklung bemerkbar. Dennoch bleiben die Gewinnausschüttungen auf hohem Niveau. Und: Die Finanzinvestitionen steigen wieder stark an und erreichen 2013 schon wieder Vorkrisenniveau.

Krise drückt auf Produktivität

Die Wertschöpfung je Beschäftigtem (Produktivität) blieb in den Mittel- und Großbetrieben mit durchschnittlich 95.465 Euro zwar hoch, krisenbedingt war allerdings im Vergleich zu 2012 ein geringfügiger Rückgang von 1,5 Prozent zu verzeichnen.

Insgesamt ist die Produktivität in den letzten zehn Jahren – also seit 2003 – um 29,6 Prozent gestiegen (entspricht in etwa dem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 28,5 Prozent). Dabei hat sich der durchschnittliche Personalaufwand um rund ein Viertel erhöht (24,9 Prozent), ist also hinter der Produktivitätsentwicklung von beinahe dreißig Prozent zurückgeblieben. Die ArbeitnehmerInnen bekamen also nur einen Teil ihrer zusätzlichen Produkti­vität abgegolten.

Wertschöpfung um 55 Prozent über Personalaufwand

Wie bereits erwähnt betrug die Wertschöpfung einer ArbeitnehmerIn in einem Mittel- und Großbetrieb 2013 95.465 Euro pro Kopf (2012: 96.905 Euro). Dabei stieg der Personalaufwand von 60.023 Euro (2012) auf 61.703 Euro (2013), während der produzierte Überschuss pro Beschäftigten – also der „Mehrwert“ – um rund 8,5 Prozent von 36.882 Euro auf 33.762 Euro zurückging. Damit liegt der Überschuss im Krisenjahr 2013 allerdings noch deutlich über jenem des Vorkrisenjahres 2006. Seit 2003 ist der Überschuss zugunsten der Unternehmen insgesamt um mehr als 39 Prozent gestiegen, während der Verbraucherpreisindex im gleichen Zeitraum um 23,4 Prozent stieg.

Lag der Überschuss 2003 noch bei 49 Prozent des ­Personalaufwands, stieg er 2013 auf 54,7 Prozent der ­Personalkosten. Schlussfolgerung der oberösterreichischen Arbeiterkammer: „Diese Zahlen zeigen, dass immer noch genügend Potenzial für kräftige Lohn- und Gehaltssteigerungen vorhanden ist.“

Hohe Gewinnausschüttungen

Als „alarmierend“ bezeichnet der Arbeiterkammer-Report die hohen Gewinnauszahlungen an die Eigen­tümer­Innen. Diese bleiben anhaltend hoch – trotz deutlich ­eingetrübter wirtschaftlicher Lage. Mit 13.226 Euro ist die Gewinnausschüttung pro EigentümerIn 2013 gegenüber 2012 (13.560 Euro) beinahe konstant geblieben. Im Vergleich zu 2003 sind die Gewinnauszahlungen je Eigen­tümerIn um zwei Drittel (66,8 Prozent) gestiegen – um das Zweieinhalbfache des Anstiegs des Pro-Kopf- Personal­aufwands.

Im Verhältnis zum Eigenkapital der Unternehmen ­belaufen sich die Ausschüttungen auf 11,1 Prozent des ­eingesetzten Kapitals – im Vergleich zu den derzeit lukrierbaren Zinsen geradezu eine Traumrendite.

Insgesamt entsprachen die 2013 ausgeschütteten Gewinne der untersuchten Mittel- und Großbetriebe 21,6 Prozent des gesamten Personalaufwandes (2003: 17 Prozent) oder den Löhnen und Gehältern von 90.400 ArbeitnehmerInnen! (inklusive aller Sozialabgaben und Abfertigungen)

Sachinvestitionen bleiben hinter Finanzinvestments zurück

Dramatisch zu Ungunsten der Sachinvestitionen verschoben hat sich die Investitionstätigkeit der Unternehmen. 2013 haben die Finanzinvestitionen mit 45,1 Prozent wieder die Sachinvestitionen mit 43,3 Prozent überrundet. 2012 wurden die im Unternehmen verbliebenen Gewinne – wie auch in den Krisenjahren zuvor – noch zu 62 Prozent in Sachanlagen investiert (2010: 63,1 Prozent, 2011; 60,1 Prozent). Mit 2013 haben die Finanzinvestitionen wieder Vorkrisenniveau erreicht. Hauptverantwortlich für diese Verschiebung waren – so die oberösterreichische Arbeiterkammer – „deutlich gestiegene Investitionen in Anteile an Konzern- und Konkurrenz-Unternehmen“.

Zusätzlich verantwortlich für die zurückfallende Investitionstätigkeit der Unternehmen dürften allerdings auch gesunkene Absatzerwartungen als Folge der EU-weit betriebenen Austeritätspolitik und der damit einher gehenden eklatanten Nachfrageschwäche sein. Da sich allerdings keine grundlegende Abkehr auf europäischer Ebene von dieser ruinösen, krisenverstärkenden Politik abzeichnet, droht sich diese Entwicklung noch zu verschärfen.

Konklusio

Die Produktivität der ArbeitnehmerInnen haben auch 2013 wesentlich dazu beigetragen, so die Arbeiterkammer-Oberösterreich, „dass viele österreichische Unternehmen zufriedenstellende Ergebnisse und eine hohe Rentabilität des Eigenkapitals erzielen konnten.“ Und weiter: „Gleichzeitig belasten aber die satten Gewinnauszahlungen an die EigentümerInnen die Entwicklung der Unternehmen und vor allem der Arbeitsplätze.“

Es zeige sich, dass sich die Verteilungsschieflage auch 2013 verfestigt habe, so die Arbeiterkammer weiter. Die Unternehmen müssten wieder in die Pflicht genommen werden, einen „gerechten Beitrag zum Gemeinwohl durch faire Löhne und Gehälter, Überstundenabbau und Arbeitszeitverkürzung mit Ausgleich bei Lohn und ­Personal zu leisten“.

Die bekannten, zentralen Forderungen der Arbeiterkammer:

  • Erhöhung der Investitionen an Sachanlagen
  • Koppelung der Gewinnausschüttung an die ­langfristige Lohnentwicklung
  • Deckelung und Koppelung der Managerboni an beschäftigungsrelevante soziale und ökologische ­Kriterien
  • Korrekte Abgeltung und Abbau von ­Überstundenabbau
  • Kräftige Anhebung der Löhne und Gehälter sowie Anhebung der kollektivvertraglichen Mindestlöhne auf 1500 Euro brutto im Monat bei Vollzeit
  • Einführung einer „Millionärssteuer“
  • Sechs Wochen Urlaub für alle, die 25 Jahre gearbeitet haben.

Quelle: Die Alternative

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