Der kommende Wahlkampf in Gewerkschaft und Personalvertretung wirft seine Schatten voraus. Taktische Schachzüge, Abwerbungsversuche und der „Da schau her, aber die Anderen!“-Fingerzeig nehmen wieder überhand. Dabei wäre vieles leichter, wenn Menschen den Standpunkt, den sie nach außen hin propagieren, auch tatsächlich beibehielten. Wenn mensch sich einer politischen Position rühmt, dann darf er sie nicht konterkarieren, indem er seine gewählte Funktion – nämlich, die KollegInnen zu vertreten – unterhöhlt.
Er darf nicht zum Schaden der MitarbeiterInnen entscheiden und Handlungen setzen oder neuen Verordnungen in dem Wissen zustimmen, dass sie nicht funktionieren können bzw. eine massive Verschlechterung darstellen.

Dazu braucht es aber neben einer fachlich guten Ausbildung auch eine eigene Haltung. Als Funktionär muss man weiter denken, als bis zur nächsten Fraktionssitzung oder der nächsten Besprechung mit der höheren Führungsebene der Gewerkschaft. Es gibt einfach eine Grenze, die mensch nicht überschreiten darf. Und die ist dort erreicht, wo den Bediensteten Nachteile erwachsen. Wir sind dazu da, ein Gegengewicht zum Dienstgeber zu bilden, da es ja klar ist, dass dessen Interesse nicht immer zu unseren Gunsten ist – eigentlich fast nie. Dafür gibt es eine Personalvertretung und dafür lassen wir uns aufstellen und wählen.
Dabei geht es primär gar nicht so sehr darum, diese Posten mit möglichst vielen Fundamentaloppositionellen zu besetzen, aber es gehören Menschen dorthin, die ihr politisches Mandat vorausschauend und im ständigen Austausch mit den KollegInnen ausüben. Heute ist die Hauptarbeit der PersonalvertreterInnen die Sicherstellung der Einhaltung bestehender Richtlinien sowie der Widerstand gegen einseitig vom Dienstgeber eingeführte Verschlechterungen. Das ist ohnehin schwer genug, denn man braucht eine Menge Wissen, vorausschauendes Denken und eine gute Vernetzung in den Dienststellen. Man muss sicht- und ansprechbar sein.

Da solche Menschen schwer zu finden sind, versuchen nun einige Fraktionen, diesem Mangel durch mehr oder weniger kreative Aktionen abzuhelfen. Einerseits durch den Vertrieb von Gutscheinen und Rabatten bei Unternehmen, dem Verteilen von meist eher suboptimalen Geschenken und bunten Magazinen, oder sie machen es noch schlauer: Sie werben Funktionäre anderer Fraktionen, deren Fähigkeiten größer sind, ab. Dies passiert durch (meist nicht eingehaltene) Versprechen auf Funktionen mit höheren Gebühren. Manchmal lässt man den einzelnen Funktionär in seiner Dienststelle auch nach Gutdünken werken – Hauptsache mensch bringt der Fraktion und damit der eigenen Hausmacht Vorteile. Blöd wird das nur, wenn dieses Werken dann dienst- und strafrechtlich relevant wird.
Gelingt ein Abwerben nicht, fährt man härtere Geschütze auf und versucht, die Arbeit des Funktionärs zu sabotieren und ihm „a schlechte Nachred“ anzuhängen. Der Schaden ist für die einzelne Personalvertreterin ebenso groß wie für die Belegschaft selbst, die damit ihren kompetenten Vertreter verliert. Als Wahlberechtigte/r sollte mensch sich dann halt überlegen, ob er/ sie Fraktionen, die so vorgehen, die Stimme geben möchte.

Mit mir jedenfalls wird das nicht gehen. Ich habe ein Mandat bei einer parteiunabhängigen Fraktion übernommen, der KIV, und werde es, wie bisher, nicht nur nach bestem Wissen und Gewissen, sondern mit voller Kraft dafür verwenden, den KollegInnen zu helfen und sie in allen Belangen zu unterstützen. Und zwar wie es im Personalvertretungsgesetz steht: Ehrenamtlich. Weil es mehr als nur notwendig ist.

Grafik: Freepik

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