Ein bedenk­licher Vorfall während eines Ausflugs einer Kinder­gartengruppe führte zu E‑Mails.

Leserbrief; Antwort von „Heute“; 2. Leserbrief

Zum „Kommentar“ von Christiane Tauzher am 23. April 2015 der Gratiszeitung „Heute“

Das inhaltliche Niveau des oben angeführten Beitrags der Zeitung mag dem unreflektierten Bassena­tratsch aufgebrachter Bürger nahekommen, aber sicher nicht einer angeblichen „Journalistin“ eines Massenmediums, welches durch die Breitenwirkung als stimmungsmachend bekannt ist.

Verantwortungsvoller Journalismus beinhaltet im Vorfeld grundlegende, keinesfalls oberflächliche, sondern fundierte Recherche. Anhand dieser hätten sich Fragen ala „Ist es bei Ausflügen nicht üblich, die Kinder ständig abzuzählen?“ erübrigt, da bei korrekter Erhebung der Fakten auffallen hätte müssen, dass im Zuge der Ausbildung von Kindergarten- und HortpädagogInnen diesem Teil der Pädagogik sehr wohl entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet wird!

Sinnvoll wäre es auch gewesen, diverse gesetzliche bzw. trägerInnenspezifische Vorgaben zu durchleuchten:

  • Wie sieht die personelle Situation in Kindergärten (in Wien) aus, dass es sein kann, dass EINE „Aufpasserin“ (=©Wien heute vom 22.04.2015) mit mehr als einem Kind unterwegs sein kann/muss/darf?
  • Wie sind die Rahmenbedingungen in den elementarpädagogischen Einrichtungen gestaltet?
  • Welche Erwartungshaltungen von Eltern-Öffentlichkeit-TrägerInnen sind in Zeiten wie heute notwendig und erfüllbar?…

DAS wäre verantwortungsvolles und zielgerichtetes Umgehen mit aktuellen (sehr bedauerlichen) Anlassfällen und keine Vernaderung einer ganzen Berufsgruppe!

In der Hoffnung, dass künftig professionelle Arbeit geleistet und verbreitet wird, warte ich auf sachkundigere Artikel,

Irmgard Slovacek
Personalvertretung KIV
MA 10 Wiener Kindergärten

Antwort von „Heute“

Sehr geehrte Frau Slovacek,

Ist ja klar, dass Sie Ihre Leute verteidigen. Nur bitte erklären Sie mir, was sich an dem konkrete Vorfall durch „fundierte Recherche“ geändert hätte? Rein gar nichts. Eine Pädagogin vergisst Dreijährige in U-Bahnstation und es fällt ihr erst EINE Stunde später auf. 

Ich vernadere keinen ganzen Berufsstand – ich stelle nur fest, dass wir nicht wissen, wer auf unsere Kinder, das Kostbarste, was wir haben, aufpassen.

Ich bin Kolumnistin. Es ist nicht meine Aufgabe „diverse gesetzliche bzw. trägerInnen­spezifische Vorgaben zu durchleuchten“, wie Sie schreiben. Dass Ihnen meine Gedanken nicht gefallen, das glaube ich Ihnen. Aber ich habe selber zwei Kinder und ich bin oft genug auf Ausflügen und Lehrausgängen dabei gewesen. Sie tun ja gerade so, als würde ich über Dinge schreiben, von denen ich keine Ahnung habe.

Da irren Sie sich.

Mit freundlichen Grüßen
Ch. Tauzher

2. Leserbrief

Frau Tauzher,

leider bestätigt Ihre Antwort mein Gefühl, dass es bei ihrer Publikation nicht um Sachinhalte, sondern um einen wenig durchdachten Auswurf von Emotionen geht.

Hätten Sie mein E-Mail genau gelesen und sich mit dem konkreten Vorfall ernsthaft auseinander gesetzt, wäre Ihnen aufgefallen, dass es nicht darum geht, „meine Leute“ zu verteidigen (ich bin als Teil der städtischen Kindergärten für private Einrichtungen auch nicht zuständig).

Ich bin davon ausgegangen, dass Sie als Kolumnistin ein Fehlverhalten einer Einzelperson nicht nur in reißerischer Form breittreten und Ängste schüren, sondern in verantwortungsvoller Weise darauf hinweisen, dass es – leider – keine einheitlichen Regelungen bzgl. Ausbildung und Einsatz in Kindergärten gibt.

In den elementaren Bildungseinrichtungen der MA 10 Wiener Kindergärten wäre es nämlich schlichtweg unmöglich, dass eine Einzelperson mit mehr als einem Kind unterwegs ist.

Auch wenn ich selbstredend nicht für alle Trägerorganisationen Stellung nehmen kann, weiß ich ganz genau, dass es den MitarbeiterInnen sehr wohl bewusst ist, welche Kostbarkeiten der Gesellschaft sich für viele Stunden des Tages in unserer Obhut befinden. Gerade deshalb ist es hinterfragenswert nachzuforschen, warum es zu einem derartigen Vorfall kommen konnte.

Liegt es eventuell daran, dass Erwachsene ohne fundierte Ausbildung mit einer ganzen Gruppe allein unterwegs sein müssen? Gibt es zu wenig Personal? Hat dieses Betreuungsmodell allgemeine Gültigkeit?

All das erwarte ich mir von Journalismus, aber vielleicht ist hier der Unterschied zum Kolumnenschreiben.

Ausflüge und Lehrausgänge zu begleiten bedeutet nicht, dass man sich mit pädagogischen Materien auskennt, ebenso wenig wie ich mir herausnehme, zu behaupten, ich wüsste über das Erstellen einer Tageszeitung Bescheid, nur weil ich diese lese.

Irmgard Slovacek

Kommentar: Nicht sicher

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