Diensterfahrene Mitarbeiter*innen im Bildungs-, Pflege- und Sozialbereich sind am Limit der Belastungsgrenze. Immer freundlich sein, auf die Bedürfnisse der anderen eingehen, ständig in Kontakt: Wer mit Menschen arbeitet, braucht Geduld und Einfühlungsvermögen – besonders in Bereichen, in welchen mit und am Menschen gearbeitet wird.

Ein besonderes Augenmerk soll nun einmal den Kindergartenassistentinnen geschenkt werden – und zwar jenen, die schon seit Jahrzehnten täglich ihr Bestes für die Kinder, aber auch für die Dienstgeberin geben.

Kindergartenassistent*innen sind in der MA 10 zur größten Personalressource geworden. Menschen, die oftmals selbst das Bildungssystem nicht gut nützen konnten, oder in ihrem Beruf nicht mehr arbeiten können, verschlägt es ganz oft in den Bildungsbereich als Assistenzkräfte. Gefühlt funktioniert da der Arbeitsmarkt der Stadt Wien sehr gut, da bei diesem mehr Bewerbungen zur Auswahl stehen, als Dienstposten zur Verfügung sind. Das weiß die Dienstgeberin sehr genau und agiert auch sehr leger bei den Aufnahmen, da genau diese Kräfte bei „nicht entsprechend“ jederzeit gekündigt werden können.

Nun sieht es aber so aus, dass gerade die Assistenzkräfte über die letzten Jahre permanent zu allen Arbeiten herangezogen wurden – ganz besonders zur ersetzenden pädagogischen Arbeit. Ob mit Nachsicht, gleich über mehrere Monate oder sogar Jahre, bis zum täglichen Hin und Her zwischen hauswirtschaftlichen Verpflichtungen und „Kinderdienst“.

Ohne Zweifel ist einzugestehen, dass ohne unseren Assistenten*innen der Betrieb schon lange zusammengebrochen wäre.  Besonders diensterfahrene Kolleg*innen (oftmals gut in den 50ern angekommen) sind die Garanten für Stabilität. Das Team der Assistent*innen ist mehr als gut organisiert, sie haben einen ausgezeichneten Überblick und fühlen sich der Dienstgeberin, besser gesagt dem Team und dem Standort, noch immer sehr verbunden.

Nun liegt es aber in der Natur der Sache, dass mit voranschreitendem Alter auch die Abnützungserscheinungen des Körpers anwachsen.

Age Management: Gesunde Veränderungen am Arbeitsplatz und bei Arbeitsabläufen sind notwendig

Ein gezieltes Alter(n)smanagement im Sinne einer Gesamtstrategie, um mit Alter und Altern produktiv umzugehen, ist auch bei uns in der MA 10 bzw. in der gesamten Stadt Wien unumgänglich.

Das mächtigste Instrument in der Prävention auf der betrieblichen Ebene stellt die Arbeitsplatzevaluierung nach dem Arbeitnehmer*innenschutzgesetz dar. Es verpflichtet Arbeitgeber*innen, bei dieser Evaluierung unter anderem auch das Alter der Arbeitnehmer*innen zu berücksichtigen und entsprechende Maßnahmen zu setzen.

Um die Arbeitsfähigkeit von Arbeitnehmer*innen auf der betrieblichen Ebene präventiv zu fördern, braucht es einen integrierten, systematischen Managementansatz.

Altern und Arbeitsfähigkeit im Betrieb müssen in alle Entscheidungen des Unternehmens integriert werden. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Alter(n)smanagement oder Age Management.

Notwendige Maßnahmen

Personalpolitik: Personalplanung und -entwicklung, Durchführung von Analysen betreffend Altersstruktur und Qualifikationsstruktur, alterssensible Laufbahngestaltung, Jobrotation, altersgemischte Teams

Arbeitsorganisation: Bewertung der Arbeitsplätze auf besonders belastende Tätigkeiten für Ältere, Erstellung von Arbeitsplatzlandkarten aufgrund der Belastungsbewertung, Änderung der Aufgabenzuschnitte, altersdifferenzierte Leistungsanforderungen

Arbeitszeitgestaltung: Gezielte Pausenkultur und Pausengestaltung zur Regeneration, Freijahr- und Freiquartalsangebote, 4-Tage-Woche, Herabsetzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich

Gesundheit – Arbeitnehmer*innenschutz: ergonomische Arbeitsplatzgestaltung z. B. durch Hebe- und Tragehilfen, Maßnahmen zur Reduktion der psychischen Belastungen

Qualifizierung, Weiterbildung, lebenslanges Lernen: Systematische Nutzung des Erfahrungswissens von älteren Mitarbeiter*innen für Jüngere oder Berufseinsteiger*innen durch Mentoringsysteme – Erfahrene mit weniger Erfahrenen oder Tandemsysteme alt-jung (Lehren und Lernen), Qualifizierung für neue Tätigkeiten

Age Management bei Führung und Organisationskultur in der Stadt Wien

Die Führungskräfte mit ihren Einstellungen und daraus resultierendem Verhalten prägen wesentlich die Organisationskultur eines Unternehmens, auch wie „Alter“ und „altern“ im Unternehmen gesehen wird. Untersuchungen zeigen, dass Vorgesetzte einen sehr großen Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit von älteren Arbeitnehmer*innen haben. Empathie ist Drohungen und Bestrafungen vorzuziehen, da Respekt und Wertschätzung sicher der beste Motor sind. Aus unserer Sicht ist hier seitens der Dienstgeberin eine verpflichtende, qualitätsvolle Fortbildung für Führungskräfte zu konzipieren, welche abteilungsorientiert alle zwei Jahre zu evaluieren ist.

Deshalb:

  • Sensibilisierung von Führungskräften, um Alter und Altern als Umbauprozess zu sehen, sowie Stärken, die mit dem jeweiligen Alter verbunden sind
  • Anwendung von Führungsinstrumenten wie alter(n)ssensible, lebensphasenorientierte Mitarbeiter*innengespräche – Aktiv zuhören, Zeit nehmen, Einfühlungsvermögen und Beobachtung, ehrliches und authentisches Interesse, Dinge hinterfragen und dem Gegenüber Verständnis und echtes Mitgefühlübermitteln
  • Klarer Stopp und dienstliche Konsequenzen für Führungskräfte bei nachweisbarer Diskriminierung von älteren Mitarbeiter*innen

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