Am kommenden Sonntag begehen wir zum 104. Mal den internationalen Frauentag.

Ein Grund zum Feiern, könnte man denken.

Leider ist die raue Wirklichkeit eine andere: Noch immer sind Frauen in der Gesellschaft nicht gleich­gestellt, bekommen bis zu 39% weniger Geld als ihre männlichen Kollegen in gleichen Berufen, ist die Kindererziehung und Betreuung weitgehend bei den Frauen beheimatet und auch bei der Pflege von Angehörigen halten sich die Männer meist vornehm zurück: Ladies First!

Natürlich wurden viele zentrale Forderungen (die eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollten) der Frauen erfüllt, wir denken da an die Gleichberechtigung im politischen Leben, den Zugang zu Universi­täten (auch noch nicht so lange her) oder der freien Berufswahl. Nur – die Erfüllung dieser Forderungen heißt nicht, dass sie auch die tatsächliche Gleichstellung in der Gesellschaft bedeuten. Das allgemeine Wahlrecht wurde 1918 festgeschrieben, Tatsache ist, dass der Anteil an Frauen in der Spitzenpolitik noch immer nicht den zahlenmäßigen Verhältnissen zwischen Männern und Frauen entspricht. Der Zugang zu Bildung und freier Arbeitsplatzwahl bedeutet nicht, dass Frauen für die gleiche Arbeit auch den gleichen Lohn bekommen bzw. gleichberechtigt im Berufsleben Karriere machen. Damit sind diese Siege – so wichtig und erfreulich sie sind – Pyrrhussiege, da sich der männliche Teil der Bevölkerung die wirklich „wichtigen“ Dinge immer noch untereinander ausmacht. Es ist ein bisserl so, wie mit den Minderheitsfraktionen in der Gewerkschaft: Es gibt sie, aber sie werden bei den einschneidenden Entscheidungen außen vor gelassen.

Und dabei helfen ihnen auch noch die wenigen Frauen in Spitzenpositionen:

Wenn die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (gleichzeitig auch fürs Personal zuständig) in ihrem Mail an die weiblichen Bediensteten der Stadt Wien schreibt, es sei 

mein Ziel, dass alle Mädchen und Frauen in Wien sicher, selbstbestimmt und unabhängig leben können!

und gleichzeitig den Arbeitsdruck für Frauen in der Stadt Wien durch Auslagerungen, prekäre Arbeits­verhältnisse und Nicht- bzw. lediglich Teilanerkennung von Karenz- und Pflegezeiten für die Vorrückung erhöht, so ist das mehr als nur Zynismus, sondern kalkulierte Irreführung. Einerseits lobt man (sich für) die gute Arbeit zum Erreichen der tatsächlichen Gleichberechtigung in allen Bereichen – auch der Gleichstellungsmonitor könnte dafür ein brauchbares Instrument sein – andererseits kürzt man überall Geld- und Sachmittel  oder lagert im schlimmsten Falle gleich aus bzw. vergibt Leistungen an Private. Dabei ist Sandra Frauenberger im ÖGB groß geworden und Vorsitzende des WAFF (Wiener Arbeit­nehmerInnen Förderungs-Fonds), die sich mit der Gleichstellung der Frauen im Arbeitsleben beschäftigen. Klingt eigentlich ein bisserl irr, ist aber leider harter Fakt. Dabei ist der WAFF durchaus gut wenn es um Wiedereingliederung für Frauen in den Arbeitsprozess und anderem geht. Nur – wenn die Frau Personalstadträtin keine Dienstposten zur Verfügung stellt, kann die Frau Frauenstadträtin noch so viele Jubelmails zum Internationalen Frauentag schreiben wie sie will, im Ergebnis bleibt die bittere Erkenntnis, dass es ohne Ressourcen illusorisch ist von einer Gleichberechtigung der Frauen auch nur ansatzweise zu sprechen.

Als Mann muss man sich da nur zurücklehnen und „genießen“. Oder gleich mit einem Herrenwitz kontern.

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