Die MA 10 als Trägerin in der Elementar- und Hortpädagogik hat Konzerngröße. Vielleicht ist es deshalb so spät aufgefallen, dass das traditionelle Gebilde der Organisation mit dem Wachstum der Stadt und den Anforderungen eigentlich nicht mehr mithalten kann.

Missbrauchsvorwürfe

Vor allem im letzten Jahr gab es immer wieder Vorwürfe gegen Mitarbeiter*innen der MA10. Die Abteilung wurde in ihren – zu diesem Zeitpunkt schon durch Ressourcenknappheit ausgemergelten – pädagogischen Grundfesten durch öffentliche Anschuldigungen erschüttert und hat medial ausgeschlachtet vor aller Augen großen Schaden genommen.

Einzelfälle sind nicht pauschal zu beurteilen. Ermittlungen, Prozesse und ähnliche Verfahren dauern ihre Zeit. Die mediale Berichterstattung lässt nie lange auf sich warten und hat in der Vergangenheit schnell die Grenzen erwünschter Transparenz verlassen. Eltern und Mitbürger*innen wurden dadurch verunsichert und in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Am Standort erreichen sie dann als erstes die Mitarbeiter*innen der Gruppe ihres Kindes und die Leitung. Dort entlädt sich dann auch oft das gesamte Ausmaß der Aufregung.

Eltern wohnen im Umkreis, kennen einander und sind vielfach in WhatsApp oder ähnlichen Gruppen vernetzt. Wir kennen das alle, wie schnell man darin etwas liest und auch einmal falsch versteht, ja sogar wie schnell die Wogen in diesen Gruppen hoch gehen können, wenn es einen Anlass gibt.

Nicht immer sprechen die Erziehungsberechtigten alles sofort an. Der Sturm braut sich online oder mit Freunden und Familie zusammen, manchmal sogar über Wochen. Auch anonyme Anschuldigungen oder Hinweisen gehören zum Bereich des Möglichen.

Waren Beschuldigte an dem Tag überhaupt im Dienst, in der Gruppe, war jemand dabei, wer kann was genau sagen? Fragen über Fragen und so hilfreich ein Gedächtnisprotokoll sein kann, nach Tagen oder Wochen ist eine Rekonstruktion von Vorkommnissen oft nicht mehr so leicht.

Beschuldigt – und jetzt?

In den vergangenen Monaten wurde von vielen Seiten versucht zu reparieren, zu klären oder transparenter in den Strukturen zu werden und die Wogen zu glätten. Mehr Aufsehen und schlechte Publicity geht ja kaum noch.

Was dabei zu kurz kommt sind zum einen Rehabilitationsmaßnahmen für die Mitarbeiter*innen, die zu Unrecht beschuldigt wurden oder nach der Klärung wieder an einen Standort zurückkehren. Ihr Ansehen ist angetastet worden. Beschuldigt vom Standort abgezogen und emotional aus dem Gleichgewicht, vergisst man nicht so schnell. Nicht als Betroffene*r aber auch der „Flurfunk“ hallt noch lange nach.

Aber auch die Konsequenzen für Bildungspartner*innen, die sich teilweise im Umgang mit Anschuldigungen, Zuschreibungen und in der Kommunikation mit den Kolleg*innen und Leitungen grenzenüberschreitend verhalten, kommen zu kurz. Auch sie würden sich positiv auf die betroffenen Mitarbeiter*innen auswirken.

Die Auswirkungen von Anschuldigungen verlagern sich schnell aus dem beruflichen Kontext ins private Umfeld, auf Partner*innen, die Familie und auf die eigenen Kinder.

Fürsorgepflicht: Mehr Unterstützung für Betroffene

Schulungen, Multiplikator*innen und eine interdisziplinär zusammengesetzte Beratungsstelle sind ein Anfang. Über bleibt dennoch der schale Beigeschmack. Was hat gefehlt, wodurch nicht schon früher aufgefallen wäre, dass hier Strukturen dem Wachstum der Institution hinterherhinken.

  • Eingesetzte Kommunikationskanäle funktionieren, wenn das Vorgehen klar ist und Menschen, die dafür ausgebildet sind, Prozesse unterstützen und begleiten können. Wirklich ausgebildet. Keine Kurse, Workshops oder Naturtalente.
  • Krisenintervention muss niederschwellig und sofort umsetzbar sein, das sagt schon der Name. Dafür braucht es spezielle Kompetenzen.
  • Mediation ist nicht umsonst eine Berufsausbildung, denn es werden auch bei verhärteten Fronten Klärung und nachhaltige Lösungen erarbeitet
  • Supervision und Coaching im Einzelsetting helfen aus der belastenden Situation stabil hervorzugehen.
  • Ja, im Ernstfall wird es auch nötig sein, Psychotherapie zur Verfügung zu stellen und zumindest anzubieten. Die Stressoren in solchen Situationen sind ernst zu nehmen.
  • Das alles in der Dienstzeit, genauso, wie auch die Kolleg*innen in der Dienstzeit durch diese Erlebnisse emotional Schaden nehmen.
  • Mitarbeiter*innen brauchen in diesen Situation auch juristische Beratung und Begleitung, um die sie sich nicht selbst kümmern müssen sollten.
  • Abschließend braucht es auch Begleitung in der Reintegration im Kinderdienst im Sinne der Fürsorgepflicht und Schulung der Selbstführsorge zum Schutz der eigenen Stabilität

Daraus ergibt sich offensichtlich ein Team von objektiven Expert*innen, für die eine pädagogische Ausbildung allein nicht ausreichen wird. Es wurden schon viele Referate und Abteilungen erschaffen, hier hat die Abteilung noch Luft nach oben.

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