Nach rund 18 Monaten Corona zeigt unsere Arbeitswelt eine hohe Verträglichkeit von neuen Arbeitsmodellen. Flexibles Arbeiten war ohnedies ein schon lang gehegter Wunsch – auch bei den Mitarbeiter*innen der Stadt Wien.

Die Bilanz: durch die Coronakrise hat die Dienstgeberin die Vorteile von Homeoffice mehr als schätzen gelernt und einigte sich sozialpartnerschaftlich auf die Beibehaltung dieser Arbeitsform von 60:40.

Was anfänglich für viele die Erfüllung des ersehnten Wunsches nach mehr Flexibilität und Selbstbestimmung war, hat sich inzwischen für einige gewandelt: Sie freuen sich darauf, wieder ins Büro zurückkehren zu können. Ist dies auch wieder eine Rückkehr in die „vor-Corona“ Arbeitswelt oder darf es auch bei der Stadt Wien „ein bisserl mehr sein“?

Digitalisierung beeinflusst künftige Arbeitsformen

Die Frage, was nach Corona von New Work bleibt und wie eine „neue Normalität“ aussehen wird, ist nicht so leicht zu beantworten. Sicher ist, dass die aktuelle Situation Auswirkungen auf zukünftige Arbeitsweisen haben wird. Viele Unternehmen haben festgestellt, dass Mitarbeiter von zu Hause nicht nur engagierter und zufriedener arbeiten, sondern auch produktiver sind. Manche Chefs haben zudem bereits angekündigt, dem Wunsch nach Homeoffice künftig offener gegenüberzustehen. Nach dieser Zeit des zwangsweise verordneten Homeoffice sehnen sich zwar gerade viele Arbeitnehmer zurück ins Büro, sie wünschen sich aber dennoch, dass die Wahl, von zu Hause aus zu arbeiten, weiterhin bestehen bleibt. Der digitale Fortschritt wird dafür sorgen, dass die Möglichkeiten zum schnellen Datenaustausch und Kommunizieren über unterschiedliche Kanäle ortsunabhängig wachsen werden. Das hat zur Folge, dass Homeoffice-Lösungen zukünftig aus unserem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken sein werden.

Rückkehr zur Normalität in kleinen Schritten

Der Wunsch einiger Arbeitnehmer*innen, möglichst bald an den Arbeitsplatz zurück zu dürfen, kann in manchen Fällen durchaus auch wirtschaftliche Gründe haben. Sie machen sich aufgrund der Folgen der Coronakrise Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Eine Wiederaufnahme des Normalbetriebs würde ihnen mehr Sicherheit geben. Andere übernehmen neben der Arbeit im Homeoffice auch noch die Betreuung ihrer Kinder. Diese Kombination sorgt dafür, dass sich die Betroffenen nach ihrem Büroalltag sehnen. Doch auch dort wird das Arbeiten anders sein als vor COVID-19.

Unternehmen müssen zahlreiche zusätzliche Auflagen zum Arbeitsschutz erfüllen. Entsprechend sind Social Distancing und Hygiene- und Abstandsregeln zu beachten. Das heißt: In vielen Fällen können nicht alle Mitarbeiter*innen gleichzeitig zurück ins Büro. Eine Lösung ist, dass in festen Teams gearbeitet wird. Wenn nicht genügend Abstand gehalten werden kann, fallen auch der sonst übliche Plausch an der Kaffeemaschine oder große Meeting-Runden aus. Dafür werden Kontaktprotokolle und regelmäßige Desinfektion noch eine Weile zum Alltag aller Angestellten gehören. Von der Normalität, wie wir sie kennen, sind wir also noch weit entfernt.

Was ist New Work?

Was ist New Work?

New Work bezeichnet den Wandel in der Arbeitswelt zu neuen, flexibleren und  zukunftsweisenden Arbeitsformen. Einerseits soll stärker auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Mitarbeiter*innen eingegangen werden. Andererseits ziehen Dienstgeber*innen einen Vorteil aus den Angeboten der neuen Technologien und der daraus resultierenden Produktivität.

Was New Work ausmacht:

  • Flexible Arbeitsgestaltung, zum Beispiel durch Vertrauensarbeitszeit und -orte sowie Verzicht auf standardisierte Kernarbeitszeiten: Mitarbeiter*innen können nach Absprache selbst entscheiden, zu welcher Uhrzeit und an welchem Ort sie ihre Arbeit erledigen.
  • Virtuelles Arbeiten, zum Beispiel durch Video-Meetings und Collaboration Tools: Die Coronakrise hat gezeigt, dass die Digitalisierung ein reibungsloses virtuelles Arbeiten ermöglicht.
  • Work-Life-Balance und Work-Life-Blending ermöglichen fließende Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. Dafür sind allerdings die Eigenverantwortung gegenüber der Arbeit, als auch ein hohes Maß an Selbstdisziplin notwendig. ACHTUNG: Nicht jede/jeder kann unter diesen Bedingungen am besten arbeiten.

New Work steht auch für den Abbau von hierarchischen Strukturen und stärkere Einbeziehung von Mitarbeiter*innen in Entscheidungen. Eine offene Kommunikation zwischen Mitarbeiter*innen und Vorgesetzten ist dabei unerlässlich, weil manche Arbeitnehmer*innen arbeiten besser mit klaren inhaltlichen und zeitlichen Vorgaben, andere sind produktiver, wenn sie selbst und zeitlich flexibel entscheiden können, wie ihre Arbeitsabläufe aussehen.

Langfristig mehr gelebtes New Work dank Corona

Die Umsetzung von New Work fordert von Dienstgeber*innen und Mitarbeiter*innen ein umfassendes Umdenken und Neuorientierung. Dass so etwas nicht von heute auf morgen entwickelt und gelebt werden kann, ist klar. Viele Methoden und Strategien, die dabei wichtig sind, wurden in den letzten Monaten schon entwickelt. Führungskräfte mussten oftmals unter schwerer Belastung lernen, die unmittelbare Kontrolle hinten anzureihen, bzw. passagenweise ganz darauf zu verzichten. Vieles hat in der Krise ohne Vorlauf funktioniert. Wenn neue Arbeitsformen künftig geplant umgesetzt werden, können alle Seiten noch viel mehr davon profitieren. Die Krise birgt also jede Menge Chancen, die Weichen für die Zukunft des Arbeitslebens neu zu stellen.

Weshalb das klare Bekenntnis zum Arbeitsmodell Home Office bei der Stadt Wien wichtig ist und was bedacht werden sollte

Die Arbeit im Home Office bietet zahlreiche Vorteile. Wer im Home Office arbeitet kann zum Beispiel seine Produktivität erhöhen. Während der Lärmpegel in Großraumbüros oft hoch ist, bietet das Home Office die Chance, hoch konzentriert zu arbeiten. Mitarbeiter*innen können sich Ihren Arbeitsplatz zu Hause so einrichten, wie sie es brauchen, um produktiv zu arbeiten. Störende Nebengeräusche fallen weg und das wirkt sich wiederum positiv auf die Produktivität und Kreativität aus. Mit dem Home-Office-Modell sparen wir außerdem Geld, da die Büroflächen besser und effizienter genützt werden können.

Home Office Pro Contra

Vorteile von Homeoffice

  • Arbeitnehmer*innen schätzen das Plus an Freizeit (Pendelzeit fällt weg), Freiheit (flexible Zeiteinteilung und Work-Life-Balance) und Selbstständigkeit
  • Durch die geringe Ablenkung kommt es zu gesteigerter Produktivität, besonders bei kreativen Tätigkeiten
  • Arbeitnehmer*innen haben i.d.R. weniger Krankheitstage
  • Dienstgeber*innen können Kosten einsparen (bspw. Raumkosten)
  • Arbeitnehmer*innen können Kosten einsparen (Benzin, Bahnkosten,…)
  • Eltern können Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren

Nachteile von Homeoffice

  • Vereinsamungseffekt durch verringerten Kontakt zu Kolleg*innen
  • Erschwerter Informationsfluss durch fehlenden Austausch an der Dienststelle
  • Fehlender direkter Austausch mit Kolleg*innen
  • Ablenkungsmöglichkeiten, die im Büro nicht gegeben sind, wie Hausarbeit, Kinder, Familie und Freunde
  • Verlust an Motivation und mangelnde Selbstorganisation
  • Risiko, dass die Identifikation mit der Dienstgeberin und den damit verbundenen Aufgaben abnimmt
  • Nicht Einhaltung der Arbeitszeit – zu wenig , aber auch zu viel ist nicht angesagt

Arbeitsrecht und Datenschutz

Arbeitsrechtlich gesehen, besteht ein Unterschied zwischen Home Office und digitaler Arbeit. Handelt es sich um Home Office, sind Dienstgeber*innen dazu verpflichtet zu prüfen, ob die arbeitsschutzrechtlichen Standards in den heimischen Büros erfüllt sind. Home Office ist ein fest installierter Arbeitsplatz zu Hause. Digitale Arbeit kann hingegen überall ausgeübt werden. Im heimischen Büro müssen die gleichen datenschutzrechtlichen Regeln eingehalten werden wie im Büro. Das bedeutet zum Beispiel, dass der Computer bei Abwesenheit gesperrt werden muss oder dienstliche Unterlagen in abschließbaren Schränken aufbewahrt werden müssen.

Mitwirkung der Personalvertretung und Verhandlungen der Gewerkschaft

Hier gilt es aus der Sicht von Personalvertretung und Gewerkschaft ein gutes Paket mit der Dienstgeberin zu schnüren. Egal ob es um die freiwillige Zusammenarbeit mit der Arbeitsmedizin im heimischen Bereich geht, oder um das Bereitstellen von Geräten bis hin zum Bezug von Essensmarken oder Fahrtkostenabrechnungen/Jahresnetzkarten.

Arbeitsmodelle

Welche Arbeitsmodelle finden sich noch unter dem Begriff New Work

1. Arbeitsmodell: Home Office

Neben Teilzeit und Gleitzeit ist das vertrauensbasierte Modell zunehmend interessant. Meist gibt es eine Regelung, dass feste Tage im Home Office gearbeitet werden oder der Mitarbeiter nutzt ab und an die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten.

2. Arbeitsmodell: Remote Work

Eine weiterentwickelte Form des Home Offices ist das flexible Arbeitsmodell Remote Work. Hierbei arbeiten Mitarbeiter*innen zu hundert Prozent in virtuellen Teams, der Arbeitgeber fordert keine Präsenzzeit im Büro. Dieses Modell fördert die Möglichkeit, internationale Teams zusammenzustellen, die zeit- und ortsunabhängig miteinander arbeiten können.

3. Arbeitsmodell: Arbeiten im Coworking Space

Die Grundidee der Gemeinschaftsbüros, sogenannte Coworking Spaces, ist produktives Arbeiten in einer kreativen Atmosphäre. Denn mit Co-Working ist nicht nur räumliche Zusammenarbeit gemeint, sondern auch geistige.

4. Arbeitsmodell: Job Sharing

Das flexible Arbeitsmodell Job Sharing, auf Deutsch Arbeitsplatzteilung, bedeutet, dass sich mindestens zwei Personen eine Vollzeitstelle im Unternehmen teilen.

5. Arbeitsmodell: 4-Tage-Woche

Die übliche Arbeitszeit beträgt bei Vollzeitjobs 40 Stunden bei 5 Arbeitstagen. Mittlerweile gibt es viele Befürworter der 4-Tage-Woche, unter anderem in Schweden, Frankreich und den USA

6. Arbeitsmodell: An Ergebnissen orientierte Vertrauensarbeitszeit

Ein ähnliches Konzept wie die 4-Tage-Woche verfolgt auch das flexible Arbeitsmodell Vertrauensarbeitszeit (Functioning Time). Hierbei werden vorher Ziele und Aufgaben festgelegt und keine festen Arbeitszeiten definiert. Im Vordergrund stehen die Produktivität und die Ergebnisse des Mitarbeiters – nicht die anwesende Bürozeit.

7. Arbeitsmodell: Sabbatical

Das flexible Arbeitsmodell Sabbatical, auf Deutsch auch als Sabbatjahr oder Langzeiturlaub bekannt, ist eine Möglichkeit, um lange Zeit am Stück frei zu haben.

8. Arbeitsmodell: Unbegrenzter Urlaub

Das abschließende flexible Arbeitsmodell unbegrenzter Urlaub gibt dem Arbeitnehmer die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie viel Urlaub er benötigt. Unternehmen wie z. B. Netflix, LinkedIn oder Virgin Group bieten ihren Mitarbeitern den unbegrenzten Urlaub an.

Was nicht vergessen werden darf

Corona hat auch gezeigt, dass die sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz ebenso wichtig sind, wie flexible Arbeitszeitmodelle. Also werden die Büroflächen zukünftig nicht ganz leer stehen, sondern möglicherweise eine Aufwertung erfahren.  Die Freude, mit den Kolleg*innen ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen und Ideen gemeinsam weiterzuentwickeln steht für die bewusste Zusammenarbeit und den unersetzbaren interaktiven Austausch.

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