Die Familie den Frauen, die Berufe den Männern?

Zunächst ein kleiner Ausflug in die nahe Vergangenheit. Denn es ist noch nicht lange her, dass betreffend Familie und Beruf eine Bewusstseinsbildung eingeleitet wurde.

Wir schreiben also das Jahr 1971, in dem die langjährige Forderung des ÖGB in der Familienpolitik endlich ihren Niederschlag findet und die Familien- und Arbeitspolitik revolutioniert: So entstehen neben dem Gesetz für die ‚Starthilfe für Ehepaare‘ auch Reformen für die rechtliche Gleichstellung der Frauen am Arbeitsplatz, die Erhöhung des Arbeitslosen- und Karenzgeldes und vieles mehr.

Mit diesen Änderungen und infolge der Aktivitäten der Frauenbewegungen seit den 1970er Jahren werden auch zunehmend Mütter und Ehefrauen stärker in den Arbeitsmarkt integriert. Das ursprüngliche, traditionelle Familienbild wird immer mehr in Frage gestellt, und damit auch die Position des Ehemannes als ‚Alleinverdiener‘. Mittlerweile wird ein breiteres Spektrum betreffend Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelebt – wenngleich ich behaupten möchte, dass das ursprüngliche, traditionelle Weltbild noch in allen Köpfen gut verankert ist, und vor allem, dass es noch gut in einigen Köpfen wohnt: Die Familie für die Frauen und der Beruf für die Männer!

Ersichtlich ist dies vor allem in der Tatsache, dass nach wie vor der Anteil der Teilzeitkräften bei den Frauen überwiegt, begründet auch in der notwendigen Betreuung für Kinder und nahestehenden Familienangehörige (siehe Abbildung). Entsprechend kann davon auch abgeleitet werden, dass sich die Teilzeitbeschäftigung gravierend in den Pensionseinkommen niederschlägt.

Quelle: Profil

Beruf und Familie: Vision

Aufgrund der bestehenden Tatsache, dass das erhoffte Ergebnis von Fraueninitiativen entsprechend der in den letzten Jahren aufkommenden “50:50 Regelung zwischen Mann und Frau in Familie und Beruf“ noch NICHT gegeben ist, wurde im Jahre 2018 das zweite Frauen-Volksbegehren gestartet. Eine langersehnte Vision zu diesem Thema:

Nach dem Mutterschutz teilen sich Mama und Papa die Karenzzeiten zu gleichen Teilen auf. Wenn das vorbei ist, gehen beide in Teilzeit und erledigen den Haushalt zu gleichen Teilen und begleiten das/die KindEr in der Weise, wie es jeweils nötig ist. Wenn die Anwesenheit zu Hause nicht mehr so wichtig ist, kann zuerst die/der eine in Vollzeit wechseln und später der/die andere. Und alle sind glücklich und froh und machen sogar Karriere wie alle anderen auch! Weil das gar so schön klingt, ist es auch so häufig wie ein Lotto-Fünfer mit Zusatzzahl. Den gibt es irgendwie schon, aber keinEr kennt ihn persönlich.

Beruf und Familie: Wirklichkeit

In echt ist das eher so: Kaum ein Mann geht in Karenz, obwohl die rechtliche Situation dafür in Österreich ja gar nicht so schlecht ist. Die Akzeptanz im richtigen Leben folgt eben (noch?) lange nicht den rechtlichen Möglichkeiten.

Und das liegt nicht nur daran, dass die Männer eben nicht wollen. Viele Frauen spielen da nur zu gerne mit. Und das betrifft leider auch unsere Kolleginnen in nicht geringer Zahl.

Und nach der Karenz ändert sich daran auch nichts Entscheidendes: Den Frauen der Herd und das kleine Büro, den Männern der Beruf und die Welt.

Natürlich gibt es inzwischen viele Ausnahmen, allerdings besteht noch die Mehrheit, die die alte Regel eher bestätigt als sie auszulöschen.

Daher ein paar Fragen von mir an uns Frauen:

  • Wie sehen wir Frauen uns in der zukünftigen Arbeitswelt?
  • Wie können wir Frauen abholen, für die derzeit nicht vorstellbar ist, dass 50/50 mehr als nur ein Schlagwort ist?
  • Wollen alle überhaupt abgeholt werden, oder wäre der Versuch der Abholung für einige sogar eine Belastung?
  • Würde uns Frauen die 35 Stunde Woche, die derzeit in der Sozialwirtschaft gefordert wird, in die richtige Stoßrichtung der 50/50 Regelung bewegen.

Fazit

Nach den bereits erwähnten Statistiken zu schließen, ist die derzeitige Politik und die Gesellschaft für mich nicht das Maß aller Dinge und kann jedenfalls auch nicht das Ergebnis der Emanzipationsbewegung für uns Frauen zur Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sein. Daher gilt es weiter zu kämpfen und das tun wir FRAUEN!!

Autorin Christina Westermayr ist Mandatarin in der MA 01 und setzt sich intensiv für die Frauenarbeit der KIV/UG ein. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eine Forderung der KIV, für die wir uns besonders einsetzen.

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