Der Alltag in Wiener Kindergärten ist bunt, lebendig und herausfordernd. Man sagt so leicht, „wo Menschen sind, da menschelts“. Was genau bedeutet das? Jeder hat Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Bedeutung, Anerkennung Gewissheit, Abwechslung und Vielfalt, Liebe und Verbundenheit, Wachstum und Entwicklung und das Bedürfnis einen Beitrag leisten zu können. Sind diese Grundbedürfnisse in Gefahr oder dauerhaft unerfüllt entstehen Zustände der Belastung und Frustration. Ein erster Schritt kann es sein, sich (gegenseitig) zu beschweren. Jemandem mitzuteilen was nicht passt, was stört, was verärgert, etc… überträgt dem Anderen auch das Gewicht dieser Information (deshalb gegenseitig beschweren). Und was dann? Was tun mit dieser Beschwerdeinformation?
Die Frage ist nicht pädagogisch gedacht, sondern ein Versuch der Ressourcen-Realität an den Standorten Rechnung zu tragen.
Im Alltag setzen wir unsere Mittel/ Kräfte meistens dort ein, wo wir sie aktuell brauchen. Oft bleiben nicht genügend davon übrig, um Beschwerden oder auch Konflikte nachhaltig zu managen, zu begleiten, zu klären, zu moderieren oder auch zu lösen. Dabei bräuchten wir genau diese Zeit häufig und das auf diversen Ebenen. Zwischen Kindern, Erwachsenen und Kindern, Kolleg*innen untereinander, zwischen Führungskräften und ihren Mitarbeiter:innen und zwischen Bildungspartner:innen und Mitarbeiter:innen oder der MA10 im Allgemeinen.
Diese Spannungen entstehen oft aus Missverständnissen, unterschiedlichen Erwartungen oder Überlastung. Doch wie können diese Konflikte konstruktiv gelöst werden? Konfliktcoaching und Mediation bieten einen vielversprechenden Ansatz, um ein gelingendes Miteinander zu fördern und neue Fähigkeiten zu vermitteln, also eine Weiterbildung über erlebte Techniken.
Die Liste der Themen ist vermutlich länger als man glauben mag. Täglich gibt es Gespräche oder eben auch Diskussionen über:
- Arbeitsaufteilung
- Arbeitseinsatz
- Diensteinteilung
- Urlaubseinteilung
- Beurteilungen
- den Umgang mit Kindern oder
- organisatorische Fragen
- Abholsituationen und Zeiten
- Kleidung (fehlende, beschmutzte, inadäquate Kleidungsstücke)
- kulturelle Unterschiede und
- Lebensphilosophien
- Umgangsformen
- unterschiedliche Erziehungsstile oder
- Erwartungen an die Betreuung
- Gespräche über andere hinter deren Rücken
- fehlende Strukturen
- Beschwerden über Ärgernisse
Mediation ist ein strukturierter Weg zur konstruktiven Konfliktbearbeitung
Eine neutrale Person unterstützt die Beteiligten dabei. Sie basiert auf Freiwilligkeit, Offenheit, Eigenverantwortung und gegenseitigem Respekt. Etwas das sich jede*r einzelne Mitarbeiter*in, jedes Kind und die Bildungspartner*innen verdient haben.
In herausfordernden Zeiten leidet gerne auch die Kommunikation. Kein Wunder, geht es den Mitarbeiter*innen nicht gut, merkt man das auch im Miteinander. Klare Regeln beugen Missverständnissen vor und geben Orientierung.
Es sollte keine „Fehler“ geben, sondern einen Fokus auf Feedback und gelingende Zusammenarbeit, Lernen und Lösungen. In einer Wertschätzungskultur gibt es dafür Anerkennung und für die Leistungen Leistungen aller Beteiligten, das stärkt das Vertrauen.
Ein Leitbild für den Kindergarten kann helfen, unterschiedliche Lebensphilosophien, Haltungen und Fähigkeiten zu integrieren. Damit müssen Schritte zur Implementierung eines Mediationssystems verbunden sein. Wir können uns keine Zwischenmenschlichen Gräben leisten. Beschweren wir uns nicht gegenseitig und versuchen unter der Last des Unmutes des Anderen zu überstehen, sorgen wir für Wirksame, klare Kommunikation und Leitlinien, die allen Beteiligten Orientierung, Klarheit und Gewissheit über den Schutz bieten, den wir alle brauchen.
Bei komplexen Konflikten wie auch den alltäglichen Schwelbränden in der Zusammenarbeit sind Mentoren eine neutrale Möglichkeit zur Begleitung bis zu einer Lösung. Nicht zu vergessen, sobald jemand in eine Konfliktsituation positiv bewältig hat, war das auch ein Lernprozess für die Zukunft.
Die Einführung von Mediationsmaßnahmen stabilisiert und stärkt die Atmosphäre in Wiener Kindergärten erheblich. Sie bietet allen Beteiligten – Eltern, Mitarbeiter*innen und Führungskräften einen sicheren Rahmen für klärende Gespräche und konstruktive Lösungen und dient dem Gedanken eines konstruktiven Beschwerdemanagements auf Basis gegenseitigen Respekts.