Das Riesenrad ist das Wahrzeichen Wiens und eine Wiener Institution. Thomas Zarka hat zum Tag des Riesenrades am 14. Februar eine Liebeserklärung verfasst:

Eine Attraktion entsteht

Wien zur Jahrhundertwende 1900 war eine pulsierende Stadt. Im Prater gab es viele Attraktionen und Veranstaltungen (Venedig in Wien, Zirkus Busch), trotzdem wollte man dem Publikum immer Spektakuläreres bieten. Da traf es sich gut, dass das 50jährige Thronjubiläum des greisen Kaiser Franz Josefs (1898) ins Haus stand. Der Theaterdirektor Gabor Steiner hatte dazu eine Idee: ein Riesenrad. Er hatte schon zuvor, nämlich 1894 die Attraktion „Venedig in Wien“ erschaffen und wollte dazu noch die passende Aussichtsplattform. Er beauftragte die beiden britischen Ingenieure Walter Bassett-Basset (kein Schreibfehler) und Harry Hitchins mit der Errichtung des Wiener Riesenrades. Finanziert wurde das 500.000 Kronen teure Unternehmen von der englischen „Wiener Riesenrad Ltd“ (Vienna Gigantic Wheel Ltd.), die Aktien verkauften, um den Kaufpreis aufzutreiben.

Die Gesamtkonstruktion hat ein Gewicht von 430,05 Tonnen und eine Höhe von 60,96 Meter (200 Fuß). Das Rad selber ist 55,87 Meter groß. Die Achse ist 10,78 Meter lang und wiegt bei einem Durchmesser von 0,5 Meter 16,3 Tonnen. Zu dieser Zeit war das Riesenrad das fünftgrößte der Welt, von diesen ist es allerdings das einzige, welches heute noch existiert und in Betrieb ist.

Die ersten Runden

Am 25. Juni 1897 drehte sich das Riesenrad erstmals, eine halbe Umdrehung wurde gemacht, um den oberen Teil nach unten zu bringen, um diesen fertigzustellen. Die offizielle Eröffnung war dann am 3. Juli 1897, der Fahrpreis betrug 8 Gulden. Das Riesenrad verfügte über 30 Waggons und brauchte 25-30 Minuten für eine Umdrehung. Viel Publikumsverkehr dürfte das Riesenrad dennoch nicht gehabt haben, da eine Fahrt fast unerschwinglich war.

Der Betrieb des Riesenrades hatte aber immer wieder spektakuläre Phasen: Die Wienerin Marie Kindl hängte sich 1898 aus einem Waggon des Riesenrades, um auf sich und die notleidenden Wiener aufmerksam zu machen. Für einen Film kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges machte die Schauspielerin Solange D’Atalide, auf einem Pferd sitzend, am Dach eines Waggons eine volle Umdrehung.

Dann kam der Erste Weltkrieg und das Aus für den Betrieb des Riesenrades. Die englische Riesenrad-Gesellschaft galt nun als feindlich und man erwog 1916 den Abbruch des Gefährtes, der Eisenmangel in der K&K Monarchie war der Grund. Schlussendlich gab es aber niemanden, der das Riesenrad abbauen wollte. Die berühmte Wiener Gemütlichkeit hat uns dieses Bauwerk erhalten.

Konstruktionsdetails des Wiener Riesenrades

Konstruktionsdetails des Wiener Riesenrades

Das Riesenrad erlangt Berühmtheit

Der Prager Geschäftsmann Eduard Steiner erwarb es schließlich 1919 und nahm es wieder in Betrieb. Vor allem amerikanische Filmgesellschaften verwendeten es als Motiv für ihre Stummfilme, sodass es 1920 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Der Film „Die Pratermizzi“ spielte 1927 vor der Kulisse des Riesenrades. Es war eine der letzten Produktionen der schon kriselnden „Sascha Film“. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Dann kam die Zeit des Nationalsozialismus mit der Enteignung Steiners durch die Nationalsozialisten, das Riesenrad wurde wie so vieles „arisiert“. Durch Bombenschäden brannte die Attraktion 1944 schließlich fast gänzlich ab, nur das Eisengerippe blieb intakt. Es gelang nach dem Krieg, 15 der ursprünglichen 30 Waggons wieder instand zu setzen und in Betrieb zu nehmen. Dadurch verringerte sich die Fahrzeit auf etwa 15 Minuten. Wieder wurde das Riesenrad Kulisse für amerikanische Filme. Im Film „Der Dritte Mann“ kann man es ebenso bewundern wie auch im James Bond Film „Der Hauch des Todes“. Auch in „Before Sunrise“ gibt es eine Szene am Riesenrad.

Das Riesenrad heute

Die Republik Österreich restituierte das Riesenrad 1953 schließlich an die Erbinnen des von den Nazis in Ausschwitz ermordeten Eduard Steiner. Heute befindet sich das Objekt im Besitz der „Wiener Riesenrad Dr. Lamac GmbH & Co OG“. Seit 2016 werden die alten Waggons durch neugebaute, nach Originalplänen 1896 erstellte Waggons ersetzt, seit 2008 wird immer wieder ein Waggon gegen eine spektakuläre Werbung ersetzt. Seit 2012 gibt es auch ein kleines Museum beim Eingang, wo Wiener und österreichische Geschichte in nachgebauten Waggons dargestellt wird. So kann man sich vom Leben am Limes ebenso überzeugen, wie von der Schlacht um Wien 1683 oder dem Leben im freigegebenen Prater im 18. und 19. Jahrhundert.

Spezielle Veranstaltungen, wie ein Dinner im Waggon, erfreuen sich großer Beliebtheit. 2018 haben 840.000 Besucher diese Attraktion genossen. Ein kurioses Hoppala ereignete sich erst vor ein paar Jahren (2016), als ein polnisches Ehepaar kurz nach Neujahr am Riesenrad „vergessen“ wurde. Sie konnten befreit und zu einem Essen auf Kosten des Hauses eingeladen werden.

 

Quellen:

https://thegap.at/10-filme-die-im-wiener-wurstelprater-spielen/

https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Wiener_Riesenrad

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Riesenrad_1897.jpg

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