Frauen zwischen Salon und Kaffeehaus.

Nach dem Zusammenbruch der Monarchie, der mit dem Ende des ersten Weltkriegs zusammenfällt, ist die neu entstandene Republik Österreich politischen Spannungen und Auseinandersetzungen unterworfen. Nachkriegszeit und Weltwirtschaftskrise sowie der beginnende Nationalsozialismus tragen ebenfalls dazu bei. Doch trotz der labilen politischen Lage blüht in Wien die Kulturszene. Einige Frauen machen sich als Mäzeninnen einen Namen, wie beispielsweise Berta Zuckerkandl, und nehmen auf diese Weise Einfluss auf die Kunstszene. Auch Alma Mahler, spätere Werfel empfängt prominente Gäste in ihrem ‚Salon‘, ebenso Eugenie Schwarzwald, eine bekannte Reformpädagogin, die ein offenes Haus führt

.Internationale Anerkennung erreichen Grete Wiesenthal, Gertrud Bodenwieser und Gertrud Kraus. Sie zählen zu den renommiertesten Reformerinnen des modernen Tanzes, ihre Tanzstücke und Choreo­graphien sind Glanzstücke des Genres. Sie setzen sich für Reform­kleidung ein, ohne einengende Korsetts, tanzen teilweise nackt und tragen lange bequeme Kleider. Ihre Überzeugungen geben sie an ihre Schülerinnen weiter, die ebenfalls künstlerische Hochleistungen vollbringen. Wer etwas auf sich hält, lässt sich von Madame d’Ora alias Dora Kallmus fotografieren, die mit ihren fotografischen Techniken und ihrem ungewöhnlichen Stil ganz Wien begeistert. Auch Trude Fleischmann probiert in ihrem Fotoatelier neue Ausdrucksweisen und wird zu einer gefragten Porträtistin.Wiener Melange

Neben Tanz und dem neuen Medium der Fotografie schätzt Wien besonders die Oper und das Theater. Über Jahre hinweg prägen drei Künstlerinnen die Wiener Szene: Maria Jeritza, Lotte Lehmann und Ida Roland, jede auf ihre Weise eine faszinierende Persönlichkeit mit eigenem Stil. Auch in der neuen Wissenschaft Psychoanalyse, deren bekanntester zeitgenössischer Vertreter, der Arzt Sigmund Freud, in Wien wohnt, brillieren ebenfalls Frauen. Neben Anna Freud, Tochter von Freud, gehört ihre enge Freundin Lou Andreas-Salomé zu diesem Kreis. Sie weilt häufig in Wien, um sich ausbilden zu lassen. Später kommt Dorothy Burlingham dazu, mit der Anna Freud in den 1940er Jahren im Londoner Exil verschiedene Institutionen aufbaut.

Aufgrund der politischen Ereignisse ab 1933 werden die Künstlerinnen mit Einschränkungen ihrer Arbeit konfrontiert oder müssen wegen politischer Aktivitäten mit Berufsverboten oder Festnahmen rechnen. Viele von ihnen gehen in die Emigration und sind gezwungen, in London, den USA, Australien oder Paris neu anzufangen. Dazu gehören auch die Autorinnen Hilde Spiel, Veza Canetti und Lina Loos, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Wien lebten und die Atmosphäre der Stadt in ihren Reportagen, Autobiographien und Romanen festhielten.

Buchtipp: Wiener Melange – Frauen zwischen Salon und Kaffeehaus

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