Immer dann, wenn sich Pflegepersonen im Dienst abwechseln, muss trotz umfangreicher, schriftlicher Dokumentation die aktuelle Pflegesituation zusätzlich mündlich weitergegeben werden. Nur so kann eine optimale PatientInnenpflege gewährleistet werden.
Die Funktion einer Dienstübergabe umfasst die Weitergabe von pflegerischen und interdisziplinären Informationen über die PatientInnen, um im richtigen Moment die Pflegehandlungen verbessern und auf unterschiedliche Situationen adäquat reagieren zu können. Ohne mündliche Informationsweitergabe würde eine Übergabe viel länger dauern, wenn sich die Pflegeperson die Dokumentation durchlesen müsste.
Nicht zu vergessen ist dabei auch der interdisziplinäre (ärztliche, administrative und therapeutische) Bereich, also die Kombination aller relevanten Informationen, um ein vernetztes Arbeiten zu ermöglichen. Die Pflege ist die einzige Berufsgruppe, die rund um die Uhr unmittelbar am Krankenbett steht. Nachdem der KAV hunderte von ÄrztInnenstellen abgebaut hat, und die Tätigkeiten von der Pflege übernommen werden muss, ist die Lage unbeschreiblich.
Wozu noch Dienstübergabe?
Die Spitäler und Geriatriezentren der Stadt Wien haben aus finanziellen Gründen den Krankenanstaltenverbund (KAV) gebildet. Seitdem wird, wie im gesamten Sozialbereich, an allen Ecken und Enden eingespart.
So kam auch die Idee auf, die Zeiten für die Dienstübergabe in der Pflege zu kürzen. Seitdem müssen die Pflegepersonen auf allen Akutstationen in nur mehr 15 Minuten die gesamte PatientInneninformation an die nächste Pflegeperson übergeben. Das sind meistens Stationen mit nicht weniger als 32 Akutbetten, Gangbetten nicht mitgezählt.
Die tatsächliche Übergabe dauert in den meisten Fällen allerdings mehr als 40 Minuten – und eine parallele Übergabe ist aus organisatorischen Gründen nicht möglich, da drei bis vier Pflegegruppen vom Tag an zwei Nachtdienstgruppen Information weitergeben. Gleichzeitig kommen, da die Übergabe nicht in einem Besprechungsraum sondern am PatientInnenbett bzw. am Stützpunkt stattfindet, während der Übergabe noch Störungen dazwischen, wie Notfälle, Verlegungen, Aufnahmen, Anrufe, Besuche, Anfragen, Hilferufe oder Glocken, …