9.000 Fachkräfte in der Pflege fehlen und es ändert sich nichts.
Die Anzahl der pflegebedürftigen Personen in Wien wird in den kommenden Jahren stark ansteigen. Laut Schätzungen benötigt das Gesundheitssystem in Österreich innerhalb der nächsten zehn Jahre 9000 Fachkräfte in der Pflege! – Aber woher sollen diese kommen?
Momentan sind rund ein Drittel des Pflegepersonals in unseren Gesundheitseinrichtungen über 50 Jahre alt.
Sie werden bis 2035 nicht mehr erwerbstätig sein, weil sie in Pension gehen werden. Logischerweise ist deshalb damit zu rechnen, dass neues Pflegepersonal sie ersetzen muss, um den Bedarf zu decken. Der demografische Wandel sorgt dafür, dass es immer mehr Pflegebedürftige geben wird. Doch im selben Zeitraum wird sich die Anzahl der Erwerbstätigen und somit auch der Pfleger*innen noch weiter verringern.
Ein großes Problem hierbei ist, dass immer weniger Personen den Pflegeberuf ausüben möchten.
Das liegt einerseits an der oftmals schweren, körperlichen und psychischen Arbeit, andererseits auch an der geringen Wertschätzung von den Arbeitgeber*innen sowie von der Gesellschaft für diesen eigentlich enorm wichtigen Beruf. Das Pflegepersonal hat oftmals außergewöhnliche Dienste, Sonntags-, Feiertags-, und Nachtdienste, welche sehr belastend sein können, weil man zum Beispiel oft die Wochenenden nicht mit der Familie verbringen kann. Außerdem tragen sie eine hohe Verantwortung, Verantwortung für unsere Gesundheit.
Den Pflegepersonen macht ihr Beruf zu schaffen.
Ihre Arbeitstage sind extrem lang und belastend, hinzu kommt auch noch das vergleichsweise geringe Gehalt. Oftmals können sich Pflegepersonen nicht ausreichend Zeit für Patient*innen nehmen, sondern nur das Nötigste erledigen, denn im Zimmer nebenan wartet schon die nächste Person. Diese Arbeitsbedingungen belasten nicht nur das Pflegepersonal, sondern auch alle anderen Beteiligten. Einige Führungspersonen tragen auch ihren Beitrag zur Unzufriedenheit in diesem Beruf bei. Zeit für Gespräche, Zuhören und Lachen gibt es viel zu selten, vor allem in Zeiten von Corona kann dies sehr belastend sein, weil Bewoh-ner*innen nur selten Besuch empfangen dürfen und den dann meist auch nur mit Maske und Abstand.
Tag und Nacht wird hart gearbeitet, doch am Ende des Monats, wenn das Gehalt dann endlich kommt, fragt man sich zweimal, ob es die Mühe überhaupt wert ist. Es muss einiges geändert werden, damit sich in Zukunft junge Menschen für eine Karriere im Pflegebereich entscheiden und den auch ausüben möchten, ohne selbst an einem Burnout zu erkranken.
Es müssen viele verschiedene Maßnahmen getroffen werden, um dem künftigen Bedarf an Pflegepersonal gerecht zu werden. Das Image des Pflegeberufs muss um einiges verbessert werden, um dessen Attraktivität zu steigern und so jungen Per-sonen aufzuzeigen, dass dies ein möglicher Karriereweg mit guten Aussichten für sie sein kann. Man sollte auch versuchen, verschiedene Gruppen von jungen Menschen konkret anzuspre-chen und diese dann während der Ausbildung bei Bedarf gezielt zu unterstützen, um zu verhindern, dass sie ihre Ausbildung vielleicht abbrechen.
Politiker reden immer von Wertschätzung der Pflege.
Wertschätzung beginnt mit ausreichendem Personalstand. Personalberechnung der Pflege in Wien liegt 20 Jahre zurück. Rechnet man die Tätigkeiten, die in den letzten 25 Jahren dazu gekommen sind, benötigen wir mindestens 10 % mehr Pflegekräfte in der Stadt.
Wenn sich in Sachen Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und dem autoritären Umgang mit den Pflegepersonen nicht schleunigst etwas ändert, dann werden wir mit ziemlicher Sicherheit nach wie vor viel zu wenige Arbeitskräfte in der Pflege haben.