Wir haben einen Rahmendienstplan mit der Personalvertretung vereinbart, da steht drin, dass wir auf der Station mindestens vier Personen sein müssen.

Normal sind fünf bis sechs Personen,

jetzt sind wir seit Monaten nur drei auf der Station und sollen demnächst auch noch neue Kompetenzen übernehmen. Vier Personen bedeutet aber schon Mindestpräsenz, jetzt haben wir noch weniger.

Wir sagen:

Wir schaffen das nicht mehr!

und was sagt die Oberschwester?

Wir schaffen das, irgendwie schaffen wir das.

Aber wir schaffen es nicht mehr. Und das merken unsere PatientInnen und auch wir selbst: Wir können zum Beispiel zu Mittag nicht essen.

Ein Kollege hat seit Monaten Magengeschwüre und es ist bekannt, dass das mit dem Stress zu tun hat, trotzdem ändert sich nichts.

Weil wir zu wenige sind, gibt es immer wieder Unruhe.

Also hat die Oberschwester eine Supervision vorgeschlagen, aber die Menschen wollen nicht einmal mehr zur Supervision kommen, weil sie nichts über den Dienst hören, sondern nur noch nach Hause wollen. Alle Krankenschwestern und -pfleger auf der Station gehen wie Zombies durch die Gegend, so müde sind sie.

Obwohl es nicht genug Leute gibt, glaubt aber die Stationsschwester, alles ist gemacht.

Wir müssen ja seit den Pflegeskandalen alles dokumentieren – was nicht dokumentiert ist, ist offiziell nicht gemacht worden – und das ist ein riesiger zusätzlicher Aufwand.

Früher haben wir alles gemacht und nichts dokumentiert, heute sind die Leute so überarbeitet und ausgelaugt, dass sie zwar in der Dokumentation alles ankreuzen, was sie hätten machen sollen, in Wirklichkeit aber teilweise nicht alles machen – sie schaffen es nicht.

Statt sich mit den PatientInnen befassen zu können, müssen sie Zeit für die Dokumentation aufbringen. Man dokumentiert aber nur noch für sich selbst, für die eigene Sicherheit, für die Oberschwester, die glaubt, es ist alles gemacht, fürs Gesetz, nicht für die PatientInnen.

Wenn ich einen Patienten drei Tage lang nicht wasche, oder ihm den Blutzucker nicht messe, oder er dehydriert ist und ich nicht 40 Mal vorbeikommen kann, um ihm ein paar Schluck Saft zu geben, passiert gar nichts, solange ich in die Dokumentation schreibe, dass es gemacht ist.

Es ist absurd.

Irgendwas muss passieren, sonst gibt es bald den nächsten, riesigen Pflegeskandal.

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