„Wann ist ein Mann ein Mann?“ Diese Frage, die schon in den 80er Jahren aus den Radios schallte, beschäftigt auch heute noch viele männliche Jugendliche, die sich Gedanken um ihre berufliche Zukunft machen. Viele folgen noch einem traditionellen Rollenbild und suchen nach einem Beruf, der es ihnen später ermöglicht, eine Familie als Alleinverdiener zu ernähren. Das macht Berufe mit höherer Bezahlung deutlich attraktiver. Längst bräuchte es eine dringend notwendige Aufwertung.
Elementarpädagogik ist ein Frauenberuf?
In der Außenwirkung sind es hartnäckige Stereotype, die den Zugang zur Elementarpädagogik unattraktiv erscheinen lassen. Früher sprach man oft von einem Frauenberuf und das Bild hält sich ausdauernd. Es suggeriert einen geringeren Verdienst und wenig gesellschaftliches Ansehen – man spiele ja nur mit Kindern, müsse singen können und Purzelbäume beherrschen (nun ja, das stimmt nun nicht mehr, denn die wurden ja medienwirksam aus der Aufnahmeprüfung gestrichen). Fachwissen und spezielle Skills wären mit Empathie und Hilfsbereitschaft schon längst abgedeckt und nicht weiter gefordert.
Die noch immer verbreitete Ansicht, dass Kinderbetreuung keine spezifischen Qualifikationen erfordert, da sie ja schon früher unbezahlt von Frauen in Familien geleistet wurde, ist für diesen Beruf verhängnisvoll.
Das Gehalt ist für die Berufswahl jedoch nicht der alleinige Faktor: Es geht auch um das Ansehen im Familien- und Bekanntenkreis. Viele männliche Jugendliche fürchten, von ihren Freunden für eine vermeintliche “unmännliche” Berufswahl verspottet zu werden.
Eine Empfehlung für eine Aufwertung sozialer Bildungsberufe lautet: „Sie müssen auch für Männer attraktiv werden.“
Für den beruflichen Nachwuchs müsste die Elementarpädagogik (sozialer Bildungsjob) also dringend attraktiver werden, aber wie? Der Stellenwert eines Berufs ist über lange Jahre kulturell geprägt und lässt sich daher nicht einfach einfordern, wie die überschaubaren/ begrenzten Erfolge der zahlreichen Streiks und Demos von Pädagog*innen in den vergangenen Jahrzehnten zeigen.
Hoher Frauenanteil, traditionell schlechtere Bezahlung? Ein Blick über den Tellerrand – Beispiel Hamburg
In Hamburg ist die Zahl männlicher Erzieher in Kindertagesstätten gestiegen und wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Zurzeit lassen sich mehr Männer denn je für diesen Beruf ausbilden – eine Folge der Initiative „Mehr Männer in Kitas“, die vom Europäischen Sozialfonds und dem Bundesfamilienministerium gefördert wurde, um für die aus pädagogischen Gründen für wichtig gehaltene Präsenz männlicher Rollenvorbilder zu sorgen.
Ein Grund für den Erfolg: In Hamburg hat man in Werbung investiert. Auf großflächigen Plakaten und in einem Kinospot wurden männliche Erzieher als Vorbilder präsentiert mit dem Slogan: „Sei alles, werde Erzieher.“
Auf den Plakaten wurden bewusst keine Kinder gezeigt. Die Entfaltungsmöglichkeiten der Zielgruppe sollten im Vordergrund stehen. Flankiert wurde die Werbekampagne von persönlichen Beratungsgesprächen und Auftritten auf Jobmessen, mit dem Ziel, über die Ausbildung zum Erzieher, die erforderlichen Fähigkeiten und den Berufsalltag zu informieren
Elementarpädagogik: Mindestens 20 Prozent Männer empfohlen
Mindestens 20 Prozent sollte laut EU-Empfehlung der Männeranteil in elementarpädagogischen Einrichtungen betragen.
Davon sind wir in der MA 10 noch weit entfernt. Wir pendeln uns zwischen 8 und 10% ein. Schade, wenn in Statistiken gleich die Kollegen anderer Berufsgruppen in der MA 10 mitgerechnet werden und den Schnitt heben, um Hoffnung und Zuversicht zu erzeugen, denn das gibt es falsches Bild ab.
Die letzten Wochen und Monate haben in unserer Trägerorganisation übrigens nicht sehr zu einer Imagestärkung der Pädagogen beigetragen. Vorkommnisse, welche Kollegen zugeordnet werden und noch in Abklärung sind, haben Verunsicherung und Abschreckung bei Pädagogen im Dienst als auch bei potentiellen Neubewerbern gebracht. Wer will schon in der Öffentlichkeit auf Grund seines Geschlechtes vorverurteilt werden – weil da ja vielleicht mal was sein könnte…
Der Eindruck, dass Männer eine Ausnahme im elementarpädagogischen Bereich bleiben, hat sich so wieder erhärtet. Auch, dass es nicht so einfach ist, frauendominierte Berufe umzustrukturieren. Es braucht das Vertrauen im Alltag, die damit verbundene Sicherheit und eine Selbstverständlichkeit für das Bild von männlichen Pädagogen in der Elementarpädagogik.