Die Wahl ist geschlagen.

Der Demokrat Alexander Van der Bellen konnte sich hauchdünn, nur 31.026 Stimmen lagen zwischen beiden Kandidaten, gegen den deutschnationalen Kornblumenträger Norbert Hofer durchsetzen.

Während die Anhänger VdBs aufatmen – die Wahlkarten haben das Ergebnis noch zugunsten ihres Kandidaten gedreht – sprechen die (schlechten?) Verlierer des deutschtümelnden Burgenländers bereits seit vorgestern von Wahlbetrug.

Neben den üblichen Geschichten von wegen „vorangekreuzten“ Wahlzetteln, Austauschen derselben und Verschwindenlassen von Briefwahlkarten – das alles natürlich ohne Vorlage von Beweisen, gibt es auch interessantere Varianten. Da wird im Netz behauptet, dass Komapatienten von der EU Wahlkarten zugeschickt bekommen oder Pensionistenwohnheimleiter einfach alle Wahlkarten selber ausfüllen, wird von interaktiven Funktinten (ja wirklich!) gesprochen und noch so manch anderes unterstellt.

Nutzen wird den Blauen dieses Geschrei wohl nichts, sind dann doch 31.026 Stimmen Unterschied zwischen beiden Kandidaten.

Was heißt das?

Vor der Auszählung der Wahlkarten hat Norbert Hofer noch mit 144.006 Stimmen geführt (51,9:48,1 Prozent), mit den Wahlkarten hat ihm Van der Bellen 175.032 Stimmen abgenommen und damit dann doch relativ deutlich überholt. Besonders in den Städten fühlte man sich von VdB besser vertreten, waren die geschürten Ängste wohl doch nicht ganz so groß wie auch die Sprengelauszählungen beweisen. In der Leopoldstadt bekam Alexander Van der Bellen 71,15% der Stimmen, in der Brigittenau 63,02% und auch in Ottakring war er mit 66,0% klar und deutlich vor Norbert Hofer.

Dabei waren dies die Bezirke, wo in den letzten Wochen und Monaten die Kriminalitätsschwerpunkte waren – zumindest wenn man den Medien glauben darf. Dass sich die Menschen dort trotz aller verständlicher Sorgen und Ängste nicht von Hofers Parolen einfangen haben lassen, gibt Grund zur Hoffnung.

Und auch einen Vertrauensvorschuss bzw. klaren Arbeitsauftrag, diese Probleme (endlich) in den Griff zu bekommen. Generell konnte die FPÖ, deren Kandidat Norbert Hofer ja war, nicht in gleichem Maße punkten wie noch im Oktober 2015 davor. Lediglich in Simmering konnten sich die Blauen ganz hauchdünn mit 50,32 zu 49,68 Prozenten durchsetzen. In Favoriten zum Beispiel fiel die Wahl überraschend klar mit 54,37 zu 45,63% für Alexander Van der Bellen aus. Und das trotz massiver Stimmengewinne der Blauen in manchen Gemeindebauten.

Am späteren Nachmittag gaben sowohl Norbert Hofer als auch Herbert Kickl ihre Niederlage zu und verlautbarten, eine Wahlanfechtung nicht um ihrer selbst willen machen zu wollen. Dies bedeutet wahrscheinlich ein Akzeptieren der neuerlichen Niederlage. Denn nach der Nationalrats­wahl 2013, der Landtagswahl 2015 ist jetzt auch die Bundespräsidentenwahl 2016 zuungunsten einer Partei ausgegangen, die mit Hetze und dem Schüren von Ängsten und Ressentiments, aber ohne konkrete und vor allem konstruktive Lösungsvorschläge bei den Wählern punkten wollte.

Wobei – vor allem am Land (wo die Flüchtlingsfrage kaum eine Rolle spielt) konnte Hofer punkten. Im Burgenland, seiner Heimat, bekam er 61,4 Prozent der abgegebenen Stimmen. Dies sollte auch Landeshauptmann Niessl zu denken geben, der mit seiner Koalitionsvorstellung die FPÖ entzaubern wollte. Das Gegenteil ist offenbar der Fall und bestärkt damit wohl jene Menschen unter den Sozialdemokraten (wie z.B. Bundeskanzler Kern), die gegen eine Koalition mit Blau sind. Dabei gibt es im Burgenland mit 12,2% der Gesamtbevölkerung den geringsten Migrantenanteil und die Arbeitslosenquote liegt auch im Mittelfeld. In Wien, wo rund 43% aller Einwohner einen migrantischen Hintergrund haben, kam Hofer nur auf 38,8%. Hier ist die Arbeitslosenquote aber auch fünf Prozent höher als im Burgenland.

Was bleibt jetzt zu tun?

Nun, zunächst einmal sollten sich die Wogen wieder glätten, der Riss, der durch die österreichische Gesellschaft ging, geglättet und verspachtelt werden, um sich dann den realen Problemen, die nicht wegzudiskutieren sind, zuzuwenden. Vor allem die Regierungsparteien sollten sich da an der Nase nehmen und wieder für das Volk und nicht für sich selbst und ihre jeweiligen Interessen regieren. Nur dann kann man einen blauen Bundeskanzler 2018 und eine massive Verschlechterung der Lebensbedingungen für die ÖsterreicherInnen verhindern.

Hier noch einmal die Ergebnisse im Detail:

Alexander Van der Bellen:  2.254.484 Stimmen, also 50,3% (1.793.857 Urnenwähler)

Norbert Hofer: 2.223.458 Stimmen, also 49,7% (1.937.863 Urnenwähler)

Gesamt:  6.382.507 Wahlberechtigte davon 4.6431.054 Wähler, das sind 72,7%
165.212  ungültige und 4.477.942 gültige Stimmen

Links:

Wien Gesamtübersicht

Bundespräsidentenwahl 2016

diesubstanz.at

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