Regierungsprogramm: Gesundheit – ein Überblick

Kurz und Strache haben sich ehrgeizige Ziele bei der Gesundheitsversorgung gesetzt. Erreichen wollen sie diese allerdings unter dem Motto „Viele Steuern – weniger Leistung – mehr Eigenvorsorge“.
Alles Horror? Wir haben uns für euch im Detail angeschaut, was Türkis-Blau für den Gesundheitssektor vorhat und was das für uns als PatientInnen und MitarbeiterInnen bedeutet.

Die Sicherung und der weitere Ausbau unseres hochwertigen Gesundheitssystems erfordert Initiativen, die die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten, die Qualität der Versorgung, sowie die Effizienz und Effektivität der Verwaltung in den Mittelpunkt stellen. Die Regierung will für alle Bürgerinnen und Bürger einen niederschwelligen Zugang zu bestmöglicher medizinischer Versorgung sicherstellen und

  • einen besonderen Fokus auf Gesundheitsförderung und Prävention legen,
  • die Stärkung des Hausarztes und der Gesundheitsversorgung vor Ort erreichen,
  • die Einführung von Landarzt-Stipendien forcieren,
  • Verbesserung der Rahmenbedingungen einführen, um Wartezeiten auf Operationen, Behandlungen und Untersuchungen transparent zu machen und zu reduzieren
  • die nachhaltige Reduktion der Sozialversicherungsträger auf maximal 5 Träger durchführen,
  • die Bekämpfung von Sozialmissbrauch im Gesundheitswesen forcieren.

Schwerpunkt Finanzen:
„Viele Steuern – weniger Leistung – mehr Eigenvorsorge“

Die Stadt wächst jährlich um ca. 30.000 BürgerInnen und die Gesellschaft darf sich einer höheren Lebenserwartung erfreuen. Diese zwei Parameter werden nicht ausreichend in der angedachten Finanzierung berücksichtigt. Zum einem, weil sich ergebende Kosten gerne unter „Soziales“ finden, zum anderen, weil die Politik vermehrt auf zukünftige Eigenvorsorge setzt. Ob das nun die Harmonisierungsgedanken im Zuge der Diskussionen um die Zusammenlegung der Krankenkassen sind, oder die Bestrebungen, mehr Selbstbehalte in der Gesundheitsversorgung einzuführen. Besonders in Wien wackeln die Finanzen des KAV durch das Krankenhaus Nord. Die Kosten steigen mindestens so schnell, wie die Inbetriebnahme in weite Ferne rückt. Da das Projekt „Spitalskonzept 2030“ aber schon seit Jahren umgesetzt wird und die Umstrukturierungen ungebremst laufen, bedarf es weiterer erhöhter Bundeszuschüsse. Denn ansonsten wird auch weiterhin beim Personal, der Qualität und bei der Versorgungsdichte gespart.

Schwerpunkt Personal:
„Vom Traumberuf zum Alltagshorror“

Seit Jahren verdichtet sich die Arbeitsbelastung der MitarbeiterInnen im KAV, als auch in Spitälern privater Träger. Die Mehrkosten der neuen Arbeitszeitmodelle werden oftmals mit der sich nach unten verringernden MitarbeiterInnenanzahl kompensiert bzw. durch den Einsatz von Assistenzkräften. Die neuen Ausbildungen sollen auch den zunehmenden Fachkräftemangel ausgleichen. Die Verweildauer im „Wunschberuf“ wird unter den vorherrschenden Alltagserschwernissen immer kürzer. Stress, andauernde Personalunterbesetzungen, unzureichende Krankenstands- und Urlaubsvertretung und zunehmende Gewalt am Arbeitsplatz sind keine positiven Voraussetzungen für ein gestaltbares und erfüllendes Berufsleben. Die MitarbeiterInnen sind selbst nach Urlauben nach kürzester Zeit ausgelaugt und scheitern, selbst mit den besten Vorsätzen, am System. Manchmal geht die zerstörerische Kraft am Arbeitsplatz so weit, dass Selbstbeschädigung oder Suizid Platz und Raum beim Denken bekommen.

Lucia Schwarz/pressfoto/freepik

Lucia Schwarz/pressfoto/freepik

Schwerpunkt KAV:
„Husch – pfusch“, Schluss damit!

Aus der Vergangenheit betrachtet, ist der Wiener Krankenanstaltenverbund ein Selbstverwirklichungsklub für alltagsferne Führungskräfte, selbstdarstellende und machtgeile PolitikerInnen und gierige Beratungsfirmen. Mit der neuen Stadträtin Frauenberger versucht Wien, neue, reflektiertere Wege zu gehen. Ob das im Zusammenhang mit dem Neukonzept der betrieblichen Ausrichtung klappen wird, kann nur die Zukunft zeigen. Momentan hat es den Anschein, als würde hinter verschlossenen Türen getüftelt und gedacht. Alle MitarbeiterInnen des KAV wurden eingeladen, Verbesserungsvorschläge abzugeben. Jedenfalls haben die Stadtregierung und die SteuerzahlerInnen noch viel Freude mit dem Krankenhaus Nord zu erwarten. Ein wirkliches Bauende und eine Inbetriebnahme ist nicht in Sicht, die Kosten steigen mehr oder weniger wöchentlich, Personal befindet sich auf Abruf in anderen Häusern oder muss erst aufgenommen werden und geplante Schwerpunktmedizin wird von anderen Häusern übernommen. Unterm Strich wird all dies also auf dem Rücken der MitarbeiterInnen ausgetragen. Und damit drehen sich auch die Unzufriedenheitsspirale und die steigende Gewaltbereitschaft der PatientInnen und deren Angehörigen weiter.

Aufgaben der Dienstgeberin und der Politik:
Gemeinsam für uns alle!

Dienstgeberin und Politik sind zwei Säulen, die einen Schulterschluss zeigen müssen, indem transparent kommuniziert wird, was unser Kranken- und Vorsorgewesen kann und was es dazu braucht. Den schönen Schein nach außen hin weiterhin tragen und nach innen die MitarbeiterInnen über alle Maße in eine Pflicht nehmen, welche auch immer, bringt uns und die PatientInnen keinen Schritt weiter. Es ist Zeit, die Lage und die Forderungen anzusprechen, die nachhaltige und gute Gesundheitsversorgung braucht. Die neue Bundesregierung kann und darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen und diese nur den Ländern zuweisen. Möglicherweise hat unsere Stadträtin, Sandra Frauenberger, auch weiterhin den Mut, offen Problemfelder anzusprechen. Erst wenn ich Schwachstellen erkenne, kann ich diesen entgegenwirken. Und das Wissen um notwendige Veränderungen ist bei den MitarbeiterInnen in den Spitälern und Ambulanzen überall abrufbar. Die Politik wird nur mit Beraterfirmen nicht weiterkommen – es braucht das Wissen und die Erfahrungen von den Menschen, die täglich vor Ort ihre Arbeit einbringen. Gebt uns endlich die Rahmenbedingungen, dass wir unsere Arbeit tun können!

Aufgaben der Personalvertretung und der ­Gewerkschaft:
Nicht wegschauen oder zustimmen, sondern wachsam sein und handeln!

Die Interessenvertretungen müssen ihre Reihen schließen und vor, aber auch hinter den MitarbeiterInnen stehen. Es müssen noch deutlichere Worte gefunden werden, um Klarheit über die Notwendigkeiten zu transportieren. Die MitarbeiterInnen jammern nicht auf hohem Niveau, sondern fordern für die PatientInnen die Rahmenbedingungen ein, um zukunftsorientierte Gesundheitsversorgung leisten zu können. Die Bundesregierung, als auch die Stadt Wien, will gut ausgebildete Menschen am Arbeitsmarkt haben – egal in welcher Sparte – verdammt noch mal, dann ermöglicht uns, unsere Arbeit zu tun. Wir können medizinische und pflegerische Versorgung für die Bevölkerung gewährleisten und haben großes Potential und Ausdauer.

Investiert endlich dort, wo es notwendig ist. Nicht in Versprechen auf Foldern und Plakaten, sondern vor Ort für die PatientInnen und für die MitarbeiterInnen, die ihr Bestes für die Zukunft der Gesundheitsversorgung in dieser Republik geben!

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