Die Banalität dümmlicher Grafiken
Unter diesem Link ist ein Leitfaden für die Dienstbeschreibung (die „Alte“) bzw. Dienstbeurteilung (die „Neue“) abrufbar. Eine etwa 15 Seiten dünne Anleitung für den schnellen Gebrauch, falls eine Beurteilung/ Beschreibung ansteht. Nicht besonders aufregend oder auffällig, wenn man die ortsübliche Magistratsanweisungsprosa gewöhnt ist.
Sollten wir uns die Mühe machen und unsere Aufmerksamkeit auf eine darin enthaltene Grafik (Seite 3, unten) lenken, ist es vielleicht doch ein bisschen auffällig. Die Grafik ist wahrscheinlich aus dem Lehrbuch für inhaltsleeres Phrasendreschen gerutscht und soll so zu Auflockerung der eher trockenen Materie beitragen. Vielleicht hat aber auch der Verfasser beim letzten HR-Fortbildungsseminar zu fleißig mitgeschrieben und das Wording der Beraterbranche zu sehr verinnerlicht.
Die Grafik wird von insgesamt 6 Begriffen eingerahmt, die mit der eigentlichen Sache überhaupt nichts zu tun haben (Dienstpostenplan, Dienstrechtslegistik, EDV-Instrumente usw.). Die Grafik soll wohl einen stilisierten Zeitstrahl darstellen, der mit der Personalbedarfsplanung beginnt und mit dem Austritt endet.
Diese Darstellung, die in ihrer eleganten Schlichtheit die Grenze zur Infantilität ordentlich austestet, bietet keinerlei relevante Information, aber dafür das eine oder andere interessante Wording.
„Onboarding und Integration“ – gemeint ist hier die Einführung neuer Mitarbeiter. Warum schreibt man das dann nicht so? Onboarding ruft eher andere Assoziationen hervor: Outboarding – über die Planke gehen lassen und davor kommt noch das dienstliche Waterboarding.
„Talente managen“ und „Führungskräfte entwickeln“ sind auch adäquate Sprechblasen und Allgemeinplätze, mit denen man über allfällig fehlende Inhalte hinwegkommt.
Am Ende des dargestellten Zeitstrahles ist wohl der Gipfel des Zynismus mit dem Begriff „Austritt begleiten“ erreicht. Darunter könnte man sich zwei Securitymitarbeiter vorstellen, die einen gefeuerten Arbeitnehmer die Schlüssel und die Gleitzeitkarte abnehmend bei der Eingangstüre hinaustreten. Und all jene Kolleginnen und Kollegen, die in letzter Zeit wegen erhöhter Krankenstände gekündigt wurden, fühlen sich wohl eher unbegleitet bei ihrem Austritt. Nach teilweise jahrzehntelangem Dienst an der Allgemeinheit und ruinierter Gesundheit, werden sie am Ende ihres Arbeitslebens zum AMS geschickt. Aber das findet sich in keiner Grafik wieder.
Auf dem Zeitstrahl wäre zwischen Aufnahme und Austritt noch viel Platz für:
- Altersgerechte Arbeitsplätze
- Altersteilzeit
- Gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen
- Mobbing unterbinden und einiges mehr.
Aber auch das hat keinen Raum beim „Leistung fordern und bewerten“.
Euer Distel Team