Buch von Richard Schuberth.

Darin enthalten sind die in der Wiener Straßenzeitung Augustin veröffentlichten Texte zur Serie über Karl Kraus. Die 2008 als Buch bei Turia+Kant herausgegebene Ausgabe wird erweitert um drei weitere Essays:

  1. Blauer Dunst und brauner Dunst,
  2. Die Charakterfrage – Karl Kraus in schlechter Gesellschaft?
  3. sowie #kraus #sprachkritik # janund?

Nachgegangen wird der Denkweise des Karl Kraus sowie seinem eigenem Sprachduktus. Die Absicht des Autors liegt darin, Appetit zu machen, Karl Kraus wieder zu lesen und über „selten begangene Schleichpfade (…) Vorstöße in die innersten Spannungsfelder von Karl Kraus“ zu unternehmen (Seite 9/10).

In den einzelnen Kapiteln werden die ambivalenten Facetten des Satirikers Karl Kraus näher untersucht: sein Verhältnis zu Hitler und zum Austrofaschismus; betont wird sein Hass gegenüber der Bürgerlichkeit, seine Liebe, nicht nur zur Sprache, sondern auch zum weiblichen Geschlecht.

Seiner 1913 vorgenommenen provokanten Aussage in Bezug auf die Psychoanalyse wird ein gesondertes Kapitel gewidmet. Kraus’ Schweigen auf Hitler’s Antritt als Reichskanzler 1933 blieb vielen seiner Anhänger ein Dorn im Auge. Erst ein Jahr später, 1934, äußerte sich Karl Kraus zum Reichskanzlerantritt in der Zeitschrift „Fackel“, deren Herausgeber er war.

Schuberth thematisiert im vorliegenden Werk auch die geistige Liebesbeziehung zwischen Karl Kraus und Rosa Luxemburg, die Kraus’ frühe sozialkritische „Fackel“-Texte lobte. In den drei neuen Kapiteln setzt sich der Autor mit der Sprachkritik des Karl Kraus auseinander, nimmt Bezug auf zeitgenössische Themen und Medien, und fragt am Ende: „Wäre er heute wirklich Blogger?“

Der niederösterreichische Autor Richard Schuberth hat penibel recherchiert, sein vorliegendes Buch bleibt nicht an der Oberfläche, sondern geht in die Tiefe. Mehrere Mußestunden sind erforderlich, will man das Denken des Karl Kraus vollständig durchdringen. Schuberth bewies bereits als Schauspieler und Cartoonist ein feines Gespür für zeitgenössische Themen. Es lohnt sich auf jeden fall, sich auf die Materialfülle und auf Karl Kraus einzulassen.

Geschrieben von Cornelia Stahl.

Quelle: Die Alternative

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