Unsere ersten Bildungseinrichtungen und deren MitarbeiterInnen werden von der Bundesregierung von mehreren Seiten torpediert

Künftig weniger Förderungen

Zeitdruck gibt es bei den Kindergärten aufgrund der auslaufenden 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern. Darin werden die Zuschüsse des Bundes an die Länder und deren Verpflichtungen von der Bildung bis zur Pflege und eben auch die Kinderbetreuung geregelt. Für 2019 will der Bund laut Medienberichten statt der bisher 140 Millionen Euro nur noch 90 Millionen Euro zuschießen. Es entsteht hier also Druck auf Sozial- und Bildungseinrichtungen, den sowohl Kinder, als auch PädagogInnen spüren werden.

Betreuung soll Bildung ersetzten

14-Stunden-Tag für Kinder? Die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf wird durch den 12-Stunden Tag eindeutig verschlechtert. Es liegen keine Lösungen vor, wie die Betreuung der Kinder geregelt werden soll – nämlich dann, wenn die 60 Stunden Woche die Praxis wird. Noch weniger wird thematisiert, dass der Kindergarten kein Abstellplatz für Kinder von berufstätigen Eltern ist. Wollen wir das wirklich für unsere Kinder und uns selbst, dass Kinder 14 Stunden am Tag im Kindergarten oder Hort verbringen? Wann bleibt dann Zeit für das Miteinander in der Familie? Eltern und Kinder haben ein Recht auf gemeinsame Zeit. Aus Psychologie und Pädagogik wissen wir, wie bedeutend die gemeinsam verbrachte Zeit für beide Seiten ist, besonders aber für eine gesunde soziale Entwicklung der Kinder. Wenn Eltern einer 60-Stunden Woche ausgeliefert sind und vermehrt am Wochenende arbeiten müssen, sinken dafür die Chancen. Aber das scheint den PolitikerInnen egal zu sein. Hauptsache der Wirtschaft geht es gut – zumindest der Gewinn steigt. Gefühlt zählen Menschen gar nichts mehr. Und die schwächsten unserer Gesellschaft, unsere Kinder, schon gar nicht.
Die Öffnungszeiten reichen nicht aus. Die Zeit drängt. Schon mit 1. September soll die neue Arbeitszeitregelung in Kraft treten und damit Zwölfstundentage leichter möglich machen. Die Verfügbarkeit von Kinderbetreuung wird bis dahin kaum ausreichend ausgebaut werden können. Ein Zwölfstundenarbeitstag zuzüglich der Bring- und Abholzeit ist selbst in diesem Fall nicht möglich – bei längeren Pendelzeiten noch weniger. In Wien, insbesondere bei der MA 10, können die Eltern bereits jetzt von Montag bis Freitag in der Zeit von 6.00 – 18.00 Uhr ihre Kinder „versorgt“ wissen.
Die Zukunft kann ja hoffentlich nicht so aussehen, dass Kinder abgestellt und fremdversorgt werden sollen. Und das in der Hoffnung, so die Bildungselite heranzuziehen. Die Gewerkschaften sind aufgerufen, den ausufernden Anforderungen der Wirtschaft und der neuen Bundesregierung entgegenzutreten. Denn sonst diskutieren wir in absehbarer Zeit nicht erweiterte Öffnungszeiten der Kindergärten, sondern Kinderhotels, wo Kinder im Bedarfsfall ein- und ausgecheckt werden. Ohne Rücksicht auf das Kind, aber mit aller Kraft für die Wirtschaft! Nein DANKE!

Fachpersonal fehlt

Die elementarpädagogischen Einrichtungen leiden seit Jahren unter einem eklatanten Fachkräftemangel. Junge Menschen beschreiten zwar den Ausbildungsweg der Elementarpädagogik, entschließen sich jedoch im Anschluss für ein weiterführendes Studium, verbringen zwischen 3-5 Jahren im Beruf, oder steigen erst gar nicht im Kindergarten als Fachkraft ein. Angeführte Gründe dafür sind unzureichende Rahmenbedingungen und zu geringe Möglichkeiten der Bildungsumsetzung bei den Jüngsten aber auch die unzureichende Anerkennung der Tätigkeit in und für die Gesellschaft und, vor allem in Wien, auch die schlechte Bezahlung. Die bevorstehenden Kürzungen und Einsparungen sind hier wenig hilfreich und setzen förmlich zum Vernichtungsschlag an.

Personal schwer unter Druck

Bei der Befragung von MitarbeiterInnen der Wiener Kinder Gärten wurden folgende Belastungen durch ihre Arbeit angegeben:

  • Zunehmender Zeit- und Termindruck
  • Beschleunigung, Arbeitsverdichtung, Multitasking
  • Informationsmangel oder -überflutung
  • Freundlichkeitsdruck, Umgang mit Leid und Krankheiten
  • knappe Personalbemessung
  • Verwischen der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit
  • Angst vor Arbeitsplatzverlust (Krankenstand, Beurteilung)
  • fehlende Handlungsspielräume und mangelnde Beteiligungsmöglichkeiten
  • isoliertes Arbeiten ohne Möglichkeit zu sozialen Kontakten
  • Lärm, Hitze, Kälte, Zwangshaltungen, enge räumliche Verhältnisse
  • schlechtes Betriebsklima
  • Mobbing, Ausgrenzung in Teams
  • schlechtes Führungsverhalten der Vorgesetzten
  • unklare Arbeitsaufgaben und -abläufe
  • ständige Konflikte oder Mobbing gegenüber Einzelnen
  • Veränderungen im Betrieb (z.B. Umstrukturierungen, usw.), besonders, wenn diese mit den MitarbeiterInnen nicht offen besprochen werden und diese nicht in Neuorganisation des Betriebs eingebunden werden
  • hohe Fremdbestimmung (die KollegInnen haben wenig oder gar keinen Einfluss auf ihre Arbeitsinhalte, Arbeitsabläufe und die Zeiteinteilung)
  • fehlende oder schlechte Qualifikation bei erhöhten Anforderungen
  • Belastungen durch Lärm

Regierung demonstriert extreme Kurzsicht im elementaren Bildungsbereich

Von einem planvollen, durchdachten und langfristigen Ausbau der elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen ist nichts zu hören und zu sehen. Daneben benötigen wir auch einen einheitlichen Qualitätsrahmen für Kinderbetreuungseinrichtungen. Wir brauchen endlich verlässliche Qualität statt Länder-Willkür und planlosem Wildwuchs. Die Finanzierung sollte einheitlich durch den Bund erfolgen und aus einer Pro-Kopf-Finanzierung bestehen – ergänzt um einen Chancenbonus für jene Kindergärten, die sich besonderer Herausforderungen, wie etwa Integration und Deutschförderung, annehmen. Also eindeutig die Einrichtungen der MA 10. Mehr Geld würde den Kindern, Eltern aber auch den MitarbeiterInnen gut tun. Gerade in die Jüngsten müssen wir investieren und Kindergärten endlich als Bildungseinrichtungen begreifen.

Politik pokert hoch

Einsparungen bei den Jüngsten schädigen Mensch und Wirtschaft. Die OECD legt allen ihren Mitgliedsstaaten ans Herz: „Es ist Zeit für Reformen für ein nachhaltiges und inklusives Wachstum. Investiert in Bildung, Qualifikation und digitale Infrastruktur“.
Die Bundesregierung nimmt einen anderen Weg: Einsparungen und Kürzungen der Mittel in allen Bereichen der Bildung, von den Kindergärten, über die Schulen bis zur Lehre, die Zugangshürden für berufstätige Studierende, die Streichung von Qualifikationsangeboten für MigrantInnen, generell die Kürzung von Qualifizierungsangeboten für Arbeitssuchende – das alles wird mittelfristig zur „Minderqualifizierung“ führen. Bildungsnotstand und die damit verbundene Arbeitslosigkeit werden dem Staat und uns BürgerInnen keine sichere Zukunft bieten!

Grafik: dooder / Freepik

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