Hallo Martina, stell dich doch kurz vor.

Hallo, mein Name ist Martina Petzl-Bastecky und ich bin die Vorsitzende der KIV/UG.

Wie lange bist du schon im Dienst der Gemeinde? Was war/ist deine Aufgabe?

Ich bin seit Jänner 1988 bei der Stadt Wien beschäftigt. Ich bin diplomierte Kindergarten- und Hortpädagogin, habe meine Ausbildung allerdings nicht in der Stadt Wien Schule (BAFET) für KindegartenpädagogInnen absolviert, sondern in der Hofzeile im 19. Bezirk.  Für die 80er Jahre war eine Anstellung deshalb nicht die sprichwörtlich „Gmade Wiesn“, sondern mit einer Wartezeit verbunden, weil die AbsolventInnen der eigenen Bildungsanstalt immer den Vorzug bekamen.

Meine ersten Wochen im Dienst verbrachte ich im Kindergarten in der Semmelweisklinik (Bastiengasse) und zwar in der Krippe. Danach wurde ich einem Kindergarten im 16. Bezirk in der Liebhartsgasse zugeteilt. Dort war ich bis 1992 und habe ebenfalls super Jahre mit den KollegInnen des Teams verbracht. Wir waren eine richtig eingeschweißte Truppe. Leider haben sich unwegbare Verständnissschwierigkeiten mit meiner Leiterin eingeschlichen, die mich in den 12. Bezirk, in die Assmayergasse geführt haben. Dort war ich bis Mai 1999 tätig, zuerst im Hort, dann in der Krippe und schließlich im Kindergarten.

Im Rückblick liegen sicher dort die schönsten und nachhaltigsten Berufserlebnisse. Die pädagogische Arbeit mit den Kindern, in der Zusammenarbeit mit ihren Eltern und meinen KollegInnen, lassen mich auch heute noch ins Schwärmen kommen. In der Assmayergasse wurde auch der Grundstein für meine Tätigkeit als Personalvertreterin und Gewerkschafterin gelegt.

Wann und warum hast du beschlossen, dich in der Personalvertretung zu engagieren?

1992 war mein Kindergartenwechsel vom 16. in den 12. Bezirk. Der Grund war für mich die unaushaltbare Alltagssituation mit meiner Leiterin. In tiefer Verzweiflung wandte ich mich an meine Inspektorin (heute Regionale Leitung Elementare Bildung) und fand Gehör und Unterstützung. Damals versuchte ich es auch bei der Personalvertretung. Die KIV kannte ich nicht und von der Mehrheitsfraktion erhielt ich keine Unterstützung, weil meine Leitung in dieser Fraktion Mitglied war und bestens vernetzt. Mehr als ein „Schlag ins Gesicht“.

Und besonders irritierend war, dass meine Leitung immer bestens informiert war, wenn ich die Personalvertretung um Unterstützung ersuchte. Für mich damals eine Doppelmühle: Chefin und Interessenvertretung gegen mich – super DANKE. Hilfe und Gehör erhielt ich jedoch seitens der Dienstgeberin. Diese persönliche Geschichte hat letztendlich mein Engagement für meine jetzige Tätigkeit begründet.

Wie bist du zur KIV gekommen? Warum hat die KIV dich angesprochen?

Im Kindergarten Assmayergasse war eine KIV-Kollegin als Assistentin eingesetzt. Über meine Erzählungen, weshalb ich mich versetzen lies, und die Geschichten zu meiner früheren Leiterin sowie den Eindrücken der Mehrheitsfraktion in der Personalvertretung, fragte sie mich einfach, ob ich nicht mal mit ihr zu einer KIV-Sitzung kommen will. Kurz – das habe ich auch gemacht und bin seither bei der KIV.

Die KIV hat mir gleich gefallen. Da wurde zugehört und nachgefragt. Da wurde erklärt und Hilfe in allen Fragen angeboten. Und was auch toll war, war, dass ich nicht nur mit dem Bereich der Kindergärten zusammenkam, sondern auch mit vielen anderen MitarbeiterInnen der Gemeinde Wien.

Dieses Über-den-Tellerrand-Blicken war bereichernd und hat auch abgelenkt. Plötzlich war ich gefordert, auch für anderen Magistratsabteilungen mitzudenken, Lösungen und Strategien zur Bewältigung von Problemen zu finden – das war echt ein Knaller und hat Freude gemacht.

Martina Petzl-Bastecky von der KIV-Zentrale

Du bist die Vorsitzende der KIV. Was ist deine Aufgabe in der KIV?

Als meine größte Aufgabe sehe ich es, das Biotop KIV vor allen bedrohlichen und zerstörerischen Situationen zu schützen. Das bedeutet in der Umkehr den Zusammenhalt in der KIV zu stärken, manchmal als Prellbock herzuhalten sowie auf eine respektvolle und wertschätzende Zusammenarbeit mit den VertreterInnen der anderen Fraktionen und der Dienstgeberin fokussiert zu sein. Im Eigentlichen funktioniert die KIV wie ein Familienbetrieb und daraus ergeben sich auch ähnlich gelagerte Arbeiten. Ich habe also so ein bisschen die Rolle „Mädchen für alles“.

Woran arbeitest du gerade? Und welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Ich arbeite gerade an einer Einschätzung des neuen Regierungsprogramms und die damit verbundenen Auswirkungen auf die MitabeiterInnen der Gemeinde Wien.

Besonders liegt mir die Begleitung von MitarbeiterInnen der Gemeinde am Herzen, die ihr mentales Gleichgewicht verloren haben. Hier mache ich keinen Unterschied, ob der Auslöser im dienstlichen oder privaten Umfeld liegt. Für Menschen da zu sein, wenn sie es brauchen, ist nach wie vor für mich Motivation und Ansporn in meiner Arbeit.

Was war eines der schönsten oder lohnendsten Erlebnisse bei deiner Arbeit als PersonalvertreterIn?

Ich kann mich für ein bestimmtes Erlebnis nicht entscheiden. Ich komme aus einem großen Bereich – den Kindergärten der Stadt Wien – da reden wir über mehr als 8000 MitarbeiterInnen. Vom kleinen Anruf bis hin zur umfangreichen Begleitung – jedes Danke und kleine Lächeln am Ende einer Personalvertretung ist schön.

Betrachte ich Personalvertretung aus Sicht der Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen, so ist es lohnend, das Miteinander zu leben. Nicht um zu mauscheln, sondern um die Vielfalt und Achtung in der Demokratie für die Interessen der KollegInnen zu nützen.

Was war dein bisher größter Erfolg als PersonalvertreterIn?

Dieser Erfolg war eindeutig 2009. Als KIV starteten wir im Kindergartenbereich eine Unterschriftenpetition für mehr Personal und bessere Bezahlung. Das war damals unter dem Widerstand von Teilen der Mehrheitsfraktion der Gewerkschaft und dem nicht unbedingten Wohlwollen der Dienstgeberin. Zwei Demos an zwei Samstagen brachten jedoch letztendlich Gewerkschaft und Dienstgeberin an den Verhandlungstisch. Die Mobilisierung von tausenden MitabreiterInnen der Kindergärten, deren Zuspruch in der Sache  aber auch die Aufmerksamkeit der Medien werden mir für immer unvergessen sein.

Was ist etwas, das nicht viele Leute über dich wissen?

Die KIV hat mir zwei Lebensmenschen geschenkt. Zum einen meinen leider bereits verstorbenen Mann, Troopy Bastecky. Zum anderen meine Herzensfreundin und Seelenverwandte Marion.

Was ist etwas, das du gut kannst?

Menschen zuhören und für aussichtslose Situationen gute Lösungen finden.

Wenn du dir für die nächsten 4 Jahre für die Gemeindebediensteten etwas wünschen könntest, was wäre das?

Da fallen mir gleich mehrere Dinge ein. Die Einführung der Altersteilzeit, das Jobticket, ausreichende Personalressourcen und stabile politische Verhältnisse.

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