Ich arbeite als Kinderpsychiaterin. Gerade in meinem Fach ist es extrem wichtig, sich Zeit nehmen zu können, um zu beobachten und zuzuhören.
Leider haben wir aber gerade dafür immer weniger Zeit.
Denn durch die Einhaltung der EU-Verordnung zur Höchstarbeitszeit der ÄrztInnen – die’s eh schon über zehn Jahre gibt, aber Österreich hat anscheinend erst jetzt bemerkt, dass wir bei der EU sind – wird es bei uns echt schwierig: Die Tagespräsenz ist bei uns auf der Station viel niedriger und das wirkt sich natürlich direkt auf die PatientInnen aus – es sind weniger ÄrztInnen vorhanden, die sie versorgen. Das finde ich gerade im Bereich Kinderpsychiatrie ziemlich bedenklich.
Es wäre eigentlich nötig gewesen,
den niedergelassenen Bereich und die Tageskliniken vor der Umsetzung der EU-Verordnung auszubauen, um den Spitalsbereich zu entlasten. Das ist nicht passiert und jetzt haben wir stattdessen immer weniger Zeit für unsere PatientInnen und immer mehr zu tun.
Darunter leidet nicht nur die Qualität der PatientInnenversorgung, sondern ehrlich gesagt auch die Motivation und Genauigkeit bei den versorgenden ÄrztInnen und auch bei mir.
Ich möchte endlich wieder genug Zeit für den Beruf,
den ich mir ausgesucht habe, und ich will ihn gut und gründlich machen, ohne ständig länger bleiben zu müssen, ohne mich überlastet zu fühlen und ohne das Gefühl zu haben, dass manche Behandlungen aus Zeitmangel suboptimal verlaufen.