… und seine Folgen.

Massiver Eingriff

Ich hab mir jetzt einige Videos rund um die Vorfälle in Köln in der letzten Woche angesehen. Es ist schlimm was dort passiert ist. Ein massiver Eingriff in unsere Gesellschaft, ein massiver Eingriff in die persönlichen Rechte der betroffenen Menschen (vor allem der dort anwesenden Frauen).

Und ja, auch die Polizei hat einen Anteil an diesem Geschehen, weil sie – also irgendein befehlshabender Polizeioffizier – die Situation falsch oder gar nicht beurteilt hat.

Die daraufhin folgende Empörung

der Betroffenen und ihrer Familien verstehe ich. Ich verstehe auch, dass man diese Vorkomnisse (und nicht nur die in der Silvesternacht passierten) thematisieren muss. Sexuelle Gewalt gegen Frauen ist immer ein Thema, welches uns alle angeht. Vor allem die Männer, die diese Gewalt ursächlich ausführen.

Sei es weil sie es als Geburtsrecht sehen, sei es weil sie „provoziert“ wurden oder aus religiösen Gründen, immerhin steht auch in der Bibel dass die Frau dem Manne untertan sei – es ist IMMER der Mann der diese Gewalt ausübt, niemals die Frau.

Natürlich ist es Unsinn auszuführen, alle Männer wären potentielle Vergewaltiger, nur weil sie das Ding in der Leibesmitte tragen, aber es ist sehr wohl eine Frage der Erziehung, wie Mann sich Frau gegenüber verhält.

Und darüber zu Reden ist immer wichtig.

Was mich an der ganzen Diskussion stört, sind die sofort auf eine Gruppe projezierten Vorurteile, die schon an Menschenhatz erinnert.

Na klar, die Flüchtlinge, da lassen wir diese Moslems rein und dann machens das

oder

eh klar, die machen nur das was ihre Religion ihnen vorschreibt

– diese und noch härtere Formulierungen, verbunden mit dem Ruf nach strenger Bestrafung, Abschiebung und Grenzschliessungen geistern durch die Medien.

Eine glückliche Zeit für Rechtsparteien und deren Populisten, geht ihre Saat doch langsam auf.

Die sich mittlerweile in Deutschland totgelaufene Pegida-Bewegung erhielt wieder neuen Auftrieb und konnte rund 400 Hooligans und Rechte in Köln versammlen, die die Polizei massiv attackierten und dabei „Wo, wo, wo wart ihr Silvester?“ skandierten.

Gerade jene Gruppe von Menschen, die jedes Wochenende bei Fußballspielen fleißig „All Cops Are Bastards“ singen und sich am liebsten gegen die Staatsmacht stellen. Die in Aussendungen von einem Polizeistaat und Stasimethoden sprechen.

Genau diese Gruppe fordert nun von den Sicherheitsbehörden, dass sie eingreifen. Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es glatt lustig.

YouTube: Film1, Film2

Nun will natürlich kein vernünftig denkender Mensch irgendwelche Bürgerwehren und Selbsthilfegruppen zum Schutze unserer Frauen oder ähnlichen Quatsch, die öffentliche Sicherheit ist und bleibt in der Hand des Staates und nicht ihrer „besorgten Bürger“, zu hinterfragen ist die weitere Vorgangsweise seitens der Behörden aber trotzdem.

Nach einem Bericht

des österreichischen Frauennotrufes haben österreichweit 74,2% aller Frauen schon mal mit sexueller Belästigung, 29,5% mit sexueller Gewalt zu tun gehabt. Von diesen 29,5% wurde jede vierte Frau vergewaltigt, jede dritte Frau erlitt den Schock einer versuchten Vergewaltigung und jede zweite Frau wurde zu sexuellen Handlungen genötigt.

Diese ernüchternden Zahlen – darin ist die Gewalt gegen Kinder noch gar nicht enthalten – sollten Anstoss zu einer ernsthaften Diskussion über das Recht am eigenen Körper und das Recht „Nein“ zu sagen sein.

Vor allem auch deshalb, weil „nur“ 19,5% aller Täter nicht aus der Familie, dem Umfeld oder dem Bekanntenkreis der Frau gehören, sprich „Zufallstäter“ sind. Ebenfalls die Statistik, wonach „nur“ 10,1% aller Vergewaltigungen im sogenannten öffentlichen Raum (auf der Strasse, in Parks, auf allgemein zugänglichen Orten) stattfinden, der Rest (89,9%) im unmittelbaren häuslichen oder beruflichen Umfeld (Wohnung, Büro, Auto, Restaurant).

Betrachtet man diese Zahlen, dann haben wir mit Sicherheit ein massiveres Problem mit sexueller Gewalt gegenüber Frauen als gedacht, denn kein vernunftbegabter Mensch kann ernsthafterweise glauben, dass für all das „die Flüchtlinge“ oder „die Moslems“ verantwortlich sind. Vielmehr ist es der „freundliche Nachbar“, der „Patenonkel“, der eigene Bruder, Onkel, Opa, Vater oder Arbeitskollege bzw. Chef, der diese Taten verübt.

Bei all diesen Zahlen

(dabei wurden nur die letzten drei Jahre als Tatzeitraum benannt) muss man leider noch festhalten, dass die Dunkelziffer weit höher ist. Laut dem Innenministerium bzw. dem Frauennotruf zeigen nur 8,8% aller vergewaltigten Frauen und Mädchen diese Tat an, der Rest bleibt im Dunkeln, weil sich die Frauen und Mädchen zu sehr dessen schämen, was gegen ihren Willen an ihnen ausgeführt wurde.

Einerseits weil es immer noch die vorherrschende Meinung ist, „dass sie ja selber daran schuld ist“ oder weil sie sich nicht der erniedrigenden Prozedur einer Anzeige mit dem damit verbundenen Prozess aussetzen will. Mit einer Anzeige und der damit verbundenen Öffentlichmachung einer Vergewaltigung beginnt für die meisten Frauen und Mädchen der Spießrutenlauf erst richtig.

Nicht nur, dass sie es psychisch verarbeiten muss was ihr angetan wurde, nein sie wird in vielen Fällen auch noch von einer gnadenlosen Umwelt danach beurteilt, wie sie sich vor der Tat verhalten hat. Auch vor Gericht geht diese Be- und Verurteilung ihres Lebenswandels weiter, gibt es doch statistisch gesehen nur bei jeder fünften angezeigten Tat auch eine Verurteilung des oder der Täter. (Quelle: Statistik Austria)

„Unterstützt“

wird diese mehr als ernüchternde Bilanz noch durch die allgemein vorherrschende Meinung, eine selbstbewusste, moderne Frau kann sich schon wehren und ein Klaps auf den Po (wie sogar von Spitzenpolitikern immer wieder kundgetan) sei normal.

So war FP-Chef Strache noch 2013 gegen ein explizites Pograbschgesetz während er knapp drei Jahre später öffentlich Empörung gegen die Behandlung von Frauen in deutschen Städten zeigte. Auch seine Postings während des Jägerballs 2013 sind in diesem Zusammenhang zu nennen.

Ebenso hat ein Sager des damaligen FDP Fraktionschef Rainer Brüderle einer Journalistin gegenüber („Sie könnten schon ein Dirndl ausfüllen“) zu einer politischen Debatte bezüglich der Notwendigkeit eines solchen Gesetzes geführt.

Immerhin, seit Juli 2015 gibt es endlich ein solches Gesetz, dass es Frauen ermöglicht, sich gegen unerwünschte körperliche Avancen zu wehren. Und was unerwünscht ist entscheidet die Frau – nicht der Mann.

Artikel Standard: Po-Grapschen…

ZAHLENDATENFAKTENzuSexuellerGewaltSeptember2014.pdf
tabellenband_2014.pdf

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