Oftmals sind es die kleinen Schritte und das unermüdliche Dranbleiben

„Ohne geht es eben nicht!“ Schon als Kind habe ich diese Worte immer wieder von meiner Urgroßmutter gehört. Sie hat zwei Weltkriege erlebt, hat den Nationalsozialismus überlebt, hat einen Sohn im Krieg verloren und musste es ertragen, dass eine Tochter in die Staaten ging.

In den Phasen des Wiederaufbaues und des Wirtschaftswachstums war sie in der ersten Reihe dabei – auch ohne männliche Unterstützung – weder privat noch geschäftlich. Ihr war es ganz wichtig, sich als Frau nicht den Rang ablaufen zu lassen, sich bevormunden zu lassen oder irgendwo verbannt zu werden. Und nein, es ging nicht um Männerhass, sondern um eine selbstverständliche Teilhabe in der Gesellschaft – das hat sie ganz oft betont. Weil es wäre zu einfach, ein Geschlecht gegen das andere!

Ein selbstbestimmtes Leben, unabhängig der Geschlechterfrage zu führen, war bis zu ihrem Tod unendlich wichtig. Mit Haltung und feministischen Werten aufzuwachen und hoffentlich mit kleinen „Siegen“ schlafen zu gehen – das haben wir alle familiär von ihr gelernt. Übrigens unabhängig, ob es sich um Burschen oder Mädchen handelte.

Mikrofeminismus wirkt

Durch den Begriff des Mikrofeminismus fühle ich mich wieder abgeholt in meinem Denken. Es ist jetzt genau so wie damals, dass es die täglichen Wiederholungen des Sichtbarmachens braucht, um die kleinen Schritte zu machen, um dem wirklichen Ziel der selbstverständlichen Gleichstellung näherkommen. Laut Definition von Wikipedia beschreibt Mikrofeminismus eine Form des Feminismus, die sich zur Sichtbarmachung und Überwindung von Geschlechterungleichheit auf kleine, alltägliche Gesten und Handlungen konzentriert.

Mikrofeminismus entwickelte sich als Reaktion auf die fortbestehende Ungleichheit der Geschlechter im Alltag, trotz rechtlicher Fortschritte in vielen Ländern. In vielen Staaten sind rechtliche Gleichstellung und Schutz vor Diskriminierung seit Jahrzehnten gesetzlich verankert, doch nach wie vor erleben viele Frauen Diskriminierung in Form von Lohnungleichheit, eingeschränkten Karrieremöglichkeiten oder unbezahlter Carearbeit.

Ein Kernelement des Mikrofeminismus ist zur Hinterfragung patriarchaler Strukturen die bewusste Veränderung von Verhaltensweisen und Sprache. Die US-Influencerin Ashley Chaney war eine der ersten, welche den Begriff in den sozialen Medien populär machte. In einem Video auf TikTok zeigt sie, wie wir alle den Alltag im Sinne der feministischen Gleichstellung auflockern können.

Die Ethnologin Sophia Wagemann betont die Effektivität dieser kleinen Gesten, da sie oft in alltäglichen Situationen ansetzen, in denen traditionelle Geschlechterrollen sichtbar werden. Diese spielerische Form des Feminismus könne beim Aufzeigen von Ungleichheiten und der Durchbrechung von Geschlechterrollen helfen.

Das Zusammenspiel von Mikrofeminismus und Soziale Medien verstehen wir als unerlässlich für den Austausch von Ideen und Erfahrungen. Hier wird das positive Gefühl verstärkt, Teil einer großen feministischen/übergeschlechtlichen Vielfalt zu sein. Der Anspruch auf feministische Partizipation in der Gesellschaft ist eine kollektive Notwendigkeit struktureller Veränderungen einer ehrlich gelebten Gleichberechtigung.

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