Österreich ist im Pflegenotstand – es herrscht akuter Fachkräftemangel und bis zum Jahr 2030 benötigt Österreich 75.700 neue Pflegekräfte

Immer mehr Menschen werden immer älter. Das ist etwas Gutes und das wollen wir doch alle für uns selbst und für unsere Lieben. Doch diese demografische Entwicklung trifft in der Pflege auf katastrophale Arbeitsbedingungen. Das führt zu einer Pflegekrise in Österreich. Der Pflegenotstand ist ein Begriff, der ein umfangreiches Problem in der Pflege beschreibt, welcher europaweit zu beobachten ist.  Unter dem Wort Pflegenotstand verstehen wir den Mangel an Pflegekräften, der zu Engpässen bei der Versorgung pflegebedürftiger Menschen führt. Die Ursachen für den Pflegenotstand reicht von den schlechten Arbeitsbedingungen über den demografischen Wandel bis zu politischen Entscheidungen.

Es gibt eine Vielzahl von Pflege- und Betreuungsberufen, und seit Jahren wird es verabsäumt, hier Verbesserungen zu erarbeiten. Es wird nicht hingeschaut und nicht angepackt, was angepackt werden müsste. All das ist nur ein Vorbote für schlimmere Zeiten, wenn die Politik nicht gegensteuert. Die Zahl der Personen über 80 Jahren wird sich bis zum Jahr 2040 auf 876.000 verdoppelt haben, im Vergleich zu 2017. Allein bis zum Jahr 2030 werden 76.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Zusätzlich vergrößert sich das Minus beim Personal nochmals mit heuer. Eine massive Pensionierungswelle der Generation der Babyboomer steht ins Haus. Dies wurde bereits beim sozialpartnerschaftlichen Dialog in Bad Ischl 2013 angesprochen. Die Ideen und Vorschläge zu einer möglichen personellen Abfederung sind leider nicht flächendeckend erfolgreich umgesetzt worden.

Und deshalb fordern wir seit vielen Jahren (die ersten Demos zum Thema Pflegenotstand waren bereits in den 90er Jahren des letzten Jahrtausends) dass Politik und Wirtschaft ganzheitliche Lösungsansätze finden müssen. Aus Erfahrung wissen wir, dass immer wieder einzelne Bundesländer mit innovativen Projekten und Ideen die Initialzündung für breite Verbesserung verfolgen, doch oftmals scheitert es an den Finanzen und dem gesamtpolitischen Willen in der Republik

Warum fehlen so viele Pflegekräfte in Österreich?

„Es ist so, dass wir bis 2030 mit einer Steigerung von rund 80 Prozent der Nachfrage nach Pflegedienstleistungen rechnen. Ausgehend vom heutigen Personalstand, sind bis zum Jahr 2030 knapp 17.000 zusätzliche Pflegekräfte nötig (in Vollzeitäquivalente über 12.000), um das Personalverhältnis von heute aufrecht zu erhalten. Bis zum Jahr 2050 sind knapp 77.000 zusätzliche Pflegekräfte nötig (bzw. knapp 57.000 in Vollzeitäquivalenten). Ein notwendiger Ausbau aufgrund von etwaigen Unterversorgungen ist hier nicht berücksichtigt und würde den Pflegekräftebedarf nochmals erhöhen.

(WIFO-Studie Priv.-Doz. Dr. Ulrike Famira-Mühlberger PhD)

Der Pflegenotstand in Österreich hat eine ganze Reihe von Ursachen

Warum so viele Pflegekräfte in Österreich fehlen, hat eine Vielzahl von Gründen. Dazu gehören die Arbeitsbedingungen, die Bezahlung, die Altersstruktur der Beschäftigten und die demografische Entwicklung in Österreich.

  • Altersstruktur der Pflege- und Betreuungspersonen: Rund ein Drittel des Pflegepersonals ist über 50 Jahre alt und wird in den kommenden zehn Jahren in Pension gehen.
  • Demografische Entwicklung: Der Bedarf an Pflegepersonal wächst. Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl der Menschen über 85 Jahre auf 327.000 Personen anwachsen. Am stärksten wird die Gruppe der 85- bis 89-Jährigen wachsen. Der Anteil der erwerbsfähigen Menschen an der Bevölkerung wird gleichzeitig von 62 Prozent auf 57 Prozent sinken,
  • Arbeitsbedingungen: Aufgrund des ohnehin schon fehlenden Pflegepersonals ist die Arbeitsbelastung enorm hoch. Sowohl physisch als auch psychisch. Und das in einem Beruf, in dem ohnehin in Schichtdiensten gearbeitet werden muss. Die Arbeitsbelastung ist so hoch, dass 73 Prozent der Angestellten (in der Pflege sind das zu 85 Prozent Frauen) glauben, nicht bis zum Regelpensionsantritt arbeiten zu können, rechnet das WIFO vor.
  • Bezahlung: Die Bezahlung in den Pflegeberufen ist meist nicht gut. Neben der geringen Wertschätzung (trotz hoher Nachfrage) hat auch damit zu tun, dass in der Branche mittlerweile sehr viele Beschäftigten aus einem Niedriglohnland angeworben werden. Das führt zu Lohndumping.

Um dieser Krise entgegenzutreten, braucht es aus unserer Sicht

Ausbildungsoffensiven in ganz Österreich, eine qualitativ hochwertige und nachhaltige Pflegereform, digitale Tools und KI für Arbeitsalltag von Pflegekräften, Rekrutierung von internationalen Fachkräften, Investitionen ins Gesundheits- und Pflegesystem

Achtung! Mit unter skeptisch verfolgen wir die Entwicklungen privater Investoren im Pflegebereich. Einige Investoren sehen im Pflegesektor eine lukrative Möglichkeit, Gewinne einzufahren. Doch Privatisierungen in diesem Bereich könnten zu spürbaren Nachteilen für die zu pflegenden Personen und deren Angehörige führen. Besonders negative Beispiele kennen wir hierbei aus Großbritannien.

Quelle: https://www.arbeit-wirtschaft.at/pflegenotstand-pflegekrise-betreuung-pflege/

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen