Ich bin Pflegehelferin und pflege gleichzeitig auch meine neunzigjährige Mutter.
Ich kenne also beide Seiten der Medaille und ich kann sagen:
Es gibt einfach zu wenig Personal für zu viele Aufgaben. Das Personal ist schlicht überfordert. Durch diese Überforderung können Fehler passieren und dann heißt es:
Ja, warum habt ihr nicht schon früher was gesagt?
In den letzten 10 Jahren hat sich die Situation massiv verschlechtert; mittlerweile ist die Arbeitssituation zu einer andauernden physischen und psychischen Dauerbelastung geworden.
Die Leidtragenden sind wir als Pflegepersonen, aber vor allem auch die PatientInnen. Momentan darf ich sowieso bis zu 2,5 Jobs erledigen, wegen Personalmangels.
Und auf der anderen Seite denke ich mir auch immer:
Würde ich gerne von Personal gepflegt werden, das so überlastet ist, wie wir es sind und ständig unter Zeitdruck ist?
Als Beispiel: Meine Mutter hat bei ihrem letzten Krankenhausaufenthalt das Mittagessen auf den Beistelltisch gestellt bekommen, mit Deckel. Sie hat aber den Deckel nicht aus eigener Kraft hochheben können, also ist er auf dem Teller und sie hungrig geblieben.
Die Kollegin, die das Tablett dann abgeholt hat, hat vor lauter „Schnell! Schnell!“ gar nicht geschaut oder gefragt, ob meine Mutter überhaupt gegessen hat. Auch dass das Besteck nicht angerührt war, hat sie nicht bemerkt.
Wer möchte schon von Personal gepflegt werden, dass andauernd derart unter Zeitdruck steht? Und wer möchte schon auf Dauer so arbeiten? Ich nicht!