Derzeit kann über den Schandfleck des Jahres abgestimmt werden. Wir befragten Marieta Kaufmann und Laura Gruber über die diesjährigen Nominierungen.

Auswahl; Verleihung; Spenden, Sponsoring

Wer kann nominieren?

Nominieren kann jede Person, Organisation oder Initiative. Die Nominierenden bleiben – sofern sie das wünschen – anonym. Dadurch haben auch ArbeitnehmerInnen die Möglichkeit, ihr eigenes Unternehmen zu nominieren. Wichtig ist, dass in der Nominierung Informationen zu dem vorgeworfenen Verhalten enthalten sind. Auch wollen wir wissen, welcher Bezug zu Österreich besteht.

Was war eure Motivation, den Schandfleck ins Leben zu rufen, und was kann er bewirken?

Träger der Kampagne ist das Netzwerk Soziale Verantwortung, eine Plattform von gut zwanzig Organisationen aus dem Bereich ArbeitnehmerInnenvertretungen und NGOs. Wir zeigen mit unserer Arbeit auf, wie Unternehmen soziale und ökologische Standards untergraben, z.B. dass die Forderung nach Corporate Social Responsibility (CSR) sehr oft eine Taktik der Unternehmen ist, klare Regeln abzuwehren. Freiwillige Initiativen sind kein geeignetes Mittel, um Unternehmensverantwortung zu gewährleisten, also kein Ersatz für Gesetze.

Der Schandfleck macht diesen Widerspruch zwischen CSR-Schein und Sein öffentlich sichtbar, noch jedes Jahr waren CSR-Unternehmen nominiert. Recherche und Dokumentation der Fälle verdeutlichen, in welchen konkreten Bereichen Probleme zu finden sind.

Insgesamt wünschen wir uns ein weitgehendes politisches Umdenken: Soziale und ökologische Belange müssen vor dem Gewinnstreben der Unternehmen stehen. Dazu müssen wir gemeinsam mit anderen Akteur­Innen zusammenarbeiten, Druck aufbauen, aber auch machbare Vorschläge präsentieren.

Wie ist die Nominierung dieses Jahr gelaufen, war es schwer eine Shortlist zu erstellen?

Es sind 19 Fälle nominiert worden. Natürlich ist es schwer, eine Auswahl zu treffen. Allerdings erleichtern drei Kriterien die Auswahl: 1. darf kein Zweifel daran bestehen, dass das vorgeworfene Verhalten stattgefunden hat. 2. muss das Verhalten im Zweifel vor Gericht zu beweisen sein. 3. muss der Fall einen gesamtgesellschaftlichen Missstand aufzeigen, damit die politische Komponente des Preises gewahrt bleibt.

Welche Firmen sind auf der Shortlist?

Nominiert sind sechs Fälle: Castella GmbH (nunmehr Eterna GmbH), Henry am Zug, IKEA ,Jean-Claude Juncker, die Plachutta-Gruppe und Samsung Electronics Co. Ltd.

Von welchen Gewerkschaften werdet ihr unterstützt?

Mitglied unseres Netzwerks sind die Gewerkschaften vida und PRO-GE. Die Unterstützung ist sehr wichtig für uns, zumal der Zusammenschluss von ArbeitnehmerInnenvertretungen und NGOs im Netzwerk Soziale Verantwortung bei Gründung ein Unikum war.

Im Unterschied zu anderen Negativ­preisen wie zum Beispiel dem Public Eye Award hat der Schand­fleck die besonderen Bedingungen von Nominierungen aus dem ArbeitnehmerInnenbereich berücksichtigt. Etliche Nominierungen zeigen, dass es gerade hier einen hohen Bedarf an diesem Werkzeug besteht.

 Auswahl

  1. Die Castella GmbH (nunmehr Eterna GmbH) für rücksichtslose Mietspekulation im Zusammenhang mit der ­Räumung der „Pizzeria Anarchia“ am 28. Juli 2014 unter einem Großaufgebot von 1454 PolizistInnen in der ­Mühlfeldgasse 12 in Wien Leopoldstadt.
  2. Henry am Zug, der Cateringservice in ÖBB-Zügen, wegen Lohndumping. Viele Angestellte arbeiten auch in Österreich, werden aber zu ungarischen Konditionen entlohnt – bloß ein Drittel dessen, was ihre österreichischen Kolleg­Innen bekommen.
  3. IKEA wegen des Widerspruchs zwischen Schein und Sein. Während IKEA sich als besonders nachhaltiges Unternehmen präsentiert, fallen IKEA und seine Zulieferbetriebe durch die Verletzung von ArbeitnehmerInnenrechten auf; des Weiteren verwendet IKEA Nachhaltigkeitssiegel, die als Greenwashing und Irreführung der Öffentlichkeit kritisiert werden; schließlich ist IKEA ein Lehrbeispiel dafür, wie mit allen erdenkbaren Tricks Steuern gespart werden können.
  4. Jean-Claude Juncker wegen effektiver Steuervermeidungspolitik. Der Präsident der EU-Kommission hat in Luxemburg als Premier und Finanzminister eine Steuerpolitik umgesetzt, die dazu führt, dass Unternehmen, aber auch vermögende Einzelpersonen geringe bis keine Steuern ­zahlen müssen.
  5. Die Plachutta-Gruppe wegen respektloser Behandlung des Angestellten Tatara. Der Geschäftsführer Mario Plachutta hat den Kellner Juraj Tatara fristlos gekündigt, weil er sich seine mitgebrachten Erdbeeren mit fünfzig Gramm Betriebszucker versüßen wollte. Zu Unrecht, wie das Arbeitsgericht feststellte.
  6. Samsung Electronics Co. Ltd., weil es insbesondere in der Zulieferkette von Samsung immer wieder zu Arbeitsunfällen und Gesundheitsschädigungen kommt. Von 2007 bis August 2014 wurden laut SHARPS allein in der koreanischen IT-Branche 289 Fälle von berufsbedingten Erkrankungen festgestellt. 232 Erkrankte sind direkt oder mittelbar Samsung zuzuordnen, wovon 98 bereits verstorben sind.Abstimmung

Zum dritten Mal verleiht das „Netzwerk Soziale ­Verantwortung“ den Schmähpreis „Schandfleck des ­Jahres“ – eine Auszeichnung für gesellschaftlich besonders unverantwortliche Unternehmen, Organisationen, ­Institutionen und Einzelpersonen.

Bis Mittwoch, den 18. Feber 2015, 24 Uhr, kann ­abgestimmt werden, wer den „Schandfleck des Jahres 2014“ (Publikumspreis) zum „Welttag der sozialen Gerechtigkeit“ verliehen bekommt.

 Verleihung

  • Freitag, 20. Feber 2015
  • von 18 bis 20 Uhr, anschließend gemütlicher Ausklang
  • im Off-Theater, Blauer Saal, Kirchengasse 41, 1070 Wien.

Eine Anmeldung ist bis Samstag, den 14. Feber 2015 erforderlich.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.

 Spenden, Sponsoring

  • Kontoinhaber: NeSoVe
  • IBAN: AT45 1400 0171 1002 6943
  • Verwendungszweck: Schandfleck.

Quelle: Die Alternative

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