Unsere Mandatarin in Innsbruck, Gerda Pastyrik, verfasst zur Meinung, Asylwerber würden wegen des Sozialsystems zu uns kommen – wären also Sozialschmarotzer – eine Kritik:

Die Entwicklung einer Ungerechtigkeit

Die europäische Entdeckung Afrikas und Amerikas begann im 15. und 16. Jahrhundert durch die aufgrund von Handelskapital bereicherten europäischen Länder: Niederlande, Frankreich, England und Spanien. Vor allem durch die Gier auf Edelmetall angetrieben, wurden die eroberten Länder rasch okkupiert, die Bevölkerung entweder ausgerottet oder versklavt.

Zu jener Zeit wurden Staatsregierungen, Landesherren, Fürsten, Könige, Kaiser und Papst durch Großunternehmer (z.B. Fugger) kreditiert. Im 17. Jahrhundert existieren bereits private und städtische Banken und der damit einhergehende Zahlungsverkehr (Wechsel, Wertpapiere,…). Die Herrschenden, die für die Kriegsführung und Etablierung der Macht immer noch mehr Kapital benötigten, bedienten sich auch deren Dienste. Natürlich forderten sie Einnahmen durch Steuern und Zölle. Die Monarchen standen bei den Finanzkapitalisten hoch in Schuld – ihren Gläubigern boten sie Privilegien: Schürfrechte und Teilhabe an der eroberten Beute. Zwischen Macht und Kapital gab es also (bereits zu jener Zeit) einen großen Zusammenhang.

Neuzeit

Im 18. Jahrhundert entstand ein Dreieckshandel: Waffen und Metallwaren wurden an die Westküste Afrikas exportiert, von dort wurden Sklaven nach Südamerika gebracht, wo sie in Brasilien und den nordamerikanischen Staaten Plantagen- und Schürfarbeit in den Minen verrichten mussten. Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert wurden so ungefähr 12 Millionen Menschen nach Amerika verkauft. Au Südamerika wurden wiederum Zucker, Baumwolle, Tabak und Edelmetalle nach Europa gebracht.

Antwerpen, Amsterdam und London waren im 18. Jahrhundert Zentren der Weltwirtschaft. Unter anderem entstand „Vereinigte Ostindische Kompanie“ (VOC) – eine der wichtigsten Aktiengesellschaften zum Zweck des Kolonialhandels. Die niederländische Regierung verlieh ihr das Recht, Kriege zu führen, Verträge zu schließen, Land in Besitz zu nehmen und Festungen zu errichten. Das heißt, das kapitalistische Geschäft ging mit Kriegsführung und Unterjochung der ansässigen Bevölkerung einher.

In Europa kam es bereits ab dem Mittelalter zur Arbeitsteilung, die feudalistische Produktionsweise entsprach nicht mehr den Anforderungen nach zentralen, effektiven Produktionsstätten. Mit der französischen Revolution wurden aus Leibeigenen freie Bürger (1789). Außerdem wurden durch die erhöhte Produktivität in der Landwirtschaft Arbeitnehmerinnen freigesetzt, die in den Städten Arbeit suchten. Zunftregeln, die Handel und Produktion beschränkten, wurden aufgebrochen. Der freie Markt bot durch Industrialisierung und Wettbewerb neue Maßstäbe des Gelderwerbs, die die Regierenden natürlich unterstützten, um so die eigene Nation im internationalen, imperialistischen Machtgefüge vermehrt etablieren zu können.

Nach dem ersten Weltkrieg erhielten die ArbeitnehmerInnen nach harten Arbeitskämpfen und Beteiligung der Sozialdemokraten an der Regierung Rechte zum Schutz des unerschöpflichen Bedürfnisses des Kapitals nach der Benutzung der Arbeitskraft der ArbeitnehmerInnen.

Der Imperialismus lebt weiter

Diese Entwicklung konnten die Länder Afrikas und Südamerikas aufgrund ihrer Ohnmacht als Kolonialländer nicht mitmachen. Die Länder Afrikas erhielten erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (!) eigene Regierungen. Aufgrund der Jahrhunderte andauernden Unterdrückung konnten sie keine eigene Gesellschaft (weder eine kapitalistische, die durch Verwendung von Arbeitskraft Reichtum produziert, noch eine andere) etablieren. Die Regierenden waren und sind deshalb darauf angewiesen, alles, was sich in ihren Ländern vorfindet und verkauft werden kann – die Rohstoffe also – zu Geld zu machen.

Genau das ist von den Industriestaaten auch erwünscht und gefordert. So vergibt z.B. der IWF nur Kredite an die Entwicklungsländer unter der Vorgabe des Exports. Dadurch können z.B. Agrarprodukte nicht von der eigenen Bevölkerung konsumiert werden – sie werden an die Industriestaaten verkauft – ebenso wie Erze und Öl. So bleibt für die eigene Bevölkerung – abgesehen davon, dass die imperialistischen Staaten die von ihnen unterstützte Gruppierungen mit Kriegsmittel auf- und ausrüsten ( Jemen, Syrien, Irak, Algerien ) und damit Bürgerkriege entfachen – keine Existenzmöglichkeit.

Die Gründe für die Flucht der Asylsuchenden sind im Agieren der imperialistischen Industrienationen zu finden. Von wegen Sozialschmarotzer.

 

Mehr über Imperialismus und Kolonialismus:

https://de.wikipedia.org/wiki/Imperialismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Kolonialismus

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