Sexualisierte Gewalt im Naional­sozialismus. (Nicht-)Umgang nach 1945 und Auswirkungen bis heute.

Veranstaltung im Rahmen der  Reihe „whose story? Veranstaltungsreihe zu Kontinuitäten des Nazismus“

Übersetzung in ÖGS (Österreichische Gebärdensprache). Flüsterübersetzung in Englisch. Der Eintritt ist frei. Rollstuhlgerechter Zugang und Toiletten vorhanden.

Im Zentrum dieser Veranstaltung steht die sexualisierte Gewalt durch das NS-Regime.

Sie ist nach wie vor tabuisiert und wird auch im „Gedenkjahr“ 2015 selten zum Thema gemacht.

Die vielfältigen Formen dieser Gewalt betrafen häufig Frauen* und reichten von verbalen Übergriffen und erniedrigenden Untersuchungsmethoden über Vergewaltigungen und Sexzwangsarbeit bis zu Zwangssterilisationen und -abtreibungen.

Die Tabuisierung im NS-Regime erlebter sexualisierter Gewalt erschwerte es vielen Überlebenden, die erfahrene Gewalt zu verarbeiten.

Folgende Fragen beschäftigen uns dabei:

  • Welche Formen sexualisierter Gewalt gab es im NS?
  • Wie waren sie verschränkt mit antisemitischer und rassistischer Gewalt?
  • Warum konnten/wollten viele Betroffene nach 1945 nicht darüber sprechen?
  • Und welche Auswirkungen hatte das – individuell und auf gesellschaftlicher Ebene?
  • Wie funktioniert heute sexualisierte Gewalt in bewaffneten/kriegerischen Konflikten?
  • Und wozu wird sie eingesetzt?
  • Was ist eine Traumatisierung?
  • Was bedeutet Traumatisierung in diesem Kontext von staatlicher/institutionalisierter/organisierter Gewalt.
  • Welche Auswirkungen kann sie haben? Auf die Betroffenen und auf die folgenden Generationen?

Im Rahmen der Veranstaltung möchten wir gemeinsam über diese und andere Fragen nachdenken und sprechen. Wir möchten den Gründen für diese Tabuisierung nachgehen und darüber sprechen, wie die Gewalt und der (Nicht-)Umgang damit sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene bis heute weiterwirken und welche Forderungen daraus für einen gesellschaftlichen Umgang mit eben solcher Art sexualisierter Gewalt formuliert werden können.

Kurze Inputs von Barbara Preitler und Helga Amesberger sollen ins Thema einführen. Das anschließende Gespräch zwischen allen Anwesenden wird von Maria Pohn-Lauggas moderiert.

Helga Amesberger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Konfliktforschung in Wien und Co-Autorin des Buches „Sexualisierte Gewalt. Weibliche Erfahrungen in NS-Konzentrationslagern“.

Barbara Preitler ist Psychologin, Psychotherapeutin und Supervisorin, Gründungsmitglied und Therapeutin bei Hemayat, Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende in Wien, Lektorin an der Universität Klagenfurt, Autorin zahlreicher Publikationen, zuletzt: Grief and Disappearance. Psychosocial Interventions (2015)

Mit der Veranstaltungsreihe versuchen wir, mehr Sichtbarkeit für die Nachwirkungen von Verfolgung im NS-Regime und die nach 1945 häufig ungebrochen weitergeführte Diskriminierung zu schaffen.

Wir konzentrieren uns dabei auf einige der Verfolgungsgründe, wegen derer junge Frauen* und Mädchen* im Jugend­konzentrationslager Uckermark inhaftiert waren – z.B. die Zuschreibung „asozial“. Die Erlebnisse derjenigen Personen, denen durch die nazistisch gesinnte Bevölkerung brutale Gewalt angetan wurde, werden oft ignoriert oder aus dem Bewusstsein verdrängt.

Die Frage whose story? meint eine Kritik an einem „mehrheits-österreichischen“Diskurs, der – kritisch oder unkritisch – um Fragen von Schuld, Verantwortung und deren Abwehr kreist und damit die Betroffenen selbst wieder und wieder „unsichtbar“macht.

Mit dem Projekt wollen wir versuchen, einige dieser Perspektiven mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Wir möchten außerdem aufzeigen und diskutieren, inwiefern die gewaltvolle Diskriminierung, Unterdrückung und Erniedrigung von Menschen weiterbetrieben wird, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt sind, weil sie nicht ins gewünschte Bild passen.

Dies geschieht tagtäglich in Institutionen, z.B. wenn SozialarbeiterInnen in den Akten ihrer KlientInnen vermeintliche Beweise für deren „antisoziale Persönlichkeit“oder „kriminelle Neigung“dokumentieren.

Oder wenn Passant_innen bettelnde Personen auf der Straße beschimpfen, bespucken und deren „polizeiliche Entfernung“aus dem öffentlichen Raum fordern. Auch gewalttätige rassistische und antisemitische Übergriffe im öffentlichen Raum können nicht als Seltenheit bezeichnet werden.

Ziel unserer Arbeit ist es daher, mithilfe eines aufmerksamen Blickes in die jüngste Vergangenheit Österreichs und Deutschlands gemeinsam Handlungsmöglichkeiten gegen rassistische, sexistische, antisemitische, antiromaistische und klassistische Verhältnisse in der Gegenwart zu entwickeln.

Die Veranstaltungsreihe whose story? begleitet die Ausstellung über das Jugend-KZ Uckermark im Jüdischen Institut für Erwachsenenbildung (JIFE) vom

24. 9. bis 14. 12. 2015.

Die Projektgruppe „whose story?“zeigt die Wanderausstellung in Wien und organisiert die begleitende Veranstaltungsreihe whose story? zu Kontinuitäten des Nazismus. Die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen (ÖLGR/F) ist Trägerin des Projektes.
Ein Projekt der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen  in Kooperation mit dem Jüdischen Institut für Erwachsenenbildung und der Initiative für einen Gedenkort Uckermark. Die gesamte Veranstaltungsreihe findet mit Unterstützung des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und des Zukunftsfonds der Republik Österreich statt.

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