Tabuthema Parkpickerl in Wien und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Arbeitnehmer*innen

Ab März 2022 wird ganz Wien zur kostenpflichtigen Kurzparkzone. Die bisherige Parkpickerl-Fläche wird fast verdoppelt. Die Politik verspricht sich mit dem Aus für kostenlose öffentliche Stellplätze vor allem weniger Verkehr und mehr Lebensqualität. Die Vision von Wien ist, dass mit dieser Maßnahme der Autopendlerverkehr bis 2030 zu halbieren ist.

Die Realität zeigt jedoch, dass es für viele Pendler*innen verkehrs­technisch unmöglich ist, auf das Auto zu verzichten. Die An- und Rückreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt für viele Pendler*innen aus Niederösterreich, dem Burgenland und teilweise auch der Steiermark nicht in Frage, da sie – je nach Wohnort – öffentlich durchaus mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann. Das öffentliche Netz in vielen Bundesländern ist nicht gut ausbaut. Oftmals benötigen Arbeitnehmer*innen von daheim bis zur öffentlichen Anschlussstelle unzumutbare Zeitspannen, deshalb sind viele Pendler*innen leider noch immer auf das Auto angewiesen und sehen sich vor vollendete Tatsachen und ein massives Problem gestellt. Der alternative Ansatz von Fahrgemeinschaft wird bereits jetzt schon oft umgesetzt, da das Parkpickerl in vielen Bezirken ja schon Gang und Gebe ist.

Fehlende Diskussion

Bis heute konnte sich die Arbeitnehmer*innenvertretung nicht hinreißen lassen, diese Tabuthemen zu diskutieren: Wie sieht die finanzielle Belastung aus, wenn Parkscheine bzw. Strafmandate bezahlt werden müssen? Wie sieht die zeitintensive An- und Abreise zum Dienstort aus? Wie klappt die bundeslandübergreifende Ausbausituation des öffentlichen Verkehrs und park&ride-Anlagen? Gerade diese Themen würden sich für einen sozialpartnerschaftlichen Dialog mehr als eignen – gerade deswegen, weil wir alle in einer gesunden Umwelt leben wollen und die nachhaltige, gesunde Gestaltung des Arbeitslebens uns alle angeht!

Abschließend ist anzumerken, dass die „Nichtdiskussion“ sicherlich ein weiteres Abwandern von Fachkräften und begleitenden Assistenzkräften begünstigt. Hier wollen wir besonders den elementarpädagogischen Bereich hervorheben. Viele unserer Mitarbeiter*innen kommen aus dem Umfeld von Wien – Niederösterreich, Burgenland bis hin zur Steiermark und manchmal auch aus noch entfernteren Bundesländern. Genau diese Kolleg*innen werden über kurz oder lang ihre Dienstverhältnisse beenden. Und niemand kann es ihnen übel nehmen: ein mehr als anstrengender und fordernder Job und als Draufgabe eine 50-60 Stunden Woche, da die An- und Abreise keine Erholungszeit ist.

 

Info: Für Beschäftigte, die am Anfang oder Ende der Dienstzeit kein öffentliches Verkehrsmittel benützen können, gibt es eine Ausnahmebewilligung. In begründeten Fällen wird für die Betroffenen eine Parkkarte ausgestellt. Ein Antrag kostet € 14,30.

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