Oder, der nie abgeschickte Leserbrief.

Liebe „trend.“-Redaktion!

Unumwunden geben wir zu, dass ihre Publikation nicht zu unserer Standardlektüre gehört. Das liegt sicher nicht an der Qualität oder der Aufmachung Ihres Druckwerkes, auch die überschaubare Reichweite von rund 3 % hat darauf keinerlei Einfluss.

Als unabhängige Gewerkschaftsfraktion liegen unsere Schwerpunkte eben ganz wo anders.

Umso erstaunter lesen wir die Auftritte verschiedener sogenannter Führungskräfte des Magistrats im „trend.“, die wir durch externe Hinweise so dann und wann entdecken und uns daran ergötzen.

In Ihrer Aprilausgabe durfte die Personalchefin des Wiener Magistrats Sprechblasen absondern und Allgemeinplätzchen backen. Sie hat die Chance, sich als „professionelle Spitzenmanagerin“ zu konstruieren und ein paar inhaltslose Managementworthülsen fallen zu lassen, mit ihrer Mithilfe recht passabel genützt. Die Kenner der Materie durch­schauen die Wortspenden (Flexibilität, Rahmen auflockern, Verwaltung als Start-up) und das gekünstelte Coverbild als das was es ist: ein von paradigmatischer Ideenarmut getragener Selbstdarstellungszwang.

Wer dann außerberufliches Engagement als „Menschenpflicht“ verkündet und dafür einzig die Aktivitäten als Elternvereinsobfrau anführen kann, fällt wohl unter die Kategorie „armselig“. Besonderer Erwähnung bedarf der im Artikel penetrant platzierte Familien­handyklingelton „Die Internationale“. Die erste Textzeile beginnt mit „Wacht auf, Verdammte dieser Erde, die stets man noch zum Hungern zwingt!“ und will so gar nicht mit einem Monatssalär von über 11.000 Euro in Einklang gebracht werden.

In der Sonderausgabe vom August 2016 (Forum Alpbach 2016) durfte eine weitere Führungskraft des Magistrats – als CIO verantwortlich für das Informations- und Kommunikationsmanagement der Stadt – aus Ihrem Heft herauslachen. Dabei handelt es sich um jene Juristin, die nach fünf Probejahren in der Finanzverwaltung am operativen Management triumphal gescheitert war und nun als „Frühstücks­direktorin“ mit Vorträgen an Schulen und Interviews zu Digitalisierungs­themen ihr Dasein fristet. Auf zwei Seiten der Augustausgabe präsentiert sie die voranschreitende Digitalisierung der Bundes­hauptstadt am Beispiel der „Raunzer- und Vernaderungs-App“. Da kann dann jede/r besorgt/e BürgerIn mit dem eigenen Smartphone ein Hundstrümmerlphoto mit GPS-Daten hochladen und die Verwaltung beseitigt den epochalen Missstand umgehend. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, dass diese Juristin 2014 in einem später als unautorisiertem Interview dargestellten Gespräch, ein besonders einfühlsames Menschenbild vermittelte.

Das damalige Interview zeugte von einem eher maschinellen Zugang zum Thema MitarbeiterInnenführung und war voll von Nutztier­vokabular. Da wurden unter anderem Prozesse draufgesetzt, bei welchem Menschen als defizitär erkannt und folgerichtig „entwickelt“ werden mussten. Deren Meinungen und Empfindungen waren eher untergeordnet wichtig, Hauptsache man erwischt eine „kritische Masse“. Und tief blicken ließen auch Aussagen wie:“,… die Mitarbeiterinnen sind sehr obrigkeitshörig, … was seinen Vorteil hat, man kann ihnen extrem viel auferlegen, … relativ viel mit ihnen machen …“

Über Attitüde und Ductus unserer „Chief Information Officer“ und der „Executive Director“ kann man unterschiedlicher Ansicht sein, die defizitäre Einstellung zu jenen, die die Stadt am Laufen halten, lässt sich aber beim bestem Willen nicht wegmoderieren.

Folgenden Vorschlag für einen weiteren Artikel über den Magistrat erlauben wir uns, unter dem Arbeitstitel „Auswahlkriterien für Führungskräfte des Magistrats und die Gründe warum uns diese von der Politik zugemutet werden“, anzuregen.

Mit besten Grüßen

Das Distel-Team der KIV/UG

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