Wien schaut auf dich! Und das ganz besonders, wenn du in die Bedienstetenkategorie AußendienstmitarbeiterIn der MA 67, umgangssprachlich als „Parksheriff“ bezeichnet, fällst.

Klimawandel zeigt Folgen

Gerade eben hat man von Seiten der Dienstführung auf die Klimaerwärmung reagiert. Die geliebte weiße Tellerkappe darf – nicht muss – bei 30 Grad Außentemperatur im Spind der Außendienstmitarbeiterin der MA 67 bleiben.

Dass derartig großzügiges Entgegenkommen natürlich Begehrlichkeiten des Dienstgebers weckt, sollte jedem Personalvertreter klar sein. Ein kleiner Schritt für die MitarbeiterInnen, ein Quantensprung für den Dienstgeber. Der sich natürlich – !!! Achtung, Satire!!! – in der schwächeren Verhandlungsposition befindet.

Es reicht nicht, in Zeiten, in denen die Fiakerpferde Hitzepause machen, weiterhin stundenlang durch sommerlich (auto-)leere Gassen zu rennen und das Sozialbudget Jahr für Jahr durch die Verteilung von Organmandaten mit über 60 Millionen aufzufetten. Bei 34 Grad, die uns Hoch Yvonne beschert, geht noch mehr.

Kreative Essenseinnahme

Da scheint es eine gute Idee, die Zeit zur Essenseinnahme für jene MitarbeiterInnen, die einen längeren Anfahrtsweg in die äußeren Bezirke Wiens (ACHTUNG, PARKPICKERL!!!) haben, vom zentralen Stützpunkt gleich in den jeweiligen Bezirk zu verlegen. Eingefallen ist das vermutlich jemandem, der entweder im klimatisierten Büro oder zumindest vom Winde eines Ventilators umweht, auf die Zustellung seines im Internet bestellten Essens wartend, am Schreibtisch sitzt.

Die Zukunft

Stellt sich nun die Frage, wo nehme ich mein Essen ein? Und: welches Essen? Gehe ich mit einem Jausenrucksack auf Wanderschaft? Suche ich mir einen gemütlichen Heurigen im Wienerwald? Labe ich mich an frisch sprudelndem Quellwasser? Verfeinere ich mein selbstgemachtes Butterbrot mit am Wegesrand selbst gepflücktem Löwenzahn? Oder wird´s doch nur der Stadtrandbilla, eingebettet in die Betonwüste eines Fachmarktzentrums? Wo ich mich mit meiner Jause unter einen schattigen Baum (so vorhanden) am Parkplatz setze, die höhnischen Kommentare der Einkäufer einfach ignoriere und fröhlich pfeifend – „Das Wandern ist des Sheriffs Lust…“ – meine Grundbedürfnisse Hunger und Durst stille.

Bedienstetenschutz, Gewerkschaft

Was sagt nun der Bedienstetenschutz dazu? Die Gewerkschaft? Richtig: genau NIX. Da haben wir als Bedienstete einfach eine zu hohe Erwartungshaltung. In der Privatwirtschaft wäre das ein klarer Fall für den Arbeitsinspektor. Im öffentlichen Dienst hingegen gehen die Uhren anders. Und ganz anders ticken sie in der Stadt Wien.

Leere Straße

Eine der vielen leeren Straßen

Ausgeschlossen

Doch löst diese kreative Art, Zeit zu sparen, wenigstens magisch alle Probleme der Parkraumbewirtschaftung? Natürlich nicht. Statt die Gründe für den Rückgang an Strafeinnahmen im eigenen Bereich zu suchen, schiebt man die Schuld gerne auf die „ach so faulen“ MitarbeiterInnen ab. Die können nämlich nicht dagegen argumentieren. Weil sie in den entsprechenden Gremien wie z.B. dem Koordinationsgremium (Art. 15a Vereinbarung) mangels Einladung einfach nicht teilnehmen können. Schon gar nicht, wenn sie von der falschen Fraktion sind. Partizipation á la Gemeinde Wien. Bloß unter sich bleiben. Nur kein Korrektiv zulassen. Möglichst wenige Informationen teilen.

Bewährt

Fakt ist: das Parkpickerl hat sich im dichtverbauten Gebiet, in dem eine gewisse Fahrzeugfluktuation gegeben ist, bewährt. Hier ist eine flächendeckende Kontrolle wie in der 15a Vereinbarung vorgesehen, sinnvoll. In der Peripherie bzw. den Flächenbezirken macht es allerdings wenig Sinn, jede/n der pro AußendienstmitarbeiterIn der MA 67 vorgesehenen 660 Stellplätze, und sei er noch so leer, 1,5 Mal pro Tag zu kontrollieren. Hier er­weisen sich Schwerpunktkontrollen als wesentlich effizienter. Zur raschen Anfahrt bieten sich – Umwelt­muster­stadt Wien – Elektrofahrzeuge an.

Merke: Wo kein Fahrzeug abgestellt ist, kann ich auch keines kontrollieren. Völlig egal, ob zwei Stunden Außendienst, vier Stunden oder acht Stunden. Aus nichts wird nämlich, auch mit größtem Bemühen, nichts.

15 Minuten Parkschein

15 Minuten Parkschein

Ungenutzte Möglichkeiten

Wie wäre es, die Anrainerzonen im ersten und achten Bezirk gesetzeskonform zu beschildern? Die werden seit ganzen ACHT Monaten (genauer: seit Dezember 2018) nicht kontrolliert und somit auch nicht beanstandet. Macht vermutlich ein paar Millionen aus. Es ist verantwortungslos gegenüber dem Steuerzahler, wenn zwei Bezirks­vorsteher derartiges, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, blockieren. Aber das ist ver­mutlich höhere Politik.

Wie wäre es, das elektronische 15-Minuten-Gratisparken endlich zu limitieren? Nämlich einem Modell folgend, das bei den Citybikes seit nunmehr 16 Jahren erfolgreich angewendet wird. Das ganz einfach die unmittelbare, durchgehende Buchung von Gratisparkscheinen von 9 bis 22 Uhr ausschließt.
Auch alle anderen Umgehungsmöglichkeiten der Gebührenentrichtung sind dem Dienstgeber und der Politik (Rüdiger Maresch, Verkehrs­sprecher) längst bekannt. Wir wollen hier aber keine Handlungs­anleitungen, die zu einer weiteren Einnahmenreduktion führen, geben.

Wie wäre es, die PDAs, die den Parkchip auslesen, auf den technisch letzten Stand zu bringen? Mit einem Display, das auch bei Sonnenlicht ablesbar ist? Einem Scanner, der eine Reichweite von mehr als 40cm hat? Softwareupdates, die dem/r BenutzerIn die Arbeit erleichtern, statt zu dauernden Systemabstürzen zu führen?

Wie wäre es mit zeitgemäßer Uniformierung? Eine Vier-Jahreszeiten-Hose scheint unter heutigen Klimabedingungen alles andere als zeitgemäß.

Und letztendlich: Wie wäre es, gegenüber den MitarbeiterInnen einen wertschätzenderen Umgang an den Tag zu legen? Motivierte MitarbeiterInnen erbringen nachweislich bessere Arbeitsleistungen.
Dazu gehört auch ein Gehaltssystem, das dem Fairnessprinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ weitgehend entspricht, statt die MitarbeiterInnen gegeneinander auszuspielen.

Überrascht

Statt dessen überrascht die neue Vizebürgermeisterin damit, die vom Donaustädter Bezirksvorsteher ventilierten Ideen bezüglich Parkraumbewirtschaftung, die dem FPÖ-Modell schon bedenklich nahe kommen, interessant und diskussionswürdig zu finden. Ein Verkehrsgipfel für Herbst 2019 ist in Planung. In diesem Sinne:

Freie Fahrt für freie Bürger, gratis Parken für alle. Koste es, was es wolle.

Sieht so Verkehrssteuerung und grüne Politik in Zeiten des Klimaschutzes und knapper finanzieller Ressourcen aus? Was wurde aus dem Ziel einer generellen Verkehrsreduktion in einer wachsenden Stadt? Braucht es da nicht neue Ideen und Mut zur Umsetzung?

Wir danken:

Allen Vorgesetzten, die keiner noch so kleinen Verbesserungsmaßnahme zu Lasten der MitarbeiterInnen abgeneigt sind.

All jenen, deren Interesse Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung gilt und die jeder noch so abenteuerlichen Idee gleich einmal aufgeschlossen gegenüberstehen, statt unter Einbeziehung von Experten selbst welche zu entwickeln.

All jenen, die für motivierte und zufriedene MitarbeiterInnen unter bestmöglichen Arbeitsbedingungen sorgen sollten, um dem immer gerne beworbenen Leitbild der „Sozialen Arbeitgeberin“ zu entsprechen.

Chapeau! Fortsetzung folgt…

Mehr zum Thema Parkraumüberwachung und alle PersonalvertreterInnen für Bedienstete der MA 67 findest du auf der KIV-Seite zur Parkraumüberwachung.

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