Frauenfußball: Österreichs Frauen sind ja nicht so unerfolgreich bei Turnieren. Dieses Jahr sind sie ins Viertelfinale eingezogen, 2017 sogar ins Halbfinale. Tolle Erfolge einer in neuerer Zeit professionell geführten Sportart.

Doch es gab schon lange Frauenfußball. Bereits zur Jahrhundertwende 1899/1900 gab es erste Frauenfußballerinnen, die gemeinsam mit den Buben/Männern spielten. Das waren noch keine echten Vereine, sie zählten zu den vielen, damals vorhandenen „wilden“ Vereinen, die ohne behördliche Anmeldungen und ohne Meisterschaft gegeneinander antraten.

In ihrem Buch „Eine Klasse für sich“ haben Matthias Marschik und Helge Faller sich damit beschäftigt. Die Umstände der damaligen Gesellschaft machen es allerdings schwierig, hier gesicherte Informationen und Beiträge zu finden, da Frauensport noch in den Anfängen steckte und von der Männerwelt meist eher spöttisch behandelt wurde. Man sprach Frauen damals schlichtweg die Fähigkeit, sich sportlich zu betätigen, ab.

Zwar gab es schon Sportarten, in denen Frauen brillierten – Tennis zum Beispiel – aber die sogenannten Männersportarten (und dazu gehörte vor allem Fußball) wurden ihnen schlichtweg nicht zugestanden.

Frauenfußball: Der erste Weltkrieg ändert alles

Erst der Ausbruch des Ersten Weltkrieges veränderte das Bild der Frau in der Gesellschaft grundlegend. Da die Männer an der Front waren, mussten die Frauen deren Arbeit übernehmen – zu einem geringeren Lohn, da man sie für nicht so leistungsfähig hielt wie die Männer – aber trotzdem. Der Typus der Arbeiterin war geboren.

Dieser gesellschaftliche Wandel fand auch im Sport seinen Niederschlag, jetzt betrieben Frauen auch die „Männersportarten“ mit großem Erfolg. Leichtathletik, Schwimmen, Rudern, Fußball und andere Sportarten wurden von ihnen gepflegt.

In Großbritannien, zum Beispiel, gab es während des Ersten Weltkrieges regelrechte Meisterschaften, der erste Frauenfußballverein, die „British Ladies“ sind sogar so alt wie der älteste österreichische Fußballverein, die Vienna. Beide wurden 1894 gegründet. Die britische Frauenrechtsaktivistin Netty Honeyball war die treibende Kraft hinter der Gründung der „British Ladies“. Dem ersten Fußballspiel der British Ladies (Nordengland gegen Südengland) wohnten am 23. März 1895 über 10.000 Zuseher*innen bei. Auch das Endergebnis von 7-1 entsprach sicher dem Geschmack des Publikums.

Die Chronik berichtet darüber hinaus, dass bereits seit 1863 Frauen an englischen Schulen diese Sportart betrieben. (siehe auch: Frauenfußball – Wikipedia)

Wie schon erwähnt half der Erste Weltkrieg ironischerweise bei der Verbreitung des Frauenfußballs, bald hatte jedes Dorf seine eigene Mannschaft und bis in die Zwanzigerjahre gab es einen regelrechten Boom, der sich auch auf Österreich ausdehnte.

Frauenfußball in Österreich

Das „Neue Wiener Tagblatt“ schrieb im Dezember 1923 die Gründung eines Frauenfußballvereines aus, der DFC Diana wurde gegründet. Zum ersten Training – der Übungsleiter war der in Wien sehr bekannte Spieler Ferdinand Swatosch – meldeten sich 43 Mädchen und Frauen an. Im Jänner 1924 begann das Training, das aus einem zweiwöchigen Theoriekurs (abgehalten im Hotel Metropol am Morzinplatz, später zu trauriger Berühmtheit als Gestapohauptquartier gelangt) bestand, ehe sie am Rudolfshügelplatz ihre ersten praktischen Übungsstunden abhielten.

Schon zuvor – so liest man in der „Illustrierten Kronen Zeitung“ vom 23. September 1923 – gab es angeblich am 15. September 1923 am Tschechischen Herz Platz ein Frauenfußballspiel, wobei ich persönlich glaube, dass das Datum zwar richtig, der Platz allerdings falsch ist, da die Eröffnung des Tschechischen Herz Platzes (später Verbandsplatz X, Horrstadion, heute Generali Arena) erst am 22. August 1925 war. Von daher glaube ich, dass das erste Spiel am zweiten Hertha Wien Platz war, da die Slovan zu jener Zeit noch in Altmannsdorf am alten Wacker Wien Platz spielte. In Zeitungsnotizen konnte man immer wieder nachlesen, dass Frauenfußballspiele dort im Rahmen von Turnieren als Unterhaltungsveranstaltung stattfanden. Der Artikel in der Zeitung legt nahe, dass diese Spiele 1924 und 1925 zum Gaudium der Zuschauer*innen ausgetragen wurden. 1936 wurde daraus schließlich der Favoritner DFC Hertha gegründet, der an der ersten Meisterschaft teilnahm.

Weitere Frauenfußballspiele wurden in den Sommermonaten 1924 noch auf dem Rudolfshügelplatz, dem Ostmarkplatz und eben bei der Hertha ausgetragen, ehe sich der Verein – Ferdinand Swatosch wechselte nach Deutschland – langsam auflöste. (siehe auch: Erster Damenfußballklub Diana – Wien Geschichte Wiki)

Österreichischer Frauenfußball im Ausland

Immerhin konnte der DFC Diana auch im Ausland bei Olympique in Paris antreten und so die Farben Österreichs im Ausland vertreten. Das Spiel fand am 20.6.1924 statt. Zwar dauerte es noch elf Jahre, ehe mit der Gründung der „Damen Fußball Union“ 1935 ein eigener Verband geschaffen wurde, der Bewerbsspiele organisierte, doch der Vormarsch des Frauenfußballs war nicht mehr aufzuhalten.

Auch das Verbot des ÖFB 1957, Frauenfußballvereine zu betreiben, konnte nicht verhindern, dass ab 1972 Frauenfußballmeisterschaften (die vom ÖFB erst 1982 anerkannt wurden) gab. Der erste Frauenfußballmeister war übrigens der Favoritner AC vor dem USC Landhaus, DFC Ostbahn XI, SV Kagran, Antonshof und dem Gersthofer SV. Gespielt wurde im Wiener Fußballverband.

Mit der Übernahme des Frauenfußballs in den ÖFB 1982 begann der professionelle Fußballbetrieb in zwei Bundesligen, darunter gibt es regionale Spielklassen. Rekordmeisterinnen sind – nimmt man die vom WFV und ÖFB ausgetragenen Meisterschaften – der SV Neulengbach und der UFC Landhaus mit je 12 Titeln, wobei Landhaus seine ersten Titel noch im WFV errang. Union Kleinmünchen mit 8 und SKN Sankt Pölten mit 7 Titeln folgen, aus der „Urzeit“ der Meisterschaft steht der DFC Austria (der nichts mit Austria Wien zu tun hat) mit zwei Titeln (1936, 1937) zu Buche. (siehe auch: ÖFB Frauen-Bundesliga – Wikipedia)

Die ersten Frauennationalmannschaftsspiele reichen international bis in das Jahr 1920 zurück, als England gegen Frankreich antrat und 2-1 gewann. Österreich trat 1936 international an, wobei es sich um Vereinsspiele handelte. Das erste fand am 15. Dezember 1936 in Bratislava statt, der 1. Ottakringer DFC kreuzte die Klingen mit dem DFK Bratislava, Ergebnis 3-3.

Eine Nationalmannschaft der Frauen gibt es seit 1990. (siehe auch: Liste der ersten Frauenfußball-Länderspiele – Wikipedia).

Weitere Quellen:

  • Matthias Marschik, Helge Fellner – Eine Klasse für sich, Wien 2020, Verlagshaus Hernals
  • Illustrierte Kronen Zeitung, ANNO
  • Neues Wiener Tagblatt, ANNO
  • Allgemeine Sport Zeitung, ANNO

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