Eine Inventur zum Thema Corona aus Sicht von Menschen, die in Pension sind.

Der lange Tunnel
Irgendwie haben wir alle schon genug. Genug Pandemie, genug Einschränkungen, genug politisches Blabla. Das Licht am Ende des Tunnels, die nächsten Wochen, die die ganz entscheidenden sein werden, der Babyelefant, testen, testen, testen und der Impfturbo – es reicht.

Und dann die Rückkehr zur Normalität.
Welche Normalität? Wollen wir alle genau zu dem Punkt zurückkehren, bevor die Pandemie losgebrochen ist? In der ganzen Diskussion um die Pandemie gehen mir Überlegungen ab, wie es nach einer Durchimpfung und dem hoffentlich damit verbundenen Abklingen von Ansteckungen und Spitalsaufenthalten weitergehen wird. Ich vermisse Überlegungen, wer das alles bezahlen soll und wird- Ist in dem Zusammenhang eigentlich schon das Wort Solidarität gefallen? Soll es so enden, dass ein Teil seine gesamten Ersparnisse verloren hat, seine Arbeit? und dass es auf der anderen Seite Gewinner der Krise gibt, Menschen, die verdient oder sich durch die Krise etwas erspart haben?

Am Anfang war das Wort… “Koste es, was es wolle!”
Gut, wir wissen mittlerweile, dass dem nicht so ist. Staatliche Hilfen sind nicht überall angekommen, der Ankauf von Impfstoffen wurde finanziell gedeckelt, viele Menschen sind arbeitslos geworden.

Wäre das nicht der ideale Zeitpunkt dafür gewesen, das bedingungslose Grundeinkommen einzuführen? Wieviel Bürokratie wäre da erspart geblieben. Die Menschen hätten nicht zu Bittstellern werden müssen, unvollständige Anträge hätten nicht zu fehlender Unterstützung geführt.

Abgesehen davon, bin ich der festen Überzeugung, dass die Notlagen der einen nicht zu Gewinnen der anderen führen dürfen. So eine Krise, wie die derzeitige ist nur gemeinsam zu stemmen. Wir sollten ohne Gewinner und Verlierer aus der Krise kommen, sondern als Gemeinschaft, die eine schwierige Situation gemeistert hat. 

Die Politik ist da nicht gerade hilfreich. Es wird beschwichtigt, versprochen, geleugnet, beschuldigt, aber auch aufgebauscht und skandalisiert. Jeder versucht, politisches Kapital herauszuschlagen. Eine Gemeinschaft, eine Zusammenarbeit sieht anders aus. Ich selbst habe noch nie verstanden, warum man nicht alle an einen Tisch holt, weshalb Informationen erst spät bis zu spät geteilt werden. Wie viel Streit wäre da zu vermeiden, wenn Lösungen gemeinsam erarbeitet werden? Das ist keine Frage der politischen Kräfte und wer da jetzt in der Regierung sitzt. Es ist eine Frage des Respekts und des Vertrauens.

Der Tunnel ist also länger, als angekündigt, auch wenn das Licht am Ende schon geweissagt wurde.
Bis jetzt sehen wir im Tunnel hauptsächlich den Messias-Kanzler, der sich selbst beweihräuchert und mit dem Laternderl winkt. Das brauche ich nicht. Und es gibt auch noch Stolpersteine, die in der Dunkelheit des Tunnels lauern. Corona-Leugner, Impfverweigerer und rechte Gruppen, die eine Freiheit beanspruchen,
die es so nicht gibt. Wenn ich daran denke, dass die FPÖ sich in der Krise erholt und punktet, dass ein Kickl möglicherweise wieder gewählt wird oder ein Regierungsamt erhält, überkommt mich Übelkeit.

Natürlich bleibt es jedem unbenommen, seine Meinung zu äu ßern, mit der Arbeit der Regierung nicht zufrieden zu sein, die persönlichen Einschränkungen zu kritisieren, aber wir brauchen ja jetzt nicht so zu tun, als wären wir freie Menschen – uneingeschränkt und in allen Belangen. Wir dürfen nicht betrunken Auto
fahren, keine Bank überfallen, nicht einmal nackt über die Straße gehen. Verbote an jeder Ecke. Die aber das Zusammenleben regeln.

Ich halte es da mit Matthias Claudius:
“Die Freiheit besteht darin, dass man alles das tun kann, was einem anderen nicht schadet”.

Das ist schwierig genug.

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