Ich hab das Opt-Out ursprünglich unterschrieben, weil ich nicht aus der Reihe tanzen wollte.
*) Opt-Out: Freiwillige Ausnahme von der neuen ÄrztInnen-Maximalarbeitszeiten-Regelung.
Dann hab ich es zurückgezogen, zum Glück hat ein zweiter Kollege das gleichzeitig mit mir gemacht.
Es kommt aber jetzt ständig Druck von oben, dass ich mehr Stunden machen müsste und ich bin sowieso weiterhin genauso lange im Krankenhaus wie vorher, es hat sich nichts geändert.
Die Alten finden es normal, bis zu 100 Stunden die Woche zu arbeiten – das sind mehr als 400 Stunden im Monat! Ich kann mir das nicht einmal vorstellen, ich will auch was von meinem Leben haben, nicht immer nur arbeiten.
Ich hör aber dauernd:
Je mehr Zeit du da bist, desto öfter kannst du operieren.
Und dann häng ich Blutkonserven an und mach die Aufnahme in der Ambulanz, während der Turnusarzt im OP ist.
Durch die Personalknappheit kann ich als Assistenzärztin für Unfallchirurgie nicht operieren gehen – mir muss ein Oberarzt assistieren und wenn wir zusammen im OP sind, sind gleich 2 ÄrztInnen gebunden.
Da lässt man mich lieber draußen arbeiten, wo sie mich auch brauchen, und ich komm auf der Unfallchirurgie einmal alle paar Wochen in den OP, obwohl ich jede Woche mehrmals operieren sollte, damit ich es lerne.
Andere Häuser
Auch ein Kollege, der das Gegenfach in einem anderen Haus macht, erlebt Ähnliches. Der ist jetzt seit 6 Monaten dort und hat noch nie operiert – das ist auch nicht Sinn der Sache.
Das ist aber auch bei uns so; wenn’s einmal was zu operieren gibt, kommen zuerst die eigenen AssistenzärztInnen dran, dann erst die aus anderen Häusern.
Wie sollen wir etwas lernen, wenn dazu nicht genügend Personal da ist?
Wir sind aber die Zukunft des Systems; wir werden irgendwann auf PatientInnen losgelassen. Sollte es da nicht an erster Stelle stehen, uns eine gute Ausbildung in der Praxis zu ermöglichen?